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Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie
Meyer Burger mit hohem Verlust – Werk in Sachsen könnte schließen
Der Schweizer Solarkonzern Meyer Burger hat das Geschäftsjahr 2023 tief in den roten Zahlen abgeschlossen. Aufgrund der "Marktverzerrungen in Europa" erwägt das Unternehmen, sein Werk für Solarmodule im sächsischen Freiberg zu schließen. Die Aktie verliert heute 28 Prozent.
Angesichts der "unhaltbaren Verluste" in Europa sei die Solarproduktion in der Region in vollem Umfang vorerst nicht weiter tragbar, so das Unternehmen in einer Mitteilung am heutigen Mittwoch. Bei dem Werk in Freiberg handle es sich um die größte Solarmodulproduktion Europas. 500 Beschäftigte wären von einer Schließung betroffen.
Meyer Burger fordert politischen Schutz vor der Konkurrenz
Die Schließung könne bereits im April 2024 erfolgen, teilte das Unternehmen weiter mit. Eine endgültige Entscheidung müsste bis Mitte Februar getroffen werden – "sofern keine ausreichenden Maßnahmen zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa ergriffen werden". Die Solarzellproduktion in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt solle weiterlaufen und den Hochlauf der Modulproduktion in den USA unterstützen.
Meyer Burger leidet wie viele Solarunternehmen in Europa unter den günstigen Angeboten aus China. Ein starker Anstieg der chinesischen Produktion sowie von Indien und den USA verhängte Handelsbeschränkungen hätten im vergangenen Jahr zu einem erheblichen Überangebot und "einer beispiellosen Verzerrung auf dem europäischen Solarmarkt" geführt. Meyer Burger verlangt von der EU und Deutschland nun ebenfalls Einschränkungen für chinesische Produkte.
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Das Geschäftsjahr 2023 lief schlecht für Meyer Burger. Nach vorläufigen Zahlen geht das Unternehmen von einem Umsatz von rund 135 Millionen Schweizer Franken (144 Millionen Euro) aus, rund 8 Prozent weniger als 2022. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vervierfachte sich der Verlust annähernd auf ein Minus von mindestens 126 Millionen Franken (135 Millionen Euro).
Zudem braucht Meyer Burger frisches Kapital. Zum Jahresende 2023 betrugen die Barmittel lediglich rund 150 Millionen Franken – der Konzern benötigt jedoch eigenen Angaben zufolge rund 450 Millionen Franken, um einen positiven Cashflow erzielen und weiter in die Produktion investieren zu können.
Meyer Burger prüft nun mehrere Finanzierungsmöglichkeiten. Das Unternehmen befindet sich nach eigenen Angaben aktuell in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz über eine durch den französischen Versicherer Allianz Trade (ehemals Euler Hermes) gedeckte Exportfinanzierung. Weitere Optionen sind Kredite in den USA sowie ein Darlehen des US-Energieministeriums, für das Meyer Burger laut eigener Aussage die erste Prüfphase bereits erfolgreich durchlaufen hat.
"Der Schwerpunkt liegt derzeit auf dem Wachstum im hochattraktiven US-Markt, der eine hohe Profitabilität ermöglicht. Gemeinsam mit Partnern könnten wir unsere Position dort erheblich verbessern, ohne eigene größere Investitionen tätigen zu müssen", erklärte Meyer Burger-Chef Gunter Erfurt. Aktuell verfügt sein Unternehmen auf dem US-Markt demnach über Abnahmeverträge mit einem Volumen von 5,4 Gigawatt, bis 2026 will man über das Geschäft in den Vereinigten Staaten ein positives EBITDA von 250 Millionen Franken im Jahr erzielen.
Im Dezember 2023 hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" über Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit von Meyer Burger berichtet. In einer Rangliste der weltweit effizientesten Solarmodule des Düsseldorfer Branchendienstes Taiyang News belegte Meyer Burger im November demnach nur Platz 30. Zwei Jahre zuvor war es noch der sechste Platz gewesen. Chinesische Module seien demnach nicht nur deutlich günstiger, sondern auch effizienter.
Experten bezweifeln Konkurrenzfähigkeit
Laut Meyer Burger liegt das vor allem daran, dass die Konkurrenz oft größere Module verwende und damit den Wirkungsgrad erhöhe. Bei den Zellen, die in den Modulen verbaut sind, gehöre man weiter zur "internationalen Spitzengruppe". Dem "Spiegel" zufolge bemängeln Experten allerdings, dass der Wirkungsgrad einzelner Zellen die Abnehmer kaum interessieren dürfte. Meyer Burger sollte vielmehr selbst größere Module anbieten. Gerard Reid vom britischen Branchendienst Alexa Capital erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin, Meyer Burger sei "auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig".
An der Börse kommen die neuen Zahlen von Meyer Burger schlecht an. Aktuell ist die Aktie am Handelsplatz Lang & Schwarz zum Vortag 28,2 Prozent im Minus und kostet 0,09 Euro (Stand: 17.1.2024, 9:51 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 53,3 Prozent im Minus, im Jahresvergleich hat sie 85,2 Prozent ihres Werts verloren.
Aufgrund eines Streits zwischen der EU und der Schweiz ist der Kauf und Verkauf von Schweizer Wertpapieren wie der Meyer Burger-Aktie in EU-Ländern seit Sommer 2019 nur noch über außerbörsliche Handelsplätze möglich und oft mit höheren Kosten verbunden.
ECOreporter hat stets gewarnt, dass bei Meyer Burger Probleme im Preiskampf mit chinesischen Anbietern wahrscheinlich sind. Nun könnte die mangelnde Konkurrenzfähigkeit bereits das Ende der erst Mitte 2021 hochgefahrenen Produktion in Sachsen bedeuten. Das Unternehmen benötigte in der jüngeren Vergangenheit zudem wiederholt frisches Geld und ist weit von einem profitablen Betrieb entfernt. Außerdem ist die Meyer Burger-Aktie als sogenannter Pennystock (ein Wertpapier, das im Cent-Bereich gehandelt wird) anfällig für Spekulationsgeschäfte. Starke Kursschwankungen sind keine Seltenheit. ECOreporter sieht erhebliche Risiken bei Meyer Burger und rät weiterhin vom Einstieg in die Aktie ab.
Lesen Sie auch das ECOreporter-Interview mit Meyer Burger-Chef Gunter Erfurt.
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Meyer Burger Technology AG: ISIN CH0108503795 / WKN A0YJZX