ABO Wind möchte mit der neuen Anleihe weitere Erneuerbare-Energien-Projekte finanzieren. / Foto: ABO Wind

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Unabhängige Analyse: Green Bond der ABO Wind AG mit 7,75 % Zinsen

Die ABO Wind AG entwickelt und errichtet hauptsächlich Windkraft- und Solaranlagen. Die aktuelle Pipeline des Unternehmens umfasst in 16 Ländern rund 900 Projekte mit einer Gesamtleistung von 23 Gigawatt. Einen Teil des für die Umsetzung der Projekte erforderlichen Kapitals soll ein Green Bond beisteuern. Die grüne Anleihe der ABO Wind AG bietet einen Zinssatz zwischen 7 und 8 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von fünf Jahren (Update 3.5.2024: Der finale Zins liegt bei 7,75 Prozent - Anm. d. Red.). Anlegerinnen und Anleger können die Anleihe ab 1.000 Euro zeichnen. ECOreporter analysiert das nachhaltige Investment.

Das Emissionsvolumen der öffentlich angebotenen Schuldverschreibungen beträgt bis zu 50 Millionen Euro. Eine Aufstockung ist möglich, zudem erfolgt eine prospektfreie Privatplatzierung der Anleihe. Der Gesamtnennbetrag der Anleihe und der jährliche Zinssatz werden laut Prospekt auf Basis eines sogenannten Bookbuilding-Verfahrens spätestens unmittelbar nach Ablauf des Angebotszeitraums am 2. Mai 2024 (Plan) festgelegt. Der Zinssatz wird innerhalb einer Spanne von 7,0 bis 8,0 Prozent pro Jahr festgelegt (Update 3.5.2024: Der finale Zins liegt bei 7,75 Prozent - Anm. d. Red.).

Die Schuldverschreibungen des öffentlichen Angebots können laut Prospekt über die Zeichnungsfunktionalität DirectPlace der Deutsche Börse AG und über die Website der ABO Wind AG erworben werden. Die nachrangige Anleihe soll voraussichtlich am 8. Mai 2024 in den Handel an der Frankfurter Wertpapierbörse einbezogen werden.

Bisher hat ABO Wind laut Geschäftsbericht 2023 (Stand: 1. März 2024) Windkraft- und Solaranlagen mit einer Nennleistung von rund 2,4 Gigawatt (GW, entspricht 2.400 Megawatt) ans Netz gebracht. Zusätzlich zu den schlüsselfertig errichteten Anlagen hat ABO Wind in seiner bislang 28-jährigen Unternehmensgeschichte Projektrechte für Windparks und Solaranlagen mit rund 2,9 GW Leistung veräußert. Die Referenzliste (Stand: März 2024) des ABO Wind-Konzerns umfasst laut Prospekt abgeschlossene Projekte im Bereich Windenergie (4,4 GW), Solarenergie (1 GW, seit 2016) und Batterieprojekte (100 MW, seit 2020).

Das aktuelle Entwicklungs-Portfolio (Projektpipeline) des ABO Wind-Konzerns von rund 23 GW besteht Unternehmensangaben zufolge zu mehr als 60 Prozent aus Windkraftprojekten, zu ungefähr 30 Prozent aus Solar- und zu rund fünf Prozent aus Batterieprojekten. Nicht in der 23 GW-Pipeline enthalten sind die Großprojekte im Bereich grüner Wasserstoff, die sich noch in frühen Entwicklungsphasen befinden.

Unternehmensprofil ABO Wind

Emittentin und Anbieterin der Anleihe ist die ABO Wind AG. Das Unternehmen ist die Muttergesellschaft des ABO Wind-Konzerns. Die Emittentin wurde 1996 in Wiesbaden von Dr. Jochen Ahn und Matthias Bockholt gegründet. Das Vorstandsmitglied Dr. Jochen Ahn und das ehemalige Vorstandsmitglied Matthias Bockholt halten zusammen mit ihren Familienangehörigen jeweils ca. 26 Prozent der Anteile am Grundkapital der ABO Wind AG.

