Die Kursentwicklung der meisten Cannabis-Aktien ist alles andere als berauschend. / Foto: Pixabay

  Nachhaltige Aktien

Wie gut sind die Aussichten von Cannabis-Aktien?

In Deutschland soll der Cannabis-Konsum teilweise legalisiert werden. In den sozialen Medien werden Aktien von Cannabis-Unternehmen mal wieder als Geheimtipps angepriesen. Was ist davon zu halten?

Die Münchner Cannabis-Firma SynBiotic hat in den letzten drei Monaten 130 Prozent an Börsenwert gewonnen – die geplante Legalisierung von Cannabis als Freizeitdroge lässt Anlegerinnen und Anleger auf hohe Wertzuwächse hoffen.

Ob Branchenunternehmen an der Börse wirklich nachhaltig durchstarten können, ist allerdings unklar. ECOreporter bleibt hier weiterhin sehr skeptisch. Als Cannabis in den letzten Jahren in anderen Ländern legalisiert wurde, kam es immer zu Börsenhypes, die Aktien kurzfristig deutlich steigen, dann aber umso stärker einbrechen ließen. Insgesamt geht es für Cannabispapiere schon lange fast ausschließlich bergab. Der EQM Global Cannabis Index, der 47 Branchenaktien enthält, liegt auf fünf Jahre mehr als 90 Prozent im Minus.

Die meisten Cannabis-Wetten sind bislang schiefgegangen

Auch große Cannabis-Unternehmen sind mittlerweile an der Börse kaum noch etwas wert: Die nordamerikanischen Konzerne Aurora Cannabis, Canopy Growth und Tilray beispielsweise haben in den letzten fünf Jahren zwischen 93 und 99 Prozent an Wert verloren.

Die Finanzbranche hat auf die schwache Entwicklung reagiert und meidet das Investment-Thema Cannabis mittlerweile fast vollständig. Ende 2023 wurde mit dem Rize Medical Cannabis and Life Sciencesder letzte verbliebene Cannabis-ETF vom Markt genommen.

Selbst bei deutschen Branchenunternehmen ist derzeit kein wirklicher Aufwärtstrend erkennbar. SynBiotic etwa ist trotz der jüngsten Zuwächse immer noch 69 Prozent weniger wert als vor drei Jahren, und die Aktie der Berliner Firma Cantourage hat bislang überhaupt nicht vom Legalisierungs-Hype in Deutschland profitieren können: In den letzten drei Monaten ist ihr Kurs um 9 Prozent gesunken, auf Jahressicht hat er 29 Prozent verloren.

Hinzu kommt: Wie genau die Legalisierung in Deutschland aussehen wird, ist immer noch unklar. Der Bundesrat hat erhebliche Bedenken gegen die für April geplante Freigabe, das entsprechende Gesetz wird möglicherweise verschoben und in einem Vermittlungsausschuss überprüft.

ECOreporter schätzt Cannabis, das zu medizinischen Zwecken eingesetzt wird, als nachhaltiges, weil naturnahes Produkt ein. Cannabis als Freizeitdroge dürfte für viele nachhaltige Anlegerinnen und Anleger hingegen keine Option sein. Branchenunternehmen stellen mittlerweile oft beides her. Aber auch unabhängig von ethischen Überlegungen rät ECOreporter weiterhin von einem Einstieg in Cannabis-Aktien ab. Ihre bisherige Entwicklung ist enttäuschend, ihre Perspektive unklar.

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