Erneuerbare Energie, Meldungen

Weltwirtschaftsforum: Energiewende in Gefahr – Deutschland rutscht ab

Früher war Deutschland weltweit bei der Energiewende mit führend. Im aktuellen Energiewende-Index 2020 des Weltwirtschaftsforums hat Deutschland weiter Plätze eingebüßt. Die Experten des Weltwirtschaftsforums sehen in ihrer heute veröffentlichten umfangreichen Studie die weltweite Energiewende aufgrund der Corona-Pandemie in Gefahr. Aber Corona könnte die Energiewende auch beschleunigen.

Die Coronavirus-Pandemie birgt nach Ansicht des Weltwirtschaftsforums die Gefahr, dass die jüngsten Fortschritte bei der Energiewende im Sande verlaufen. Der starke Rückgang der Nachfrage, die Preisschwankungen (z.B. beim Rohöl) und der Druck zur raschen Abmilderung sozioökonomischer Kosten stellten die kurzfristigen Ziele der Energiewende in Frage. Die durch Corona verursachten schwerwiegenden Störungen haben das globale Energiesystem destabilisiert, was zu Rückschlägen führen könne. Laut dem Bericht des Weltwirtschaftsforums müssen politische Strategien, Fahrpläne und das Regierungshandeln für die Energiewende auf nationaler, regionaler und globaler Ebene robuster und widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks werden.

Kann die Corona-Krise die Energiewende beschleunigen?

Viele Regierungen haben Konjunkturpakete verabschiedet, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie abzumildern. Wenn sie unter Berücksichtigung langfristiger Strategien umgesetzt werden, könnten sie nach Einschätzung des Weltwirtschaftsforums helfen, auch den Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen.

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"Die Coronavirus-Pandemie bietet eine Möglichkeit, unorthodoxe Eingriffe in die Energiemärkte und eine globale Zusammenarbeit in Betracht zu ziehen, um eine Erholung zu unterstützen, die den Energiewandel beschleunigt, sobald die akute Krise abklingt“, so Roberto Bocca, Leiter des Bereichs Energie und Materialien beim Weltwirtschaftsforum. "Dieser umfangreiche Neustart ermöglicht uns die Einführung aggressiver, zukunftsorientierter und langfristiger Strategien, die zu einem diversifizierten, sicheren und zuverlässigen Energiesystem führen, das letztlich das künftige Wachstum der Weltwirtschaft auf nachhaltige und gerechte Weise unterstützen wird.“

Der Bericht des Weltwirtschaftsforums stützt sich auf Erkenntnisse des Energiewende-Indexes für 2020, der 115 Volkswirtschaften bezüglich der aktuellen Leistung ihrer Energiesysteme bewertet. Dort werden Themen wie Wirtschaftsentwicklung und -wachstum, ökologische Nachhaltigkeit und Energiesicherheit sowie Indikatoren für Energiesicherheit und -zugang, aber auch ihre Bereitschaft für einen Übergang zu sicheren, nachhaltigen, bezahlbaren und integrativen Energiesystemen beleuchtet.

Deutschland fällt zurück

Aus den Ergebnissen für 2020 geht hervor, dass 75 Prozent der Länder ihre ökologische Nachhaltigkeit verbessert haben. Deutschland gehört nicht dazu. Schweden führt den Energiewende-Index (ETI) seit drei Jahren in Folge an, gefolgt von der Schweiz und Finnland. Frankreich und das Vereinigte Königreich sind als einzige G20-Länder unter den ersten zehn. Deutschland liegt auf Rang 20 und hat damit im Vergleich zum Energiewende-Index 2019 drei Ränge und einen Prozentpunkt (jetzt 63,9 Prozent) eingebüßt. Gleichwohl konnte laut Bericht auch in Deutschland "ein moderat positiver Trend beobachtet werden“. Deutschland habe ein starkes Engagement beim Kohleausstieg und der Dekarbonisierung (Reduzierung von CO-Emissionen) der Industrie durch die Einführung sauberen Wasserstoffs bewiesen, aber die Finanzierbarkeit der Energiedienstleistungen stellten eine Herausforderung dar.

Problem der USA ist das "politische Umfeld“

Auch bei anderen Ländern stelle sich das Bild gemischt dar. Aufstrebende Volkswirtschaften mit hoher Nachfrage wie Indien (Rang 74) und China (78) hätten sich konsequent um die Verbesserung der Rahmenbedingungen bemüht. Im Fall von China hätten die Probleme aufgrund der Luftverschmutzung zu einer Politik der Emissionskontrolle, der Elektrifizierung von Fahrzeugen und der Entwicklung der weltweit größten Kapazität für Photovoltaik- und Onshore-Windkraftanlagen geführt. Dem gegenüber stehen die für die USA (Rang 32), Kanada (28), Brasilien (47) und Australien (36) entweder stagnierenden oder rückläufigen Energiewende-Index-Ergebnisse. In den Vereinigten Staaten habe der Gegenwind vor allem mit dem politischen Umfeld und den unsicheren Regulierungsrahmen für die Energiewende zu tun. Die USA werden zum ersten Mal nicht im ersten Viertel des  Energiewende-Index aufgeführt.

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