Um die umfangreiche aktuelle Projektpipeline weiterzuentwickeln und künftig auch deutlich mehr und größere Wind- und Solarparks schlüsselfertig umsetzen zu können, benötigt die Emittentin nicht nur mehr Fremdkapital, sondern auch mehr Eigenkapital. Die Familien von Dr. Jochen Ahn und Matthias Bockholt haben laut ABO Wind-Meldung vom 6. Juni 2023 erklärt, ihren gestaltenden Einfluss wahren und sich daher nicht unter 50 Prozent verwässern lassen zu wollen. Damit wären die Möglichkeiten für weitere Kapitalerhöhungen limitiert gewesen. Der Vorstand der Emittentin hat daher einen Formwechsel in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) vorgeschlagen, der dann von der außerordentlichen Hauptversammlung vom 27. Oktober 2023 beschlossen wurde.

Die Emittentin geht davon aus, dass die für den Formwechsel erforderliche Eintragung in das Handelsregister im Mai 2024 erfolgen wird. Persönlich haftende Gesellschafterin (Komplementärin) der KGaA ist die Ahn & Bockholt Management GmbH (kurz: A&B Management), an der die beiden Unternehmensgründer mit jeweils 50 Prozent beteiligt sind. Die A&B Management übernimmt die Geschäftsführung der Emittentin. Laut Wertpapierprospekt vom 11. April 2024 werden mit dem Formwechsel die derzeit amtierenden sechs Vorstandsmitglieder der Emittentin zu Geschäftsführern der A&B Management. Die Komplementärin scheidet laut Satzung der KGaA aus der Emittentin aus, wenn und sobald Gesellschafter der Familien Ahn/Bockholt nicht mehr mindestens 25 Prozent des Grundkapitals der Emittentin halten oder die Komplementärin nicht mehr vollständig im Besitz der Familien Ahn/Bockholt ist.

Der Formwechselbeschluss sieht auch vor, dass die Emittentin künftig „ABO Energy GmbH & Co. KGaA“ heißt. Bis 2016 erzielte der ABO Wind-Konzern seinen Umsatz hauptsächlich mit Windkraftprojekten in Deutschland. Danach hat die Emittentin aber weitere internationale Märkte erschlossen, einen wachsenden Solarbereich aufgebaut und inzwischen Projekte in weiteren Bereichen (z. B. Batteriespeicher, Wasserstoff) in der Entwicklung, sodass „Energy“ die erweiterte Geschäftstätigkeit des Konzerns darstellt.

Geschäftsmodell

In den Technologien Windkraft, Solarenergie und Batteriespeicher deckt der ABO Wind-Konzern laut Prospekt international die komplette Wertschöpfungskette der Projektierung und Errichtung ab. Die Projektierung beginnt mit der Auswahl und Sicherung geeigneter Flächen und endet mit Erreichen der rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Baureife. Dann folgt die schlüsselfertige Errichtung der Anlagen. In den Geschäftsjahren 2020 bis 2023 erwirtschaftete der ABO Wind-Konzern jeweils zwischen 90 und 94 Prozent des Umsatzes mit der Projektentwicklung und Errichtung.

Der Konzern betreut als Dienstleister auch Wind- und Solarparks sowie Batteriespeicher als technischer und kaufmännischer Betriebsführer. Zusätzlich bietet er Voll- und Teilwartung an sowie Produkte und Dienstleistungen wie Großkomponententausch oder die digitale Zugangskontrolle „ABO Lock“. Der Anteil des Dienstleistungsgeschäfts am Konzernumsatz schwankte laut Prospekt in den Geschäftsjahren 2020 bis 2023 zwischen 5,9 Prozent und 10,0 Prozent und lag im Geschäftsjahr 2023 bei 5,9 Prozent.


