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Drei Windaktien: Warum diese Werte jetzt interessant sind

Die ECOreporter-Redaktion hat für Sie drei Aktien beschrieben, die durch die Corona-Krise unterdurchschnittliche Kursverluste hinnehmen mussten und langfristig interessant sind: die nach ECOreporter-Auffassung derzeit besten Windaktien. Strom aus Windenergie ist zwar kein Wirtschaftszweig, der von Ausgehverboten oder Ladenschließungen betroffen ist. Dennoch wirkt sich die Corona-Krise auch auf einige Windunternehmen aus. Auf andere weniger. Wir zeigen, wo jetzt und auch auf lange Sicht Chancen sind. Und warum eine Technologie, die gegen den Klimawandel hilft, nach wie vor so wichtig ist.

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Der Weltmarktführer für Windkraftanlagen kommt aus Dänemark: Vestas. Das Hauptgeschäft ist der Bau von Windrädern – das ist Maschinenbau. Vestas hatte 2019 einen weltweiten Marktanteil von 16 Prozent. Und das nur mit seinen Windkraftanlagen an Land. Windräder auf hoher See, sogenannte Offshore-Windkraftanlagen, produziert Vestas in einem Joint-Venture mit Mitsubishi Heavy Industries (MHI Vestas). Vestas hat einen weiteren wichtigen Geschäftsbereich: Service und Wartung. Er bietet dem Unternehmen planbare Einkünfte, denn Serviceverträge werden meist für Jahre abgeschlossen.

Hohe Erwartungen für 2020

Vestas setzte 2019 insgesamt 12,14 Milliarden Euro um. Den Hauptanteil am Umsatz, 10,27 Milliarden Euro, erzielte das Unternehmen mit dem Verkauf von Windkraftanlagen. Service- und Wartungsdienstleistungen spülten Vestas 1,81 Milliarden Euro in die Kasse. Der operative Gewinn (EBIT) belief sich im vergangenen Jahr auf gut 1 Milliarde Euro, als Nettogewinn blieben Vestas 700 Millionen Euro.


Die Manjil and Rudbar Windfarm in der Provinz Gilan im Iran. Nach einem Nord Tank NTK-500/37 Windkraftwerk verwendete die Iran Renewable Energies Organization (SUNA) Vestas des Typs V47-660/45. / Foto: imago images, ZUMA press

Vestas erwartet laut eigener Prognose von Ende Februar 2020 gute Geschäfte. Diese Prognose hat das Unternehmen – trotz Coronakrise – bisher nicht zurückgezogen. Das Management stellt Anlegern für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz in einer Spanne von 14 bis 15 Milliarden Euro in Aussicht. Das entspricht einem Zuwachs zum Vorjahr zwischen 15 und 24 Prozent. Die Gewinnmarge (EBIT-Marge) soll für 2020 zwischen 7 und 9 Prozent liegen und sich damit auf Vorjahresniveau bewegen. Für 2019 beliefen sich die liquiden Mittel von Vestas auf über 2,2 Milliarden Euro – ein solides Finanzpolster.

Der Auftragsbestand ist hoch. Laut Geschäftsbericht hatte Vestas Ende 2019 Aufträge für Windräder im Wert von 16 Milliarden Euro in der Warteschleife. Die noch abzuarbeitenden Serviceaufträge summierten sich auf ein Volumen von 17,8 Milliarden Euro. Laut Vestas haben die neu abgeschlossenen Serviceaufträge im Schnitt eine Laufzeit von 18 Jahren.

Leidet Vestas unter der Corona-Krise?

Wird Vestas unter dem Ausbruch des Coronavirus leiden? Das norwegische Energiewirtschafts-Analysehaus Rystad Energy prognostiziert, dass die Corona-Krise einen Einfluss auf die Wechselkurse haben soll (hier können Sie mehr lesen). Vor allem in den Schwellenländern erwartet Rystad Energy deshalb in diesem Jahr und darüber hinaus weniger neue Solar- und Windprojekte als ursprünglich prognostiziert. Die Windbranche soll allerdings weniger stark unter den Einbrüchen leiden als die Solarindustrie. Rystad Energy rechnet für 2020 mit 5 Prozent weniger Windkraftwerksneubauten als 2019.

Vestas erzielt mit über 80 Prozent den Hauptanteil seines Umsatzes in Nord- und Südamerika und in Europa. Durch die breite Streuung der Absatzmärkte sollten sich die möglichen Einbußen bei den Neuinstallationen in Grenzen halten – anders als bei Unternehmen, die ausschließlich in Schwellenländern aktiv sind.

