Solarpark von 7x7: Mit einer Anleihe der 7x7 finanzieren Anleger Solarparks in Deutschland. / Foto: Unternehmen

  Anleihen / AIF

Bis zu 7,75 Prozent Zins mit Erneuerbarer Energie: Lohnen sich Anleihen von Wind- und Solarunternehmen?

Feste Zinsen und Nachhaltigkeit – das bieten Anleihen auf Solar- und Windpark-Projekte. Auch kleine und mittelständische Unternehmen bringen Anleihen auf saubere Kraftwerke auf den Markt. Welche sind aussichtsreich, welche riskanter?

Bis zu 7,75 Prozent Zins. So viel bieten Anleihen auf Erneuerbare-Energien-Projekte von kleinen oder mittelständischen Unternehmen. Zudem sind sie an der Börse handelbar. Trotz fester Zinsen kann die Rendite für einen Anleger höher oder aber auch niedriger ausfallen. Denn der Zins einer Anleihe bezieht sich immer auf den sogenannten Nominalwert. Der reale Kurs der Anleihe kann nach oben oder unten schwanken, und dann weicht die Rendite vom Nominalzins ab.

Am Ende der Laufzeit erhält man allerdings immer den Nominalwert zurück – wenn das Unternehmen zur Rückzahlung in der Lage ist. Trotz „fester Zinsen“ sind Anleihen also keine Sparbücher. Ein Risiko bleibt.

Anleihen auf Erneuerbare-Energien-Kraftwerke bieten generell ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Verhältnis – auch wenn die emittierenden Unternehmen klein oder Mittelständler sind. Die Einnahmen für den produzierten Strom sind meist langfristig kalkulierbar, das Interesse von großen Investoren an dem Kauf von sauberen Kraftwerken ist groß, und Projektentwickler von Wind- oder Solar-Kraftwerken verfügen meist über eine langjährige Erfahrung in ihrem Geschäft.

Wie bei Aktien müssen die Anleihen und ihre Emittenten bestimmte Voraussetzungen für den Börsenhandel erfüllen: Unter anderem brauchen sie ein Bonitätsrating, das die Unternehmen bei Ratingagenturen einkaufen müssen. Außerdem müssen die Unternehmen regelmäßig Geschäftszahlen veröffentlichen.

Der Börsenhandel einer Mittelstandsanleihe ist allerdings nicht zu vergleichen mit dem Handel einer Aktie: Diese ist bei entsprechendem Handelsvolumen in Sekunden nach der Order verkauft. Bei einer kleinen grünen Anleihe kann es durchaus einige Tage dauern, bis sich ein Käufer findet.

Photon Energy-Anleihe mit 7,75 Prozent Zins

Die Photon Energy AG ist ein Solarpark-Projektierer und -Betreiber mit Sitz in Amsterdam. Die Unternehmensanleihe 2017/22 hat das niederländische Unternehmen auf den Markt gebracht, um eine alte Anleihe zurückzuzahlen und um neue Solarpark-Projekte zu finanzieren. Photon Energy hat sich durch die Anleihe 30 Millionen Euro an Kapital gesichert.

Die Anleihe hat eine Stückelung von 1.000 Euro - womit sie auch für Privatanleger interessant ist. Der Zinskupon erscheint mit 7,75 Prozent sehr attraktiv. Ausgeschüttet werden die Zinsen vierteljährlich. Derzeit notiert die Anleihe an der Börse Tragegate über ihrem Nennwert bei 105,21 Prozent (20.2., 13:46 Uhr). Die tatsächlichen Zinsen, wenn Anleger die Anleihe derzeit über die Börse kaufen, liegen somit bei 6,28 Prozent.  

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2018 war ein gutes Jahr für Photon Energy. Das Unternehmen steigerte die Umsätze um 17,4 Prozent zum Vorjahr auf 20,25 Millionen Euro. Der operative Gewinn (EBIT) betrug 2,63 Millionen Euro und der Nettogewinn 0,60 Millionen Euro.


Solaranlage von Photon Energy in Australien. / Foto: Unternehmen

Zum Vergleich: Im Vorjahr stand bei dem niederländischen Solarparkprojektierer noch einen Verlust von 0,80 Millionen Euro in den Büchern. Das Solarunternehmen entwickelt eigenen Angaben zufolge gerade in Australien Projekte mit einer Kapazität von 1.360 Megawatt (MW), in Ungarn belaufen sich die in Entwicklung befindlichen Solarparks auf 22,4 MW.