ABO Wind möchte mehr Projekte schlüsselfertig errichten. / Foto: ABO Wind

Seit 2013 unterhält der ABO Wind-Konzern die Abteilung „Zukunftsenergien“, die unter anderem integrierte Energiekonzepte zur klimaneutralen Versorgung ganzer Quartiere, Gewerbegebiete oder Industrieparks erstellt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der konzeptionellen Einbindung von Wasserstoff. Die Entwicklung von Wasserstoffprojekten wird nach Einschätzung der Emittentin voraussichtlich erst mittel- bis langfristig zu den Umsatzerlösen des Unternehmens beitragen, da die Umsetzung der sehr großen und komplexen Projekte besonders langwierig ist und Kooperationen mit Partnern erfordert.

Umsätze aus dem Betrieb von Anlagen erwirtschaftet der ABO Wind-Konzern nicht bzw. in sehr geringem Umfang, da er die projektierten Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer Energien und zur Stromspeicherung in der Regel spätestens zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme an Investoren verkauft. Daher ist das Anlagevermögen des Konzerns mit rund 14 Millionen Euro angesichts der Bilanzsumme von rund 494 Millionen Euro gering und das Umlaufvermögen mit rund 475 Millionen Euro hoch (Stand: Konzernbilanz zum 31. Dezember 2023). Das Umlaufvermögen beinhaltet die Projektentwicklungen, insbesondere aber Projekte in den (kostenintensiven) Bauphasen, für die beispielsweise schon Windturbinen gekauft wurden.

Geschäftszahlen

Der Konzern erwirtschaftete laut seiner Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) 2023 Umsatzerlöse von rund 300 Millionen Euro (2022: rund 232 Millionen Euro). Davon entfielen 205 Millionen Euro (2022: 202 Millionen Euro) auf Windenergie und 76 Millionen Euro (2022: 21 Millionen Euro) auf Solarenergie. Der Konzernjahresüberschuss lag 2023 bei rund 27,3 Millionen Euro (2022: rund 24,6 Millionen Euro). Bei einem Eigenkapitalstand des ABO Wind-Konzerns von rund 193 Millionen Euro betrug die Eigenkapitalquote Ende 2023 rund 39,0 Prozent (Vorjahr: 37,7 Prozent). Die Verbindlichkeiten des Konzerns enthalten wirtschaftliches Eigenkapital aus einer 2021 und 2022 begebenen nachrangigen Anleihe mit einem Volumen von 42,6 Millionen Euro. Dieses Anleihekapital soll gemäß den Anleihebedingungen zu jeweils 50 Prozent am 1. April 2029 und am 1. April 2030 zurückgezahlt werden. Die neue nachrangige Anleihe 2024/2029 hat eine Laufzeit bis zum 8. Mai 2029.

Die Eigenkapitalquote des Konzerns inklusive Nachrangkapital, bestehend aus Mezzanine-Mitteln und der nachrangigen Anleihe, beläuft sich zum 31. Dezember 2023 auf 50,4 Prozent (Vorjahr: 50,1 Prozent). Die Eigenkapitalquote hat sich trotz eines deutlichen Anstiegs der Bilanzsumme nicht verringert, da vom Bilanzgewinn der Muttergesellschaft aus dem Geschäftsjahr 2022 10,5 Millionen Euro in die anderen Gewinnrücklagen eingestellt wurden. 5,0 Millionen Euro wurden als Dividenden ausgeschüttet. Der Vorstand der ABO Wind AG schlägt vor, aus dem Jahresüberschuss der Muttergesellschaft für das Geschäftsjahr 2023 von 27,0 Millionen Euro eine Dividende von 0,60 Euro pro Aktie auszuschütten. Das wären bei 9,22 Millionen Aktien rund 5,5 Millionen Euro. Der übrige Teil des Jahresüberschusses soll auf neue Rechnung vorgetragen werden.

Die Anleihebedingungen enthalten Regelungen, welche die Eigenkapitalausstattung des Konzerns betreffen. Die Ausschüttungsbeschränkung sieht vor, dass die Emittentin keine Ausschüttungen, Dividenden und vergleichbare Zahlungen vornehmen wird, die 35 Prozent des Konzernbilanzgewinns des ABO Wind-Konzerns übersteigen. Die Emittentin verpflichtet sich zudem gemäß den Anleihebedingungen, während der Anleihelaufzeit folgende Finanzrelationen einzuhalten: Die Eigenmittelquote (bereinigt) beträgt mindestens 30,00 Prozent und der Nettoverschuldungsgrad maximal 3,50x. Wird der Nettoverschuldungsgrad nicht eingehalten, erhöht sich der Zinssatz der Anleihe für die nächste Zinsperiode um 0,75 Prozentpunkte.