Wie nachhaltig ist Vestas?

Vestas-Windkraftanlagen produzieren grünen Strom. Eine durchschnittliche Windkraftanlage an einem Durchschnittsstandort erzeugt in etwa zehn Monaten so viel Strom, wie zu ihrer Herstellung und Errichtung nötig sind. Das nennt man energetische Amortisationszeit. Und die Windkraftwerke selbst? Windturbinen benötigen seltene Erden und Metalle. Diese werden oft unter inhumanen Bedingungen gefördert. Wie eine Studie des katholischen Hilfswerks Misereor hervorhebt, schweigen viele Hersteller von Windkraftanalagen und Photovoltaik-Modulen über den Ursprung der verbauten Rohstoffe.

Anders Vestas: Man arbeite nur mit Zulieferern zusammen, die Menschen- und Arbeitsrechte einhalten, so der Konzern. Auch habe man sich von Zulieferern getrennt, die von Vestas formulierte Kodizes nicht eingehalten haben, teilte das Unternehmen auf Nachfrage von ECOreporter mit.

Im gestrigen Handel an der Börse Xetra notierte die Vestas-Aktie zum Handelsschluss bei 72,76 Euro (30.3.2020, 18:00 Uhr). Das Minus auf Sicht von vier Wochen beträgt 18 Prozent.

Aktuell ist die Vestas-Aktie mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2020 von 15,1 vertretbar bewertet. Die Windkraft ist zudem preislich eine der günstigsten Formen der Energieerzeugung und klimaschonend. Vestas sollte als Weltmarktführer für Windkraftanlagen von den weltweiten Bemühungen zu mehr Klimaschutz profitieren. Daher ist die Aktie für langfristig denkende Anleger empfehlenswert. Es empfiehlt sich aber, in zwei oder drei Tranchen zu kaufen, verteilt auf die nächsten Wochen. Denn es kann zu weiteren Kursschwankungen kommen. Vestas ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie der Kategorie Nachhaltige Mittelklasse. Ein Unternehmensporträt können Sie hier lesen.

Ørsted: Von der Kohle zur Windkraft

Anders als Vestas baut das ebenfalls dänische Unternehmen Ørsted keine Windräder, sondern verkauft Strom. Es ist also kein Maschinenbauer, sondern ein Energieversorger. Der dänische Konzern hat in den letzten zehn Jahren sein Gas-, Kohle- und Ölgeschäft stark zurückgefahren und setzt mittlerweile in der Hauptsache auf sauberen Windstrom. Der Grünstromanteil des Konzerns lag 2019 bei 86 Prozent. Bis 2023 will Ørsted seine restlichen Kohlekraftwerke zu Biomassekraftwerken umbauen und nur noch Erneuerbare-Energien-Kraftwerke betreiben (mehr zu Ørsted können Sie hier lesen).

Belastet die Corona-Krise Ørsted?

Das Unternehmen hält trotz Corona-Krise an seiner Prognose für das laufende Jahr fest. Für 2020 erwartet Ørsted einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 2 bis 2,14 Milliarden Euro. 2019 lag das EBITDA bei 2,34 Milliarden Euro, enthielt aber einmalige Sondereinnahmen aus Beteiligungen an Windparks.

Ørsted hat nach eigenen Angaben ein Finanzpolster an liquiden Mitteln in Höhe von 4 Milliarden Euro. Dies erlaube es, seine Offshore-Windparks von 2020 bis 2021 ohne zusätzliche Finanzhilfen oder Kredite zu entwickeln, so das Unternehmen.

Aufgrund von Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie rechnet Ørsted allerdings mit möglichen Verzögerungen bei einigen neuen Windparkprojekten. Genau beziffert hat das Unternehmen die möglichen Einbußen bisher noch nicht. Starke Wechselkursschwankungen dürften das Geschäft von Ørsted nicht beeinflussen. Die meisten Windparks von Ørsted befinden sich in Dänemark, Großbritannien und Deutschland.

Die Ørsted-Aktie steht derzeit im Handel an der Börse Frankfurt bei 90,10 Euro (30.3.2020, 18:00 Uhr). Im letzten Monat hat die Aktie 11,4 Prozent an Wert verloren. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt sie gut 34 Prozent im Plus.

Die Ørsted-Aktie hat beim aktuellen Kurs ein erwartetes KGV für 2020 von 29,2 und ist somit kein Schnäppchen. Langfristig orientierte Anleger können trotzdem den gegenwärtigen leichten Kursrückgang nutzen. Bis zu einem Kurs von 95 Euro können Anleger den Einstieg wagen.

