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Börsengang der Oatly-Aktie: Nicht das Tesla des Milch-Marktes
Die Oatly-Aktie: Ist sie für den Milch-Markt das, was Tesla für die Automobilindustrie ist? Ein „Game-Changer“ in einem weltweiten Milliarden-Markt? Darauf hoffen das Unternehmen, Gründer und vielleicht neue Aktionäre.
Seit gestern (20.5.2021) ist Oatly an der US-Börse Nasdaq gelistet. Nicht mit den Originalaktien, sondern mit sogenannten American Depositary Receipts (ADRs). Das sind Hinterlegungsscheine, die aber genauso problemlos gehandelt werden können wie Aktien.
Die Nachfrage nach den Oatly-Papieren war gestern hoch: Der erste Kurs des ADR lag bei 22 US-Dollar und damit knapp 30 Prozent über dem Ausgabepreis von 17 Dollar. Bei Handelsschluss der Nasdaq notierte das ADR bei 20,20 Dollar. Im Tradegate-Handel kostet es aktuell 17,97 Euro (Stand 21.5.2021, 10:09 Uhr).
Kann Oatly eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben wie Tesla?
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Zweifel sind angebracht. Denn so unterschiedlich der Milch-Markt und der Automarkt sind, so verschieden sind die Stellungen von Oatly und Tesla. Oatly hat nicht den technologischen Vorsprung auf andere Milchersatzprodukt-Hersteller wie Tesla auf andere Elektromobil-Hersteller. Vergleichen kann man eher die sehr forsche Börsenbewertung des schwedischen Unternehmens: 10 Milliarden US-Dollar. Und das bei nur rund 400 Millionen Dollar Umsatz in 2020 und einem Nettoverlust von 60 Millionen Dollar.
Oatly ist stark von seiner Reputation abhängig. Schließlich geht es bei Milchersatzprodukten um Gesundheit. Aber Hafermilch ist oft stark gezuckert – was nicht gerade als gesund gilt. Oatly-Produkte weisen allerdings verschiedene Vorteile auf, und es geht immer um wichtige Trends: Bei Milchersatzprodukten gibt es beispielsweise keine Massentierhaltung. Da es überhaupt nicht um Tiere geht, gehört Oatly auch zu den Unternehmen, die vegane Produkte herstellen. Wieder ein wichtiger Trend. Schließlich ist die Klimabilanz von Hafermilch wesentlich besser als die von Kuhmilch. Zudem kann Hafer aus regionalen Quellen stammen. Also keine langen, treibhausschädlichen Transportwege.
Oatly hat ein Image-Problem
Aber alle diese Themen stehen auch in engem Zusammenhang mit Glaubwürdigkeit, es geht um Ruf und Reputation. Und hier hat Oatly deutliche Probleme. Etwa, weil die US-Investmentgesellschaft Blackstone sich beteiligt hat. Hier gab es Proteste gegen Oatly, bei denen auf Regenwaldzerstörung im Zusammenhang mit Blackstone hingewiesen wurde. Zudem hat sich der chinesische Staat an Oatly beteiligt. Ein wenig demokratischer Staat, der auch für die Unterdrückung von Menschenrechten bekannt ist, beteiligt sich an einem Unternehmen, das Alternativ-Trends verfolgt: Kein glaubwürdiges Zusammenspiel. Das alles kann Oatly empfindlich treffen bei Wachstumsplänen. Von daher ist die Bewertung des Unternehmens sehr hoch. Die Alt-Aktionäre lassen sich den Börsengang angeblich versilbern, indem sie etwa eine halbe Milliarde Dollar für ihre Aktien kassieren. Auch das wird den Ruf von Oatly in vielen Kreisen nicht strahlen lassen.
Von daher: Oatly geht jetzt an die Börse, um an Erfolge wie den von Beyond Meat anzuknüpfen. Aber Oatly steht anders da. Natürlich wird es Anlegerinnen und Anleger geben, die sich im Markt der pflanzlichen Proteine (als Ersatz für tierisches Eiweiß) einen ähnlichen Boom wie beim Wasserstoff erhoffen. Die Oatly-Aktie wird daher mit großer Wahrscheinlichkeit ein Spekulationsobjekt werden. Kurssprünge nach oben sind möglich. Und dann folgende Kursstürze wahrscheinlich.
ECOreporter-Fazit: Wer jetzt Oatly-Aktien kauft, betreibt Glücksspiel. Wer langfristig und nachhaltig investieren will, macht um die Aktie in nächster Zeit besser einen Bogen.
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Oatly Group AB ADR: ISIN US67421J1088 / WKN A3CQRG