Investitionen

Der Gesamtnennbetrag des Anleiheangebotes, das aus dem öffentlichen Angebot mit Aufstockungsoption und der Privatplatzierung besteht, ist nicht festgelegt. Daher steht noch nicht fest, wie viel Kapital der Emittentin insgesamt für Investitionen zufließen wird. Das prospektierte Emissionsvolumen des öffentlichen Angebotes beträgt bis zu 50 Millionen Euro. In dem Fall ergibt sich bei einer Vollplatzierung abzüglich der laut Prospekt voraussichtlichen Emissionskosten von circa 2 Millionen Euro ein Nettoemissionserlös von rund 48 Millionen Euro. Die Emittentin plant, den Nettoemissionserlös zur Projektierung und Errichtung von Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien sowie von Batterien zu verwenden.


Batterieparkprojekt von ABO Wind in Rechtenbach. / Foto: ABO Wind

Die Verwendung des Emissionserlöses erfolgt laut Prospekt im Einklang mit dem von der Gesellschaft aufgestellten Rahmenwerk für grüne Schuldverschreibungen von März 2024. Es steht noch nicht fest, welche Projekte der Emittentin mit dem einzuwerbenden Anleihekapital finanziert werden. Es können beispielsweise Projektrechte sein, welche die Emittentin neu erworben hat, oder auch Projekte, die seit mehreren Jahren in der Entwicklung sind und deren Entwicklungs- und Errichtungskosten durch das Anleihekapital refinanziert werden sollen.

Zu den möglichen Projekten gehören nach Angaben der Emittentin insbesondere Solarparks, Windparks, Kombiprojekte aus Wind- und Solarparks, Batterieparks und Hybridprojekte aus Wind-/Solarpark sowie Batteriepark. Zu den Parkprojekten können auch Umspannwerke gehören, die ABO Wind mit errichtet.

Die Erneuerbare-Energien-Parks der Wasserstoff-Pipeline umfassen laut Prospekt eine Nennleistung von rund 20 GW. Für diese vor allem in Kanada, Argentinien, Südafrika und Tunesien geplanten Wind- und Solarprojekte bestehen laut Prospekt keine Möglichkeiten eines Anschlusses an ein Stromnetz. Die Projekte sind nach Einschätzung der Emittentin stattdessen prädestiniert, Strom für die Produktion von grünem Wasserstoff (Elektrolyse) in industriellem Maßstab zu erzeugen. Vorgesehen ist, den gewonnenen Wasserstoff in Derivate wie Ammoniak umzuwandeln und per Schiff zu exportieren. Der ABO Wind-Konzern betrachtet diese Wasserstoff-Pipeline separat, weil die mit einer erfolgreichen Umsetzung verbundenen Hürden und Ungewissheiten größer sind. Bislang sind Wasserstoffprojekte in Gigawatt-Dimensionen weltweit noch nicht umgesetzt worden.

Dagegen sind in der „regulären“ (ohne Wasserstoffprojekte) Pipeline des ABO Wind-Konzerns viele Projekte enthalten, deren Umsetzung die Emittentin bereits während der Anleihelaufzeit erwartet. Laut ABO Wind-Geschäftsbericht umfasst die Pipeline im März 2024 in 16 Ländern rund 900 Solar-, Wind- und Batterieprojekte mit einer Gesamtleistung von 23,1 GW in der Entwicklung oder Errichtung. Das ist ein deutlicher Anstieg, Ende 2020 waren es laut Prospekt erst 15 GW. Die aktuelle Pipeline besteht den Angaben nach zu mehr als 60 Prozent aus Windkraftprojekten, zu ungefähr 30 Prozent aus Solar- und zu rund fünf Prozent aus Batterieprojekten. Zunehmend seien Hybridprojekte dabei, die beispielsweise Batteriespeicher mit einem Windpark und/oder einem Solarpark umfassen, und kombinierte Wind/Solar-Projekte.


