wiwi will drei Windkraftanlagen erneuern. Bei der Finanzierung soll die Crowd helfen. / Symbolfoto: Pixabay

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Windanleihe Rheinhessen mit 4,15 % Zins - und hohen Risiken?

Die wiwi consult GmbH & Co. KG entwickelt Wind- und Solarenergieprojekte. Derzeit plant sie, in Rheinland-Pfalz drei Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von jeweils 6 Megawatt (MW) zu errichten. Um für die Bauphase über einen Liquiditätspuffer zu verfügen, hat wiwi die Schuldverschreibungen „Windanleihe Rheinhessen“ auf den Markt gebracht. Die Anleihe hat einen Zinssatz von 4,15 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von rund 3,5 Jahren. Die Mindestzeichnung beträgt 500 Euro.

Anbieterin und Emittentin der tokenbasierten Schuldverschreibungen ist die wiwi consult GmbH & Co. KG mit Sitz in Mainz, vertreten durch ihre persönliche haftende Gesellschafterin wiwi consult Verwaltungs GmbH. Mehrheitsgesellschafterin der seit 2016 aktiven Emittentin ist laut Anlagebroschüre (Stand: 1.3.2022) Matthias Willenbacher.

Die Emittentin plant, entwickelt, finanziert und errichtet laut Wertpapier-Informationsblatt (WIB, Stand: 23.2.2022) derzeit Windenergie- und Solaranlagen auf dem deutschen Markt sowie auf ausgewählten internationalen Märkten.

Aktueller Projektstand

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Am Standort Gau-Bickelheim in Rheinland-Pfalz plant die Emittentin die Errichtung von drei Windenergieanlagen des Typs GE (General Electric) 6.0-164 mit einer Leistung von jeweils 6 MW. Das Vorhaben ist Teil eines Repowering-Projekts. Heißt: Hier werden alte Windanlagen durch neue, leistungsstärkere ersetzt. Die Projektrechte für die Errichtung und den Betrieb der drei Anlagen liegen laut WIB vor und sollen vor Baubeginn in die Projektgesellschaft RheinhessenWind 1 GmbH & Co. KG übertragen werden. Die Emittentin ist laut Anlagebroschüre alleinige Gesellschafterin der Projektgesellschaft und schließt mit dieser einen Generalunternehmer-Vertrag. Die Baugenehmigung und der Zuschlag für eine Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) liegen laut WIB vor. Der Anlagebroschüre zufolge wird die gesamte Bauphase voraussichtlich von Mai 2022 bis Mai 2023 dauern. Nach Fertigstellung, Inbetriebnahme und Abnahme sollen die Windenergieanlagen verkauft werden.

Laufzeit und Zins

Das maximale Emissionsvolumen der Anleihe beträgt 2 Millionen Euro. Die Vermittlung der Schuldverschreibungen erfolgt über die Internet-Plattform wiwin. Die Laufzeit der Anleihe endet am 30. Juni 2025. Ihr Zinssatz beträgt 4,15 Prozent pro Jahr. Die Emittentin ist berechtigt, die Schuldverschreibungen mit einer Frist von vier Wochen zum Ende eines Kalendermonats zu kündigen, erstmals zum 1. März 2023. Bei einer Kündigung zum 1. März 2023 beträgt die Vorfälligkeitsentschädigung laut WIB 2,25 Prozent des individuellen Anlagebetrags. Mit jedem Quartal, um das die vorzeitige ordentliche Kündigung später erfolgt, reduziert sich die Vorfälligkeitsentschädigung um 0,25 Prozent. Eine Zulassung der Schuldverschreibungen zum Handel an einer Börse ist nicht geplant.

Hohe Risiken

Für alle Zahlungsansprüche aus den Schuldverschreibungen gilt eine vorinsolvenzrechtliche Durchsetzungssperre. Die Ansprüche der Anlegerinnen und Anleger sind in einer Insolvenz oder Liquidation der Emittentin nachrangig, werden also erst nach etwaigen Ansprüchen etwa von Banken bedient.

Sollte es der Projektgesellschaft laut WIB nicht gelingen, ausreichend Kapital aufzunehmen, würde dies dazu führen, dass das Repowering-Projekt nicht möglich wäre. Dadurch wäre die Projektgesellschaft nicht in der Lage, ihren Zahlungsverpflichtungen aus dem Generalunternehmer-Vertrag gegenüber der Emittentin nachzukommen. Während der Bauphase kann es zu Verzögerungen, beispielsweise bei Lieferengpässen von Baumaterialien, und steigenden Baukosten kommen.

Nach der Fertigstellung sollen die drei geplanten Windenergieanlagen verkauft werden. Mit dem Verkaufspreis muss die Projektgesellschaft RheinhessenWind 1 laut WIB zunächst das Darlehen bedienen, das sie beabsichtigt aufzunehmen. Sollte nach Bedienung des Darlehens kein Gewinn mehr übrigbleiben, könnte die Projektgesellschaft laut WIB keine Zahlungen aus dem Generalunternehmer-Vertrag an die Emittentin leisten. Das wiederum kann zur Folge haben, dass die Ansprüche der Anlegerinnen und Anleger aus den Schuldverschreibungen nicht oder nicht in der geplanten Höhe bedient werden können.

Wer investiert, zeichnet keine Schuldverschreibungen der Projektgesellschaft, sondern der Emittentin wiwi consult GmbH & Co. KG. Die Emittentin hat im Februar 2022 im Unternehmensregister bekannt gemacht, dass die wiwi Plan GmbH & Co. KG mit der Emittentin, der übernehmenden Rechtsträgerin, verschmolzen wurde. Zudem ist die Emittentin an mehreren Gesellschaften beteiligt. Laut WIB ist sie derzeit neben Deutschland in Chile, Italien und Polen tätig. Es ist möglich, dass die Projektgesellschaft RheinhessenWind 1 Zahlungen vertragsgemäß und vollständig an die Emittentin leisten kann, die Emittentin aber trotzdem die Windanleihe Rheinhessen nicht vollständig an die Anlegerinnen und Anleger zurückzahlen kann. Das könnte beispielsweise dann der Fall sein, wenn andere geschäftliche Aktivitäten der Emittentin scheitern sollten.

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