Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!

Interview: Ist die DKB Deutschlands nachhaltigste große Bank?
Nachhaltige Fonds für Privatkunden, fast 11 Milliarden Euro Kredite für Wind- und Solarparks – die Deutsche Kreditbank AG (DKB) ist für eine Landesbank-Tochter überraschend grün. Und sie will noch grüner werden. Beziehungsweise blauer. Klingt verwirrend? Dr. Gerrit Mumm, Nachhaltigkeitsmanager bei der DKB, erklärt im ECOreporter-Interview die ungewöhnliche Farbenlehre seiner Bank.
Die DKB, 1990 gegründet, ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der BayernLB. Die Online-Bank mit Hauptsitz in Berlin vergibt Kredite an deutsche Kommunen, Unternehmen und Privathaushalte und bietet zudem nachhaltige Fonds, Anleihen und Crowd-Investments an.
ECOreporter: Herr Mumm, die DKB bezeichnet sich als nachhaltigste der 20 größten deutschen Banken. Ziemlich selbstbewusst …
Gerrit Mumm: Das Thema Nachhaltigkeit ist im Geschäftsmodell der DKB seit vielen Jahren fest und nachweislich verankert. 77,8 Prozent unserer Kredite tragen signifikant zu den globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, den sogenannten SDGs bei und entsprechen damit dem Status einer nachhaltigen Finanzierung. In Summe sind das 54,1 Milliarden Euro. Diese Zahl zeigt, welche wirtschaftlichen Impulse Banken beim Thema Nachhaltigkeit geben können.
Unsere Nachhaltigkeitsleistung wird auch von unabhängigen Ratingagenturen bestätigt: Die DKB wurde 2020 zum fünften Mal in Folge „Industry Leader“ beim Nachhaltigkeitsrating von ISS ESG, verfügt bei der Ratingagentur imug mit BB (Positive) über eine ausgezeichnete Bewertung und konnte im ersten Banken-Rating der Non-Profit-Organisation World Wide Fund For Nature (WWF) in Deutschland in den Kategorien Corporate- und Retail-Banking die höchste vergebene Bewertung erzielen.
Warum nennen Sie Ihre Nachhaltigkeit „blau“?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Für uns ist Nachhaltigkeit „blau“, weil wir unser Geschäft auf Mensch und Umwelt ausgerichtet haben. Zur „blauen Nachhaltigkeit“ gehört daher, dass wir neben ökologischen gleichberechtigt soziale Projekte wie beispielsweise Wohnraum und Bildung oder Gesundheit finanzieren. Außerdem setzen wir auf Transformation und unterstützen konventionelle Bereiche dabei, nachhaltiger zu werden. Wir gestalten unsere Produkte und Dienstleistungen so, dass sie für den Mainstream bzw. alle interessierten Verbraucherinnen und Verbraucher in Frage kommen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen mit nachhaltigen Finanzprodukten zu erreichen.
Wie hoch ist der nachhaltige Anteil an Ihrem Gesamtgeschäft?
Gerrit Mumm ist Nachhaltigkeitsmanager bei der DKB. / Foto: Unternehmen
77,8 Prozent bei den Krediten. 100 Prozent bei unseren DKB-Fonds.
Welche nachhaltigen Angebote haben Sie für Privatkundinnen und Privatkunden?
Alle unsere Kundinnen und Kunden sind für uns #geldverbesserer. Entweder indem sie direkt unsere nachhaltigen Produkte nutzen: DKB Fonds Nachhaltigkeit Europa, DKB SDG Fonds und den DKB Klimaschutzfonds sowie Crowdinvesting, Bürgersparen und Social Bonds. 2019 haben wir zum Beispiel auch einen Social Bond für Privatkundinnen und Privatkunden mit großem Erfolg aufgelegt.
Auch indirekt können Kundinnen und Kunden zum #geldverbesserer werden, indem sie zum Beispiel ein DKB-Cash-Girokonto bei uns haben und wir das Geld, wenn sie es gerade nicht brauchen, in nachhaltige Projekte wie zum Beispiel Solarenergie oder Kitas investieren.
Warum sind Ihre Green Bonds „die besten grünen Anleihen weltweit“?
Die Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS ESG vergibt Ratings, die die Qualität von nachhaltigen Anleihen bewerten – sogenannte Sustainability Bond Ratings. Unsere Green Bonds, die wir in den Jahren 2016 und 2017 aufgelegt haben, wurden jeweils mit „a“ (excellent) beurteilt, eine Stufe unter dem maximal erreichbaren Wert von „a+“. Zum Zeitpunkt der Rating-Erstellung war dies die beste Bewertung, die seitens ISS ESG für ausstehende nachhaltige Anleihen weltweit vergeben wurde.
