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thyssenkrupp: Bank für Kirche und Caritas kritisiert AKW-Beteiligung und Rüstungsexporte
Auf der virtuellen Hauptversammlung der thyssenkrupp AG konfrontierte die Bank für Kirche und Caritas (BKC) den Essener Stahlkonzern mit umstrittenen Atom- und Rüstungsgeschäften. Die Reaktionen des Unternehmens stellten die Paderborner Kirchenbank nicht zufrieden.
BKC-Nachhaltigkeitsexperte Tommy Piemonte sprach auf der Hauptversammlung als Vertreter der europäischen Investorengemeinschaft Shareholders for Change (SfC) zwei konkrete Kontroversen an:
- Laut SfC hat die thyssenkrupp-Tochter thyssenkrupp Infrastructure mit der Lieferung von Produkten und Dienstleistungen maßgeblich zur Errichtung des ersten Atomkraftwerks in Bangladesch beigetragen. Das Kraftwerk in Ruppur soll voraussichtlich 2023 in Betrieb genommen werden. Es liegt in einer sandigen Schwemmebene am Fluss Padma. Ausschlaggebend für die Standortwahl war offenbar die Nähe zum Fluss, der das Kühlwasser für den Reaktor liefern soll. „Abgesehen von der grundsätzlichen Gefahr eines Reaktorunfalls ergeben sich speziell aus der geografischen Lage unserer Ansicht nach weitere schwerwiegende Risiken für Menschen und Umwelt“, erläutert Tommy Piemonte. So nehme laut Experten beispielsweise die Wassermenge des Padma im Frühjahr bis um das Siebenfache ab, sodass zur Kühlung des Reaktors Grundwasser entnommen werden müsse – mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel. Zudem werde die Schwemmebene ein bis zwei Mal im Jahr durch Flusshochwasser überschwemmt. Bei entsprechend hohem Pegel könne es zu einer nicht überschaubaren Katastrophe kommen.
- Des Weiteren kritisierte Piemonte den Export von Rüstungsgütern durch das Konzernunternehmen thyssenkrupp Marine Systems an menschenrechtsverletzende Staaten. So seien etwa U-Boote und Fregatten an die Türkei und Ägypten verkauft worden. Diese Staaten seien in völkerrechtswidrige Kriege verwickelt, würden von Autokraten regiert und Menschenrechte systematisch verletzen.
Wie reagiert thyssenkrupp?
Laut Tommy Piemonte teilte thyssenkrupp auf der Hauptversammlung zu seiner Frage nach dem AKW mit, thyssenkrupp infrastructure habe über eine russische Tochtergesellschaft die Lieferung von Produkten und Dienstleistungen für das Projekt in Bangladesch vorgenommen. thyssenkrupp infrastructure sei allerdings zum 30. November 2021 verkauft worden. Zu der Unternehmenseinheit thyssenkrupp Materials Services Gmbh könnten auch Kunden gehören, die am Bau eines Atomkraftwerks beteiligt seien, z.B. durch die Lieferung von Edelstahlrohren. thyssenkrupp habe aber aktuell keine speziellen Produkte oder Technologien für die Atomindustrie im Programm.
Tommy Piemonte beurteilt gegenüber ECOreporter die Qualität der Antworten von thyssenkrupp auf seine Fragen als „sehr oberflächlich“. Beim Thema Rüstungslieferungen lasse der Konzern weiterhin „keinerlei Problembewusstsein erkennen“ und mache „keine Anstalten, eine eigenständige menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung bei Rüstungsexporten einzuführen, geschweige denn zukünftig keine Rüstungslieferungen mehr an menschenrechtsverletzende Staaten vorzunehmen, wenn diese von der Bundesregierung genehmigt wurden“.
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