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Meldungen, Gut erklärt - Mikrofinanzen
Mikrofinanz-Genossenschaft Oikocredit: Vorsichtig optimistisch trotz roter Zahlen
Oikocredit ist im letzten Jahr coronabedingt in die Verlustzone gerutscht. Die meisten Anlegerinnen und Anleger sind der internationalen Mikrofinanzorganisation aber treu geblieben.
Oikocredit gehört zu den Pionieren im Mikrofinanzbereich. Die auf die Finanzierung sozialer Projekte spezialisierte Genossenschaft mit Hauptsitz im niederländischen Amersfoort vergibt seit 1975 Kredite an Mikrofinanzinstitute, Genossenschaften und kleinere Unternehmen in Ländern des globalen Südens. Anlegerinnen und Anleger können bei Oikocredit investieren, indem sie Mitglied in einem der regionalen Förderkreise werden und Genossenschaftsanteile erwerben.
Anteilswert leicht gesunken
Im Geschäftsjahr 2020 verbuchte Oikocredit einen Nettoverlust von 22,2 Millionen Euro. 2019 hatte die Genossenschaft einen Gewinn von 14,3 Millionen Euro ausgewiesen. Die Bilanzsumme verringerte sich von 1,31 auf 1,24 Milliarden Euro, der Nettoinventarwert (NAV) eines Genossenschaftsanteils sank von 214,41 auf 210,50 Euro.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie legt Oikocredit eigenen Angaben zufolge einen stärkeren Fokus auf Liquidität und Kostenkontrolle, um die Partnerunternehmen in der Krise besser unterstützen zu können. Man habe Wachstumsmaßnahmen und die Kreditvergabe an neue Partnerorganisationen vorübergehend zurückgestellt, bis die stärksten Effekte der Krise kontrollierbar geworden seien, heißt es in einer Mitteilung.
Deutlich höhere Liquidität
Ende 2020 lag die Nettoliquidität der Bilanzsumme bei 33 Prozent, ein Jahr zuvor waren es knapp 20 Prozent. Derzeit gewähre man 136 Partnerorganisationen Zahlungsaufschübe und führe für 71 Organisationen Beratungs- und Schulungsprogrammen durch.
Die meisten Anlegerinnen und Anleger sind Oikocredit in der Krise treu geblieben. Laut der Genossenschaft sank die Zahl der Privatanlegerinnen und -anleger im letzten Jahr lediglich um 600 auf 58.400. In Deutschland stieg die Investorenzahl sogar von 27.500 auf 28.000. Oikocredit arbeitete 2020 mit 563 Partnerorganisationen aus den Bereichen inklusives Finanzwesen, Landwirtschaft und erneuerbare Energien in 63 Ländern zusammen, mit Schwerpunkt auf Afrika, Asien sowie Lateinamerika und der Karibik.
Keine Dividende für 2020 geplant
Aufgrund des Jahresverlusts will der Vorstand von Oikocredit der Generalversammlung im Juni 2021 vorschlagen, für 2020 keine Dividende auszuschütten. Dies diene der Sicherung der Rücklagen und des Mitgliederkapitals der Genossenschaft. Zugleich sollen bestehende und neue Partner nach Abflauen der Pandemie beim nachhaltigen Wiederaufbau ihres Geschäfts unterstützt werden.
Oikocredit geht davon aus, dass auch das Geschäftsjahr 2021 mit Herausforderungen verbunden sein wird, wenngleich sich in einigen Partnerländern bereits eine wirtschaftliche Erholung abzeichne. Gemeinsam mit seinen Stakeholdern arbeite man derzeit an einer neuen, wertebasierten Strategie für die kommenden Jahre, die man 2022 vorstellen wolle.
Thos Gieskes, Geschäftsführer von Oikocredit, erklärt dazu: „Wir sind stolz darauf, wie unsere Partner die Corona-Krise bislang bewältigt haben. Und wir können unseren Mitgliedern und Anleger*innen nicht genug für ihr nachhaltiges Vertrauen in unsere Arbeit danken. Dieses beispiellose Jahr hat Oikocredit auch einige nützliche Lehren für die Zukunft aufgezeigt. Zwar mögen sich die äußeren Entwicklungen auf unsere Ziele für 2021 auswirken, doch schauen wir mit Zuversicht in die Zukunft.“