Von ABO Wind entwickelter Solarpark in Leutershausen. / Foto: ABO Wind

Von der Pipeline von 23,1 GW entfallen laut Prospekt 16,88 GW auf die Projektphase I (Flächen gesichert, Genehmigung in Arbeit), 5,655 GW auf die Phase II (Genehmigung erreicht, Baureife in Arbeit) und 0,565 GW auf die Phase III (Umsetzung läuft). Regional gesehen verteilt sich die Pipeline auf Deutschland (3,9 GW), Frankreich (1,6 GW), Finnland (5,3 GW), Großbritannien (0,65 GW), Südafrika (5,0 GW), Kanada (1,0 GW), Argentinien (1,3 GW), Griechenland (0,95 GW), Kolumbien (0,7 GW), Spanien (1,1 GW), Irland (0,55 GW), Polen (0,65 GW), Niederlande (0,1 GW), Tunesien (0,05 GW) und Ungarn (0,2 GW).

In Südafrika oder Argentinien errichtet ABO Wind Projekte laut Geschäftsbericht nicht selbst, sondern veräußert sie zu einem früheren Zeitpunkt. In Deutschland oder Frankreich, den laut Prospektangaben wichtigsten Märkten von ABO Wind, veräußert der Konzern die Energieparks laut Geschäftsbericht üblicherweise erst mit der Inbetriebnahme. 2023 hat der Konzern seinen bislang größten Windpark (87 MW) in Finnland selbst schlüsselfertig errichtet. Die Inbetriebnahme des ersten von ABO Wind schlüsselfertig in Spanien errichteten Projekts (50 MW Solar) ist für 2024 geplant. Das einzuwerbende Anleihekapital ermöglicht es dem ABO Wind-Konzern, mehr große Projekte selbst zu errichten, laut Prospekt auch in Märkten wie beispielsweise Kanada.

Der Bau von Energieparks erfordert einen hohen Kapitalbedarf, ermöglicht aber auch deutlich höhere Verkaufspreise für die Energieparks und dementsprechend höhere Umsatzerlöse und Projektmargen. 2023 entfielen die Umsatzerlöse des Konzerns hauptsächlich auf Deutschland (39,6 Prozent, 2022: 34,5 Prozent), Finnland (17,1 Prozent, 2022: 12,6 Prozent), Spanien (16,4 Prozent, 2022: 11,7 Prozent) und Frankreich (11,4 Prozent, 2022: 27,2 Prozent). Insbesondere für neue Projekterrichtungen in Deutschland sind die Aussichten gut: So hat ABO Wind in Deutschland 2023 für 164 MW Windkraftleistung Genehmigungen erwirkt und erwartet in diesem Jahr weitere Genehmigungen im Umfang von 250 MW.

Ökologische Wirkung

Das Anleihekapital finanziert voraussichtlich die Entwicklung und Errichtung von Windparks, Solarparks und Batteriespeichern. Wind- und Solarparks erzeugen grünen Strom. Batteriespeicher dienen dazu, grünen Strom in Zeiten überlasteter Stromnetze zwischenzuspeichern, die volatile Stromproduktion aus Windkraft und Photovoltaik zu glätten und die Stromnetze zu stabilisieren.

Die Geschäftstätigkeit von ABO Wind umfasst laut ihrem Rahmenwerk ausschließlich nachhaltige Projekte im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Zudem hat ABO Wind den Angaben nach eine Nachhaltigkeitsstrategie auf Basis einer Materialitätsanalyse entwickelt und damit verbunden qualitative Zielvorgaben formuliert. Wesentliche Aspekte der Strategie sind Unternehmensführung, soziale Aspekte sowie das Umweltmanagement. Die Agentur imug rating hat in einer Stellungnahme (Second Party Opinion) bestätigt, dass das Rahmenwerk für die grüne Anleihe der ABO Wind AG vollständig im Einklang mit den Green Bond Principles (GBP) 2021 steht.

