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Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie
Anlegerschutzverein droht mit Klage gegen Meyer Burger – Unternehmen weist Vorwürfe zurück
Der Schweizerische Anlegerschutzverein (SASV) hat rechtliche Schritte gegen den Solarmodulhersteller Meyer Burger angekündigt. Mehrere Anlegerinnen und Anleger fühlen sich demnach durch das Schweizer Unternehmen getäuscht. Meyer Burger weist die Anschuldigungen als haltlos zurück und behält sich ebenfalls rechtliche Schritte vor. Das Unternehmen sieht eine Kampagne gegen sich.
Laut SASV hat Meyer Burger die eigenen wirtschaftlichen Aussichten mehrere Jahre lang zu positiv dargestellt und einen Technologievorsprung behauptet, den das Unternehmen in Wahrheit gar nicht besitze. Nachfragen von Anlegerinnen und Anlegern zu Prognosen habe das Unternehmen nur unzureichend beantwortet. Als die zu hoch gesteckten Ziele nicht erreicht werden konnten, hätten Aktionäre hohe Schäden erlitten. Wie viele Aktionäre der SASV vertritt und wie hoch ihr Aktienanteil sein soll, geht aus der Mitteilung vom Freitag nicht hervor.
Unternehmen sieht Kampagne durch Ex-Manager
Zudem soll Meyer Burger falsche Versprechungen zu Absätzen in den USA abgegeben und widersprüchliche Angaben zu einem 2022 geschlossenen Abnahmevertrag mit dem US-Unternehmen D. E. Shaw Renewable Investments (DESRI) gemacht haben. Zudem gibt es laut SASV Unklarheiten, ob Meyer Burger einen Finanzblogger für Beiträge über das Unternehmen bezahlt habe.
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"Der SASV bereitet aufgrund der mangelhaften Transparenz und den wiederholten Verfehlungen von MBT (Meyer Burger Technology - d. Red.) Anzeigen wegen Verdachts auf Verletzung von Ad-hoc-Publizitätspflichten sowie wegen Verdachts auf Marktmanipulation vor", erklärte der Verein in seiner Mitteilung vom Freitag. Er behalte sich auch vor, Strafanzeige wegen Verdachts auf Kursmanipulation einzureichen. Zudem würden weitere rechtliche Schritte geprüft, etwa Zivilklagen gegen einzelne Mitglieder der Geschäftsführung und des Verwaltungsrats.
Meyer Burger und der SASV haben eine Vorgeschichte: Der Verein war 2021 "von Personen gegründet worden, die dem damaligen Meyer Burger-Verwaltungsratsmitglied Urs Fähndrich nahestanden", wie das Branchenmagazin "pv-magazine" und mehrere Schweizer Medien berichten. Fähndrich hatte sein Mandat "nach Vorwürfen" im März 2021 aufgegeben, wie Meyer Burger erklärte.
"Die aktuellen Behauptungen des SASV weist die Gesellschaft als haltlos zurück. Diese sind darüber hinaus bereits aus vergangenen Generalversammlungen der Gesellschaft und aus Medienberichten bekannt", teilte Meyer Burger mit. Man sähe sich "seit mehreren Wochen direkten und indirekten Angriffen durch den Schweizerischen Anlegerschutzverein ausgesetzt".
Meyer Burger kündigte zudem an, sich rechtliche Schritte gegen Urs Fähndrich und den SASV vorzubehalten. "In der Kampagne des SASV wird in den Augen der Gesellschaft der Versuch unternommen, ihr kurz vor wichtigen politischen Entscheidungen schweren Schaden zuzufügen. Dies ist zum Nachteil unseres Unternehmens und unserer Aktionäre, unserer Mitarbeitenden, Kunden sowie des Produktionsstandortes Europa", erklärte Meyer Burger.
Am außerbörslichen Handelsplatz Lang & Schwarz ist die Meyer Burger-Aktie aktuell 13,7 Prozent im Plus zum Freitag und kostet 0,12 Euro (Stand: 19.2.2024, 12:02 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 5,5 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat sie knapp 82 Prozent ihres Werts eingebüßt.
Geschäfte laufen schlecht
Aufgrund eines Streits zwischen der EU und der Schweiz ist der Kauf und Verkauf von Schweizer Wertpapieren wie der Meyer Burger-Aktie in EU-Ländern seit Sommer 2019 nur noch über außerbörsliche Handelsplätze möglich und oft mit höheren Kosten verbunden.
Bei Meyer Burger laufen die Geschäfte unabhängig von den aktuellen Vorwürfen schlecht, das Unternehmen braucht frisches Kapital. Nach Angaben des Managements leidet der Absatz vor allem unter der Billig-Konkurrenz aus Asien. Weil Meyer Burger sich in Deutschland und Europa allgemein nicht genügend geschützt sieht, prüft der Konzern aktuell, seine Modulproduktion im sächsischen Freiberg im April einzustellen. Stattdessen will sich das Unternehmen auf den Aufbau der Produktion in den USA konzentrieren. ECOreporter hat ausführlich berichtet, zuletzt etwa hier.
ECOreporter hat stets gewarnt, dass bei Meyer Burger Probleme im Preiskampf mit chinesischen Anbietern wahrscheinlich sind. Ob Bekenntnisse aus der Politik dazu beitragen können, das Unternehmen profitabel zu machen, ist ungewiss. Zudem benötigte Meyer Burger in der jüngeren Vergangenheit wiederholt frisches Geld, und die Aktie ist als sogenannter Pennystock (ein Wertpapier, das im Cent-Bereich gehandelt wird) anfällig für Spekulationsgeschäfte. Starke Kursschwankungen sind keine Seltenheit. ECOreporter sieht erhebliche Risiken bei Meyer Burger und rät weiterhin vom Einstieg in die Aktie ab.
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Meyer Burger Technology AG: ISIN CH0108503795 / WKN A0YJZX