Energiekontor: Urgrün und aussichtsreich

Das Bremer Unternehmen Energiekontor hat mehrere Geschäftsfelder: Es entwickelt Wind- und Solarparks, betreibt einige aber auch selbst und verkauft den Strom, und es erzielt Einnahmen aus der Betriebsführung von Wind- und Solarparks.


10 MW-Solarpark in Garzau Garzin. / Foto: Energiekontor

Einen großen Anteil am Umsatz bei Energiekontor macht der Betrieb der eigenen Kraftwerke aus. Die meisten Windparks von Energiekontor befinden sich in Deutschland (Gesamtleistung von 180 Megawatt, MW). In Großbritannien sind es 60 MW Windkapazität, in Portugal 38 MW. Hinzu kommt ein Solarpark in Deutschland mit 10 MW Leistung.

Den Geschäftsbericht für 2019 will Energiekontor am 9. April 2020 veröffentlichen. Energiekontor senkte Ende Dezember seine Prognose für 2019, weil sich der Bau eines Windparks verzögerte. Energiekontor rechnet nun für das Geschäftsjahr 2019 mit einem Vorsteuergewinn (EBT) im unteren einstelligen Millionen-Euro-Bereich.

Aufgrund der Gewinnverschiebung ins laufende Jahr soll der Gewinn 2020 dafür deutlich höher ausfallen. Branchenexperten rechnen mit einem Ergebnis für 2020 in Höhe von 16 Millionen Euro.

Leidet Energiekontor unter der Corona-Krise?

Energiekontor meldete bislang keine Einschnitte in sein Geschäft aufgrund der Corona-Krise. Das Stromerzeugungsgeschäft ist weitgehend immun gegen Einflüsse durch das Coronavirus. Selbst ein verminderter Stromverbrauch in Deutschland betrifft Erneuerbare-Energie-Kraftwerke mit Einspeisevergütung nicht. Zudem beliefen sich die liquiden Mittel von Energiekontor laut Halbjahresbericht Ende Juni 2019 auf über 70 Millionen Euro.

Die Energiekontor-Aktie steht an der Börse Tradegate bei 17,00 Euro (30.3.2020, 18:00 Uhr). Auf Sicht von einem Monat ist die Aktie fast 15 Prozent im Minus. ECOreporter hatte im Mai 2019 bei Energiekontor zum Einstieg geraten. Da stand die Aktie bei 15,50 Euro. Seitdem ist sie trotz Corona-Krise immer noch fast 10 Prozent im Plus.

Beim aktuellen Kurs hat die Energiekontor-Aktie ein erwartetes KGV für 2020 von 10,3. Angesichts der starken Projektpipeline und des vergleichsweise großen Windparkportfolios ist die Aktie bei Kursen unter 20 Euro günstig. Energiekontor ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie.

Encavis und Greencoat UK Wind auch attraktiv

Weitere Windaktien, die Anleger ins Auge fassen können: Das Hamburger Unternehmen Encavis, das Wind- und Solarparks betreibt, unter anderem in Deutschland, Frankreich und Italien. Das Unternehmen meldete für das Geschäftsjahr 2019 einen Rekordgewinn und befürchtet kaum negative Auswirkungen durch das Coronavirus auf sein Geschäft im laufenden Jahr. Die Aktie steht aktuell an der Börse Xetra bei 8,89 Euro (30.3.2020, 18:00 Uhr). Sie hat auf Sicht von einem Monat 15,2 Prozent an Wert verloren. Aktuell ist die Aktie mit einem erwarteten KGV für 2020 von 22,2 fair bewertet. Langfristig orientierte Anleger können die aktuellen Kurse für den Aufbau einer Position nutzen.

Das britische Unternehmen Greencoat UK Wind betreibt Windparks in Großbritannien. Für 2019 meldete es einen Umsatz von 230,36 Millionen Britischen Pfund (GBP). Pro Aktie belief sich der Gewinn auf 8 Pence. Das Portfolio von Greencoat UK Wind bestand zum Jahresende aus 35 Windparks mit einer Gesamtleistung von 973 MW. Die Greencoat UK Wind-Aktie steht an der Börse Frankfurt aktuell bei 1,42 Euro (30.3.2020, 18:00 Uhr). Auf Sicht von einem Monat ist sie 12,5 Prozent im Minus. Das erwartete KGV für 2020 ist mit 11,6 recht niedrig. Beim aktuellen Kurs beträgt die Dividendenrendite gut 5 Prozent. Das ist alles ordentlich – aber das Brexit-Risiko bleibt.

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