Der Verkauf der Wind-, Solar- und Batterieparks an die langfristigen Betreiber erfolgt laut Prospekt meist zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme. Mit Zahlung des Kaufpreises fließt das Geld an die Emittentin zurück und kann zur Finanzierung weiterer Entwicklungs- und Errichtungsphasen neuer Wind-, Solar- und Batterieparks verwendet werden. Es ist daher möglich, dass der Emissionserlös während der Laufzeit der Anleihe mehrfach zur Vor- und Zwischenfinanzierung von Projekten verwendet wird, wodurch sich die positive ökologische Wirkung des Anleihekapitals weiter erhöhen kann.

Risiko

Die Anleihe ist mit einem Nachrang versehen. Das Kapital, das ABO Wind bei Kreditinstituten (Banken) aufgenommen hat, ist hingegen nicht nachrangig zu bedienen. Das nachrangige Anleihekapital stellt für die Emittentin wirtschaftliches Eigenkapital dar. Dieses ermöglicht es dem Unternehmen, künftig weiteres Fremdkapital (Bank) aufzunehmen, das gegenüber dem Anleihekapital vorrangig zu bedienen ist.


Die aktuelle Pipeline von ABO Wind umfasst rund 900 Projekte in 16 Ländern. / Foto: ABO Wind

Die Emittentin entwickelt und errichtet Erneuerbare-Energien-Anlagen und Batterieparks. Insbesondere in frühen Projektentwicklungsphasen kann ein hohes Risiko bestehen, dass Projekte sich deutlich verzögern oder scheitern. Aber auch in späteren Entwicklungs- und in Bauphasen, in denen in der Regel bereits hohe Kosten angefallen sind, können Projekte noch scheitern. Es ist auch möglich, dass bereits entwickelte Projekte nicht mehr wirtschaftlich realisiert werden können, weil zwischenzeitlich die Bau- und Finanzierungskosten gestiegen sind und/oder der Strommarktpreis gesunken ist.

Der ABO Wind-Konzern hält die von ihm entwickelten und errichteten Projekte in der Regel nicht im Eigenbestand, sondern verkauft sie spätestens zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme an Investoren. Daher erzielt die Emittentin keine bzw. kaum Erlöse aus dem Betrieb von Energieparks. Somit erwirtschaften die Emittentin und ihr Konzern wenig gleichmäßige Umsätze, sondern sind stark von den Umsätzen und Erlösen aus der Projektentwicklung und der Projekterrichtung abhängig. Es besteht das Risiko, dass diese während der Anleihelaufzeit starken Schwankungen unterliegen. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ABO Wind-Konzern hat sich laut Geschäftsbericht im Kalenderjahr 2023 weiter auf durchschnittlich 1.221 erhöht (2022: 1.036). Der Personalaufwand lag 2023 bei rund 98 Millionen Euro. Es ist daher aufgrund der Fixkosten nicht ausgeschlossen, dass die Emittentin in einen Liquiditätsengpass gerät, falls sich der Verkauf von vielen oder großen Projekten deutlich verzögern sollte.

Für die Emittentin besteht das Risiko, dass sich die Rahmenbedingungen in ihren großen Bestandsmärkten wie Deutschland und Frankreich ungünstig entwickeln. Zusammen ungefähr 30 Prozent der 23-GW-Pipeline des Unternehmens entfallen auf Projekte in Südafrika, Argentinien und Kolumbien. Unter anderem aufgrund politischer Instabilitäten und maroder Netz-Infrastrukturen können in diesen Ländern erhöhte Risiken bestehen, die die Entwicklung und den Verkauf von Projektrechten erschweren.