Darüber hinaus hat die DKB in diesem Jahr ihr Green Bond-Programm aktualisiert und dabei auch die strengen Maßstäbe der EU-Taxonomie angelegt, die gerade finalisiert wird. Die DKB ist somit eine der wenigen Banken europaweit, die grüne Anleihen emittieren können, die der aktuellen Version des EU Green Bond Standards entsprechen.
Welche Branchen sind tabu, wenn Sie Kredite vergeben?
Wir haben ein Positivkonzept und investieren nur in ausgewählte Zukunftsbranchen: Erneuerbare Energien, Wohnungswirtschaft, Kommunen, Stadtwerke und kommunale Unternehmen, Gesundheitswirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus. Alles andere ist ausgeschlossen. Deshalb ist unser Portfolio so nachhaltig.
Wie aktiv sind Sie im Bereich Erneuerbare Energien?
Die DKB ist mit über 10,7 Milliarden Euro die größte Finanziererin der Energiewende in Deutschland. Rechnerisch haben wir damit sechs Atomkraftwerke ersetzt beziehungsweise den Bedarf von fünf Millionen Zwei-Personen-Haushalten gedeckt. Unser Engagement wollen wir noch weiter ausbauen. Wir sind breit aufgestellt und finanzieren Projekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, wie Wind und Photovoltaik, genauso wie Lösungen für die Wärmeversorgung und Wasserstoff. Wir glauben an die Zukunft grüner Energieprojekte, sehen einen großen Bedarf und dementsprechend ein erhebliches Potenzial für uns. Entscheidend ist, die Energiewende auch in den anderen Sektoren umzusetzen. Neben regenerativer Stromerzeugung brauchen wir innovative Speicherlösungen, Sektorenkopplung und Kraft-Wärme-Kopplung.
Wie schätzen Sie die aktuelle Situation bei Grünstromprojekten ein: Stockt der Windkraftausbau in Deutschland immer noch? Bewegt sich in anderen Bereichen mehr?
Der Ausbau der Windkraft ist seit 2018 auf sehr niedrigem Niveau. Das aktuelle Ausbautempo reicht nicht aus, um die Ziele des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zu erreichen. Problematisch sind vor allem die komplexen und langwierigen Genehmigungsverfahren sowie die teilweise fehlende Akzeptanz für Windkraftanlagen.
Der Ausbau der Photovoltaik läuft deutlich dynamischer, was sich auch in den Anfragen sowohl EEG-basierter als auch marktpreisbasierter Projekte widerspiegelt. Wir sehen außerdem, dass Projekte zu Sektorenkopplung, Elektromobilität und Wasserstoff zunehmen.
Was tun Sie vor Ort in Ihrer Bank für mehr Nachhaltigkeit?
In unserem Bürobetrieb haben wir den Anspruch, dass unser Einfluss auf Umwelt und Klima so gering wie möglich ausfällt. Unser Umweltmanagement nach EMAS und ISO14001 konzentriert sich darauf, Emissionen zu vermeiden und den Ressourcenverbrauch im Bankbetrieb zu verringern. Unser Bankgeschäft richten wir danach aus, dass die Beschränkung der globalen Erderwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius eingehalten werden kann. Seit 2010 haben wir beispielsweise an unseren EMAS-zertifizierten Standorten pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter die CO2-Emissionen um 64,25 Prozent und den Heizenergieverbrauch um 49,29 Prozent reduziert, den Stromverbrauch um 25,32 Prozent gesenkt sowie den Papierverbrauch um 75,90 Prozent reduziert.
Unsere hauseigene Management School bietet zudem ein breites Seminar-Angebot von fachlichen Weiterbildungen über Kommunikations- und Konflikttrainings bis hin zu Gesundheitsangeboten. Zur Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf bieten wir unseren Mitarbeitenden Flexwork an, also zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten.
Welche Ziele hat die DKB für die nächsten Jahre?
Wir setzen stark auf Wachstum und Digitalisierung. Bis 2023 wollen wir acht Millionen Kundinnen und Kunden von der DKB überzeugen. Dafür entwickeln wir uns zu einer nachhaltigen TechBank und investieren in den nächsten Jahren rund 400 Millionen Euro in die strategische Weiterentwicklung der DKB.
Unser nachhaltiges Engagement wollen wir kontinuierlich ausbauen. Unsere Ziele: Bis 2030 sollen 85 Prozent unseres Kreditportfolios, also 80 Milliarden Euro, auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen einzahlen. Bis 2050 gestalten wir unser Portfolio und unseren Betrieb klimaneutral.
Herr Mumm, wir danken Ihnen für die Antworten!