Die BioNTech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin wollen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz unter anderem Krebsimpfstoffe entwickeln. / Foto: imago images, Political Moments

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BioNTech kauft KI-Firma Instadeep

BioNTech setzt in der Forschung stark auf Künstliche Intelligenz (KI). Jetzt übernimmt das Mainzer Pharmaunternehmen den britischen KI-Spezialisten Instadeep.

Mit einem Kaufpreis von 362 Millionen Britischen Pfund (409 Millionen Euro) plus erfolgsabhängige Zahlungen von bis zu 200 Millionen Pfund ist der Instadeep-Kauf die bislang größte Übernahme von BioNTech. Instadeep wurde 2014 gegründet und beschäftigt derzeit 240 Menschen.

BioNTech will eine KI-basierte Plattform für die Entwicklung von neuen Impfstoffen und Immuntherapien aufbauen. Das Unternehmen arbeitet bereits seit ungefähr drei Jahren mit Instadeep zusammen, gemeinsam entwickelte man unter anderem ein Früherkennungssystem für die Identifizierung von gefährlichen Varianten des Coronavirus. BioNTech setzt KI-Systeme auch bei der Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen verschiedene Krebsarten ein.

BioNTech hatte im November seine Umsatzprognose für 2022 erhöht (ECOreporter berichtete hier). Nach den ersten drei Quartalen betrug der Umsatz 12,9 Milliarden Euro, der Nettogewinn 7,16 Milliarden Euro. Die Zahlen lagen in etwa auf dem Niveau des sehr erfolgreichen Vorjahres. Ende September 2022 verfügte das Unternehmen über liquide Mittel in Höhe von 13,4 Milliarden Euro.

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BioNTech profitiert weiterhin stark von seinen Corona-Impfstoffen, baut aber auch sein ursprüngliches Kerngeschäft, die Entwicklung von mRNA-Krebsmedikamenten, weiter aus. Derzeit befinden sich 19 Produktkandidaten in klinischen Studien – mehr als bei vielen großen Pharmakonzernen. Die Medikamente sollen unter anderem zur Behandlung von Eierstockkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs und Hautkrebs eingesetzt werden.

Für 2023 erwartet das Unternehmen Ergebnisse aus bis zu zehn Krebsstudien und will fünf neue klinische Studien für Impfstoffkandidaten gegen Infektionskrankheiten starten. BioNTech entwickelt unter anderem Impfstoffe gegen Malaria, Gürtelrose, Herpes, Tuberkulose und die Grippe.

Die Aktie ist auf drei Jahre fast 290 Prozent im Plus

Nach hohen Kursgewinnen in 2020 und 2021 hat die BioNTech-Aktie von Ende November 2021 bis Anfang März 2022 erheblich an Wert verloren. Seitdem deutet sich eine leichte Erholung an, der Kurs schwankt allerdings weiterhin stark. Auf Monatssicht hat die Aktie 14 Prozent verloren, auf drei Monate liegt sie 5 Prozent im Plus. Im Jahresvergleich notiert die Aktie 27 Prozent im Minus, auf drei Jahre gesehen hat sie knapp 290 Prozent an Wert gewonnen. Aktuell steht der Kurs im Tradegate-Handel nahezu unverändert zum Vortag bei 138,75 Euro (12.1.2023, 11:21 Uhr).

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das Geschäftsjahr 2022 von 4 ist die Aktie günstig bewertet. Allerdings profitiert BioNTech derzeit enorm von seinem medizinischen und logistischen Vorsprung im Impfstoffgeschäft, aus dem nahezu der komplette Konzernumsatz kommt. Ob das aktuelle Gewinn- und Margenniveau mittelfristig zu halten sein wird, erscheint fraglich. Zum Vergleich: Der hoch profitable Schweizer Pharmariese Roche erzielte 2021 mit mehr als 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Gewinn von ungefähr 15 Milliarden Euro. BioNTech schaffte einen Überschuss von 10 Milliarden Dollar – mit nicht viel mehr als 2.500 Angestellten.

Nur halb so teuer wie Moderna

Aber: Auch mit einem Drittel oder Viertel des aktuellen Gewinns wäre das Unternehmen immer noch akzeptabel bewertet. Marktbeobachter rechnen für 2023 und 2024 mit KGVs von 8 beziehungsweise 16 – gute bis moderate Werte. Was ebenfalls für BioNTech spricht: Die Firma ist derzeit an der Börse günstiger als der US-Konkurrent Moderna: Dessen erwartetes KGV für das Geschäftsjahr 2022 liegt bei 8.

Dennoch bleibt die BioNTech-Aktie eine Wette darauf, dass das Unternehmen abseits des Corona-Impfstoffs Erfolg haben wird. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben: BioNTech ist weltweit führend bei innovativen mRNA-Verfahren und hat derzeit dank der hohen Nachfrage nach Corona-Impfungen das Kapital, um die Entwicklung seiner anderen Präparate voranzutreiben – auch durch Firmenübernahmen wie jetzt bei Instadeep. ECOreporter sieht weiterhin Einstiegsgelegenheiten für risikofreudige Anlegerinnen und Anleger, die mit starken Kursschwankungen leben können.

Ein ECOreporter-Porträt von BioNTech finden Sie hier.

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BioNTech SE ADR:

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