Der Green City-Konzern plant, betreibt und verkauft unter anderem Wind- und Solarparks und hat zur Finanzierung Anleihen ausgegeben. / Foto: Green City

  Anleihen / AIF, Wachhund

Insolvenzgefahr: Drei Green City-Gesellschaften „in einer finanziellen Krise“

Drei Firmen des Münchener Green City-Konzerns weisen in Pflichtmitteilungen darauf hin, dass sie insolvent werden könnten. Anlegerinnen und Anleger sind mit knapp 117 Millionen Euro in Anleihen der Unternehmen investiert. Um sich frisches Kapital zu besorgen, will Green City neue Anleihen und Aktien auf den Markt bringen. ECOreporter hatte wiederholt auf Anlagerisiken bei Green City hingewiesen.

In Mitteilungen der Green City Energy Kraftwerkspark II GmbH & Co. KG, der Green City Energy Kraftwerkspark III GmbH & Co. KG und der Green City Solarimpuls I GmbH & Co. KG heißt es weitestgehend wortgleich: „Die Gesellschaft befindet sich derzeit in einer finanziellen Krise und könnte möglicherweise drohend zahlungsunfähig sowie möglicherweise überschuldet werden. Dies könnte den Bestand der Gesellschaft und damit auch die Rückzahlung der Inhaberschuldverschreibungen sowie Zinszahlungen hieraus in Frage stellen.“

Betroffen sind folgende Anleihen:

  • Green City Energy Kraftwerkspark II (15/23) (ISIN DE000A161MQ1)
  • Green City Energy Kraftwerkspark II (15/33) (ISIN DE000A161MR9)
  • Green City Energy Kraftwerkspark III (16/26) (ISIN DE000A2AALN4)
  • Green City Energy Kraftwerkspark III (16/36) (ISIN DE000A2AALP9)
  • Green City Energy Kraftwerkspark III (18/26) (ISIN DE000A2G8V82)
  • Green City Solarimpuls 2017 (ISIN DE000A2GSTH8)

Im Premium-Bereich erfahren Sie, worauf Green City die Probleme der drei Unternehmen zurückführt, was in den letzten Geschäftsberichten steht und welche Pläne der Konzern hat.

Mehr zu den Problemen von Green City lesen Sie hier.

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Wie die Anleihenkurse auf die Warnmeldungen reagieren, ist aktuell (18.12.2021, 11:00 Uhr) noch unklar. Die letzten veröffentlichten Kurse stammen von Freitagmittag, die Meldungen erschienen hingegen erst einige Stunden später.

Green City prüft Änderung der Anleihebedingungen

Als Grund für die finanziellen Probleme nennt Green City, dass „Zahlungen von Konzerngesellschaften auf Darlehensrückzahlungsansprüche nicht gesichert sind“. Bedeutet: Projekt- und Betreibergesellschaften von Wind- und Solaranlagen können möglicherweise Geld nicht zurückzahlen, das ihnen die drei Unternehmen geliehen haben. Man prüfe derzeit „verschiedene Restrukturierungskonzepte einschließlich einer möglichen Anleiherestrukturierung“, heißt es in den Mitteilungen. Die Kraftwerkspark II GmbH & Co. KG weist zudem darauf hin, dass die Zahlungen der am 30. Dezember 2021 fälligen Anleihezinsen „derzeit noch nicht gesichert“ seien.

ECOreporter hatte im Juli unter der Überschrift „Müssen sich Anleger Sorgen machen?“ ein Interview mit dem damaligen Green City-Finanzvorstand Frank Wolf geführt. Anlass waren ungewöhnlich niedrige Börsenkurse einiger der jetzt betroffenen Anleihen.

Auf die bilanzielle Überschuldung der Kraftwerkspark III GmbH & Co. KG und der Green City Solarimpuls I GmbH & Co. KG im Geschäftsjahr 2018 angesprochen, erklärte Wolf in dem Interview: „Die plan- und prognosegemäßen Veräußerungen der Projektgesellschaften zum Ende der Anleihelaufzeiten werden zu Erträgen führen. Auf Basis unserer aktuellen Planungen wird hieraus auch auf der Ertragsseite ein Komplettüberschuss entstehen, sodass sich das sich aufbauende negative Eigenkapital wieder ausgleichen wird. Insoweit ist die zwischenzeitliche negative Entwicklung des Eigenkapitals kein Indiz für wirtschaftliche Probleme der Dachgesellschaften, sondern konzeptionsbedingt.“

Kommt es jetzt zu Zinsausfällen?

