Procter & Gamble steht wegen seiner Papierbeschaffung in der Kritik. / Foto: Unternehmen

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Procter & Gamble: Toilettenpapier-Revolte der Aktionäre

Procter & Gamble hat Ärger mit seinen Aktionärinnen und Aktionären. Zwei Drittel von ihnen fordern in dieser Woche den Konsumgüterriesen auf, die Beschaffung von Frischholz für sein Charmin-Toilettenpapier, seine Puffs-Taschentücher, Bounty-Papierhandtücher und weitere Produkte zu reduzieren.

Etwa 67 Prozent der Aktionärinnen und Aktionäre stimmten mit "Ja" für den Aktionärsvorschlag des Green Century Equity Fund, in dem es heißt: "Die Aktionäre fordern, dass P&G einen Bericht herausgibt, der bewertet, ob und wie das Unternehmen Umfang, Tempo und Strenge seiner Bemühungen zur Unterbindung von Abholzung und Zerstörung intakter Wälder in seinen Lieferketten erhöhen kann.“ Dass zwei Drittel der Aktionäre ein Umweltthema stützen ist ungewöhnlich und ein großer Erfolg der Initiative.

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Das Votum sei ein deutliches Zeichen dafür, so die Investorinnen und Investoren, dass der weltgrößte Konsumgüterkonzern trotz wiederholter Beteuerungen der Unternehmensführung nicht genug tue, um den finanziellen Gefahren von Entwaldung und Waldschädigung zu begegnen.

Die Abstimmung erfolgte unter wachsendem Druck internationaler Umweltschutzgruppen. Diese fordern, dass Procter & Gamble sich mit dem befasst, was Kritiker als zerstörerische Waldbeschaffung und schlechte Arbeitspraktiken im borealen Wald Kanadas bezeichnet. Kritische Aufmerksamkeit galt auch den Tropenwäldern in Malaysia und Indonesien, von wo das Unternehmen einen Teil seines Palmöls und seiner Fasern bezieht. Die Umweltschutzgruppen trafen sich nun mit Investorinnen und Investoren, die zusammen etwa 30 Prozent der Aktien von P&G halten.

"Dies ist eine klare Anweisung von Investoren, dass P&G viel mehr als nur den Status quo tun muss, um die verbleibenden intakten Wälder der Welt zu schützen", sagte Shelley Vinyard, Managerin beim Natural Resources Defense Council (NRDC). "Diese Abstimmung macht deutlich, dass die Aktionäre zustimmen, dass P&G nicht genug tut. P&G steht nun vor der Wahl, ob sie mit uns zusammenarbeiten wollen, um eine nachhaltigere Lieferkette aufzubauen, oder ob sie sich einem noch größeren Druck von besorgten Bürgern und ihren Investoren ausgesetzt sehen."

Bericht erhöht den Druck

Im Juni veröffentlichte das NRDC den aktualisierten Bericht "The Issue with Tissue", in dem P&G-Toilettenpapiermarken, die Holz aus borealen Wäldern enthalten, darunter Charmin, scharf kritisiert werden.

"Jetzt hoffen wir, dass P&G-Marken wie Charmin wichtige Maßnahmen ergreifen und anfangen werden, Recyclingpapier oder alternative waldfreie Fasern zu verwenden, um ihre Auswirkungen auf die borealen und andere Wälder zu verringern", sagte Steve Blackledge, Senior Director des Naturschutzprogramms im Research & Policy Center von Environment America.

P&G hat sich zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren und 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien zu beziehen, und ist auf dem besten Weg, diese Verpflichtungen zu erfüllen, so P&G in einer Pressemitteilung vom Sommer. 

Basierend auf den heutigen Technologien gebe es allerdings einige Emissionen, die bis 2030 nicht eliminiert werden könnten. Zu diesem Zweck kündigte das Unternehmen eine Partnerschaft mit Conservation International und dem World Wildlife Fund an, um ausgewählte philippinische Mangrovenwälder wieder aufzuforsten und dabei zu helfen, Kaliforniens Wildfeuerverwüstung zu beseitigen. Ziel dieser und weiterer Projekte sei eine Nutzung von "Natur als Klimalösung".

Die Aktie von Procter & Gamble liegt im Tradegate-Handel aktuell bei 122,64 Euro und damit kaum verändert zum Vortag (Stand: 15.10.2020, 10:16 Uhr). Im Monatsvergleich ist die Aktie 4,9 Prozent im Plus, auf Jahressicht hat sie 12,4 Prozent an Wert gewonnen.

Procter & Gamble ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Dividendenkönige. Im ausführlichen Unternehmensporträt nennt ECOreporter auch fragwürdige Punkte in der Nachhaltigkeitsbilanz des Unternehmens. Zuletzt sah sich der Konzern Kritik wegen seiner Strategie bei Plastikmüll ausgesetzt. Die Redaktion wird Procter & Gamble weiter kritisch beobachten.

Procter & Gamble Corp.: 

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