ABO Wind darf einen Windpark in Hessen bauen. Bis zur Genehmigung brauchte es fünf Jahre und zwei Gerichtsverfahren. / Foto: ABO Wind

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ABO Wind erhält nach 5 Jahren Genehmigung für Windpark – zwei Siege vor Gericht

Der Wiesbadener Erneuerbare-Energien-Konzern ABO Wind hat fünf Jahre und zwei Gerichtsverfahren nach Einreichung eines Antrags auf Bau und Betrieb des Windparks Hainstadt-Buchen im südlichen Odenwald in Hessen eine Genehmigung erhalten. Der Vorgang sei ein "Paradebeispiel für unverhältnismäßige Klageverfahren, die Windkraftausbau ausbremsen", erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung.

Nach einjähriger Prüfung hatte das Landratsamt den Antrag 2017 zunächst abgelehnt. ABO Wind klagte gegen die Ablehnung und bekam rund zwei Jahre später Recht. Gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts (VG) beantragte das Landratsamt Berufung beim Verwaltungsgerichtshof (VGH). Der lehnte den Antrag des Landratsamts weitere 18 Monate später ab. Daraufhin stellte das Landratsamt nun eine Genehmigung aus.

„Ein für die Energiewende dringend benötigtes Projekt wird also mit fünfjähriger Verzögerung realisiert“, erklärt ABO Wind Abteilungsleiter Kristof Frank. In diesen fünf Jahren hätten die vier Windenergieanlagen nach Rechnung von ABO Wind rund 150 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom erzeugt und den Ausstoß von 120.000 Tonnen Kohlendioxid vermieden.

Kein Risiko für den Schwarzstorch

Hauptgrund der Ablehnung war ein angeblich signifikant erhöhtes Tötungsrisiko für den Schwarzstorch. ABO Wind veröffentlichte 2018 allerdings ein Papier, das die friedliche Koexistenz von Windenergie und Schwarzstorch aus ihrer Sicht wissenschaftlich belegt. Auch laut der im Januar 2021 überarbeiteten Hinweise der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zur Erfassung und Bewertung von Vogelvorkommen besteht für den Schwarzstorch kein allgemeines Kollisionsrisiko mit Windkraftanlagen.

Das Wiesbadener Unternehmen klagte gegen die Ablehnung und bekam zwei Jahre später vor dem VG Karlsruhe Recht. Das Gericht stellte fest, ABO Wind habe „fachlich einwandfrei belegt, dass das Tötungsrisiko für den Schwarzstorch nicht signifikant erhöht werde und eine erhebliche Störung nicht zu erwarten sei“. Das Landratsamt gab sich mit der gerichtlichen Klärung nicht zufrieden und beantragte vergeblich Berufung.

„Das Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, woran der Windkraftausbau in Deutschland krankt“, sagt Kristof Frank. Obwohl es bundes- wie landespolitisches Ziel ist, die Energiewende voranzubringen, werden Projekte oft durch eine schleppende und restriktive Genehmigungspraxis sowie Klagen verzögert oder verhindert. „Die Gerichte sind überlastet, und es fehlt Personal zur raschen Bewältigung der vielen Verfahren.“

Das habe verheerende Auswirkungen auf den Windkraftausbau: „Unsere Anträge sind auf bestimmte Anlagentypen ausgelegt. Wenn sich die Genehmigungsprozesse lange hinziehen, sind diese Anlagen am Ende häufig gar nicht mehr verfügbar. Dann ist der genehmigte Antrag plötzlich nichts mehr wert, und wir müssen einen neuen Antrag für den Bau anderer Anlagen stellen. Dann geht das Spiel von vorne los“, sagt Frank. „In Hainstadt haben wir Glück, dass die Anlagen noch verfügbar sind.“

Moderat bewertete Aktie

Baden-Württemberg möchte laut Angaben der Landesregierung den Anteil erneuerbarer Energien von heute rund 32 Prozent bis 2050 auf 80 Prozent erhöhen. Dafür ist ein massiver Ausbau der Windkraft unerlässlich. Doch 2019 und 2020 gingen laut ABO Wind weniger als 20 neue Anlagen ans Netz, weil es an Genehmigungen mangelt. Unternehmen der Branche haben dieser Tage ein Impulspapier mit Vorschlägen veröffentlicht, wie die Situation verbessert werden könnte.

Die ABO Wind-Aktie stand im Handel an der Börse Düsseldorf am Montagnachmittag bei 44,40 Euro und war zum Freitag damit 3,7 Prozent im Plus (Stand: 29.3.2021, 18:00 Uhr). Auf Monatssicht war die Aktie damit 4 Prozent im Minus, im Jahresvergleich lag stand ein Wertgewinn von 146 Prozent zu Buche.

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2021 von 25 ist die ABO Wind-Aktie moderat bewertet und auch günstiger als zahlreiche Branchenkonkurrenten. Anlegerinnen und Anleger können mit einer kleinen Position einsteigen, sollten ihr Investment aber auf mehrere Tranchen auf- und über mehrere Wochen verteilen.

ABO Wind ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie der Kategorie Grüne Spezialwerte. Ein Unternehmensporträt finden Sie hier.

Lesen Sie auch unser Dossier: Die besten Windaktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt.

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