Auf die Frage von ECOreporter, ob für Anleihegläubiger das Risiko von Zahlungsausfällen gestiegen sei, antwortete Finanzvorstand Wolf im Juli: „Anleihen unterliegen einem gewissen Risikoprofil, das durch die Zahlung von adäquaten Zinsen an die Anleger*innen ausgeglichen wird. Bisher wurden alle Zinsen und Rückzahlungen der festverzinslichen Anleihen der Green City Gruppe fristgerecht und in voller Höhe geleistet.“

Laut Bekanntmachung im Unternehmensregister gehört Wolf seit 30. November 2021 nicht mehr dem Vorstand der Green City AG an. Das komplette Interview mit Wolf können Sie hier lesen.

Mittlerweile haben die drei finanziell angeschlagenen GmbHs mit einiger Verzögerung ihre Jahresabschlüsse 2019 veröffentlicht. Danach hatten die Unternehmen 2019 Nettoverluste erzielt und waren am Ende des Jahres weiterhin bilanziell überschuldet.

Einige Kennzahlen im Überblick:

UnternehmenJahresverlust 2019negatives EigenkapitalAnleiheschuldenErwarteter Verlust 2020
Kraftwerkspark II1,33 Mio. €7,25 Mio. €50,00 Mio. €1,14 Mio. €
Kraftwerkspark III1,35 Mio. €4,85 Mio. €51,80 Mio. €1,45 Mio. €
Solarimpuls 10,31 Mio. €1,13 Mio. €14,85 Mio. €keine Angabe

Wenn es eng wird, muss Green City nicht zahlen

In den Jahresberichten schreiben die zuständigen Wirtschaftsprüfer jeweils wortgleich: Die Bewertung des Unternehmens „wird trotz der bestehenden bilanziellen Überschuldung unter der Annahme der Fortführung der Unternehmenstätigkeit (§ 252 Abs. 1 Nr. 2 HGB) vorgenommen. Für die in der Bilanz ausgewiesenen Anleihen bestehen Rangrücktrittserklärungen. Die Gläubiger der Schuldverschreibungen können ihre Forderungen nicht geltend machen, soweit dadurch bei der Gesellschaft Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung eintreten würde.“ Bedeutet: Die Unternehmen sind möglicherweise auch deshalb noch nicht insolvent, weil sie bei drohender Zahlungsunfähigkeit keine Zins- und Rückzahlungen an die Anlegerinnen und Anleger leisten müssen.

Der Konzernabschluss 2019 der Green City AG, der Dachgesellschaft der Unternehmensgruppe, ist mittlerweile ebenfalls veröffentlicht. Auf Konzernebene verbuchte Green City 2019 einen Jahresverlust von 7,25 Millionen Euro und wies ein negatives Eigenkapital von 40,9 Millionen Euro aus. Der Cash-Bestand lag bei 11,5 Millionen Euro, die Anleiheverbindlichkeiten beliefen sich auf 138,6 Millionen Euro. Dazu kamen 70 Millionen Euro Kreditschulden bei Banken.

Management rechnet weiter mit roten Zahlen

In dem Anfang September 2021 vom Vorstand abgezeichneten Konzernabschluss 2019 erwartet die Green City AG für das Geschäftsjahr 2020 wegen geringerer Projektverkäufe einen Rückgang des Konzernumsatzes um rund 40 Prozent und einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von ungefähr 6 Millionen Euro. 2021 sollen Umsatz und Ergebnis wieder das Niveau von 2019 erreichen.

In einer Anmerkung der Wirtschaftsprüfer heißt es: „Die Gesellschaft geht auch für die Jahre 2020 und 2021 von einem wesentlichen Konzernjahresfehlbetrag aus. Die langfristige Entwicklung der Gesellschaft wird von der Umsetzung der für die Zukunft geplanten Maßnahmen, insbesondere den angestrebten Erlösrealisierungen mit konzernfremden Unternehmen sowie der Verfügbarkeit ausreichender Liquidität seitens der Muttergesellschaft oder anderer Finanzierungsquellen abhängen.“

Green City will neue Anleihen und Aktien anbieten

Für den 20. Januar 2022 lädt die Green City AG zu einer außerordentlichen Hauptversammlung ein. Dort will der Vorstand nach den Vorschriften des § 92 Aktiengesetz anzeigen, „dass bei der Gesellschaft ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals eingetreten ist“. Zudem soll das Management ermächtigt werden, neue Wandelschuldverschreibungen mit einem Nennbetrag von bis zu 24,1 Millionen Euro sowie bis zu 482.000 neue Stückaktien auszugeben.

Auf mögliche Interessenskonflikte wegen Verflechtungen innerhalb des Green City-Konzerns hatte ECOreporter zuletzt hier hingewiesen.

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