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Wo ist hier bitte der Kohleausstieg?
Raus aus der Kohle – das wollen viele Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Regierungen. Die Kohleindustrie wehrt sich aber weiter vehement gegen einen Abschied von dem Klimakiller.
Laut der aktuellen Global Coal Exit List (GCEL), die von internationalen Nichtregierungsorganisationen zusammengestellt wurde, planen 490 von weltweit 1.064 Kohleunternehmen neue Kohleminen, Kohlekraftwerke oder wollen ihre Infrastruktur erweitern. Nach Berechnungen der GCEL-Analysten könnten die neuen Projekte die globale Kohleförderung um 37 Prozent erhöhen. Und einen Ausstieg aus ihrem klimaschädlichen Geschäftsmodell streben offenbar nur die wenigsten Kohlefirmen an: Die GCEL-Experten sehen bei lediglich 27 der untersuchten Unternehmen Transformationspläne, die sich mit den Pariser Klimazielen vereinbaren lassen. Das sind gerade einmal 2,5 Prozent.
„In Zeiten des Klimanotstands neue Kohleprojekte zu starten, ist rücksichtslos und unverantwortlich. Investoren, Banken und Versicherer sollten diese Unternehmen sofort aus ihren Portfolios verbannen“, fordert Heffa Schücking, Direktorin des an der Entstehung der GCEL beteiligten nordrhein-westfälischen Umweltvereins urgewald.
Besonders viel Kohle in China und Indien
Laut GCEL sind derzeit weltweit neue Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 476 Gigawatt (GW) vorgesehen, über 60 Prozent davon in China. Aktuell gibt es der Studie zufolge mehr als 6.500 Kohlemeiler mit insgesamt 2.067 GW. Die Erschließung neuer Minen ist neben China vor allem in Indien, Australien, Russland und Südafrika geplant.
Am meisten Kohle fördern nach Recherchen der GCEL-Analysten Unternehmen aus China und Indien. Die drei größten westlichen Kohleproduzenten sind Peabody (USA, 111 Millionen Tonnen pro Jahr), Glencore (Schweiz, 90 Millionen Tonnen) und der Essener Konzern RWE (knapp 63 Millionen Tonnen). Die größten Kraftwerkskapazitäten besitzen in der westlichen Welt PGE (Polen, 14,6 GW), Duke Energy (USA, 13,2 GW) und die DTEK BV Group aus der Ukraine (11,9 GW). RWE folgt auf Rang sieben mit 9,1 GW.
Geld für Kohleprojekte? Kein Problem
Offenbar macht es die Finanzindustrie diesen Unternehmen immer noch leicht, an ihren Kohlegeschäften festzuhalten. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Reclaim Finance (coalpolicytool.org) haben von mehr als 500 untersuchten Finanzfirmen nur 28 strenge Richtlinien für den Ausstieg aus Kohlefinanzierungen.
„Viele Finanzinstitute rechtfertigen ihre anhaltenden Investments in die Kohleindustrie damit, dass sie den Unternehmen bei der Transformation helfen wollen“, sagt urgewald-Direktorin Schücking. „Unsere Daten zeigen aber, dass die große Mehrheit der Kohleunternehmen überhaupt keine Transformation will. Sie starten neue Kohleprojekte oder schlachten alte so lange wie möglich aus. Den Kohleausstieg hinauszuzögern, ist eine neue Form, den Klimawandel zu leugnen.“
Die aktuelle GCEL kann unter www.coalexit.org heruntergeladen werden.