Im Vergleich zur Wind- und Solarenergie handelt es sich bei grünem Wasserstoff um eine junge Branche mit teilweise erhöhten Unsicherheiten. Beispielsweise ist es offen, ob grüner Wasserstoff, der in Kanada, Argentinien oder Südafrika produziert, in grünen Ammoniak umgewandelt und nach Europa verschifft wird, preislich wettbewerbsfähig sein wird. Das Geschäftsmodell hängt beispielsweise auch davon ab, dass eine entsprechende Infrastruktur für Wasserstoff in den Industrieländern aufgebaut wird.

Grundsätzlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich während der Laufzeit der Anleihe die Rahmenbedingungen in mehreren Märkten der Emittentin verschlechtern, das Unternehmen seinen Kapitalbedarf nicht decken kann oder es zu großen weltwirtschaftlichen Krisen kommt. Diese und andere Entwicklungen können dazu führen, dass ABO Wind Zinszahlungen nicht leisten kann und/oder die Anleihe nicht oder nicht vollständig zurückzahlen kann.

Stärken

  • Sehr erfahrener und am Markt etablierter ABO Wind-Konzern
  • Diversifizierung über 16 Länder und mehrere Technologien
  • Umfangreiche Projektpipeline
  • Mehrere erfolgreiche Geschäftsjahre in Folge
  • Hohe positive ökologische Wirkung

Schwächen

  • Hohe Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Projektentwicklungsgeschäft
  • Bau- und Inbetriebnahmerisiken
  • Nachrang der Anleihe

Fazit:

Finanziell

Die letzten zehn Geschäftsjahre des ABO Wind-Konzerns verliefen (sehr) erfolgreich. Die beiden letzten Jahre brachten einen Gewinn von zusammen rund 52 Millionen Euro. Weil die Emittentin die Gewinne nur teilweise ausgeschüttet hat, liegt die Eigenkapitalquote weiterhin um die 40 Prozent. Mit der Anleiheplatzierung könnte sich die Eigenkapitalquote verringern, die Anleihebedingungen sehen aber 30 Prozent als Untergrenze vor. Da der Konzern aber weiterhin Anlagen nicht in den Eigenbestand übernehmen möchte, bleibt eine riskante starke Abhängigkeit vom Projektentwicklungsgeschäft. Der Konzern entwickelt allerdings inzwischen in 16 Ländern Wind- und/oder Solarprojekte sowie Batterieprojekte, sodass die Abhängigkeit von einzelnen Hauptmärkten voraussichtlich abnehmen wird. Auch mit dem Ausbau der Geschäftsfelder Solar, Batteriespeicher und grüner Wasserstoff diversifiziert sich der Konzern zunehmend. Wenn die Emittentin wie geplant künftig mehr große Wind- und Solarparks selbst errichtet, sind zudem steigende Projektmargen möglich.

Nachhaltigkeit

ABO Wind entwickelt und errichtet insbesondere Wind- und Solarprojekte und erzielt so eine hohe positive und direkte ökologische Wirkung. Mit seinen neueren Geschäftsfeldern Batteriespeicher und grüner Wasserstoff arbeitet der Konzern zudem darauf hin, dass perspektivisch in allen Sektoren der vollständige Umstieg auf Erneuerbare Energien möglich ist.

ECOreporter-Empfehlung

ABO Wind hat mehrere erfolgreiche Geschäftsjahre hintereinander zu verzeichnen und verfügt über eine umfangreiche und diversifizierte Projektpipeline, welche die Basis für die künftigen Geschäftsjahre bildet. Das Zins/Risiko-Verhältnis der Anleihe kann beim Zins von 7,75 Prozent als angemessen gelten.


Basisdaten

Anbieterin und Emittentin: ABO Wind AG, Wiesbaden
Anlageform: nachrangige Anleihe (nachrangige Inhaber-Schuldverschreibungen)
Emissionsvolumen: bis zu 50,0 Millionen Euro (öffentliches Angebot)
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 8. Mai 2024 bis 8. Mai 2029
Zinsen: 7,75 Prozent pro Jahr
Prospektbilligung: CSSF (Luxemburgische Finanzmarktaufsichtsbehörde)
Handelbarkeit: Frankfurter Wertpapierbörse ab 8. Mai 2024 (Plan)
ISIN: DE000A3829F5

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