ECOreporter sieht Risiken bei der Photon Energy-Anleihe: Ein Geschäftsmodell, das teilweise auf Stromproduktion in Ländern wie Ungarn beruht, könnte bei einer weiteren politischen Zuspitzung in der EU riskanter werden – vor allem wegen der rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem sollten Anleger bedenken, dass die Anleihe ein Volumen von 30 Millionen Euro hat. Das sind etliche Millionen mehr, als das Unternehmen derzeit an Umsatz erzielt. Das allein muss kein Risiko sein. Es sollte den Anlegern aber bewusst machen, dass es hier um die Anleihe eines kleinen Unternehmens geht.

Anleihe der SoWiTec GmbH mit 6,75 Prozent Zins

Die SoWiTec Group GmbH entwickelt Wind- und Solarprojekte. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Sonnenbühl in Baden-Württemberg. Aktiv ist der Erneuerbare-Energien-Projektentwickler vor allem in Südamerika – unter anderem in Brasilien, Argentinien und Chile. In Asien, im Nahen Osten und in der ehemaligen Sowjetunion kümmert sich das Unternehmen ebenfalls um die Entwicklung von Solar- und Windparks. In 24 Jahren Geschäftstätigkeit hat SoWiTec eigenen Angaben zufolge Projekte mit einer Kapazität von 2,7 Gigawatt (GW) realisiert und Projekte mit 3,8 GW verkauft.

Die SoWiTec-Anleihe wurde im November 2018 begeben und läuft bis 2023. Bei der Emission sollten 15 Millionen Euro Kapital eingeworben werden. Mit den Anlegergeldern möchte SoWiTec selbst an Ausschreibungen für Wind- oder Solarprojekte teilnehmen und die entwickelten Kraftwerke an Investoren verkaufen. Das ist nach Auskunft des Unternehmens ein sehr viel lukrativeres Geschäft als die bloße Projektentwicklung.

Die SoWiTec-Anleihe bietet einen Zins-Kupon von 6,75 Prozent bei einer Stückelung von 1.000 Euro. Die Anleihe ist mit Anteilen an der SoWiTec Operations GmbH besichert - dem Teil des Unternehmens, der für die Projektentwicklung zuständig ist. Derzeit notiert die Anleihe an der Börse Frankfurt bei ihrem Nennwert (20.2., 14:31 Uhr).

2018 hat SoWiTec 11 Projekte mit über 1,5 GW verkauft. Im Januar meldete das Unternehmen den Verkauf eines 200-MW-Solarparks in Brasilien. Im ersten Halbjahr 2018 erzielte SoWiTec Umsätze in Höhe von 20,9 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr 2018 sind 34 Millionen Euro Umsatz anvisiert.

Laut Angaben von Konzernchef Frank Hummel sind 200 Wind- und Solarparkprojekte mit einem Volumen von 27,4 GW "in der Bearbeitung“. Davon lägen für 12 GW Genehmigungen vor, heißt es. Der Auftragseingang betrage rund 4,8 GW. Diese Aufträge sollen SoWiTec bis 2024 einen potenziellen Gesamtumsatz von bis zu 145 Millionen Euro in die Kassen spülen.

ECOreporter kann das Risiko-Rendite-Profil der Anleihe nicht seriös einschätzen. Auch Verträge über Aufträge müssen erst einmal bezahlt werden. Rechts- und Währungsrisiken in den Ländern, in denen SoWiTec tätig ist, sind von anderer Qualität und erfordern andere Mittel als in Mitteleuropa.

7x7 Energieanleihe mit 4,75 Prozent Zins

Die 7x7 Energieanleihe 2027 soll Solarprojekte in Deutschland finanzieren. Im Fokus stehen dabei kleine Solarparks, für die keine Teilnahme an Ausschreibungen erforderlich ist.  Emittentin der Anleihe ist die 7x7 Energiewerte Deutschland II. GmbH & Co. KG. Anleger haben Anleihen im Wert von 2 Millionen Euro gezeichnet.


Andreas Mankel ist Geschäftsführer von 7x7. / Foto: Unternehmen

Die Stückelung der 7x7 Energieanleihe 2027 liegt bei 5.000 Euro, der Zinssatz beträgt 4,5 Prozent. Einmal im Jahr erhalten Anleger die Zinsen ausgeschüttet. Investoren können die Anleihe unter anderem an der Frankfurter Börse handeln. Derzeit notiert sie leicht über ihrem Nennwert bei 100,75 Prozent (21.2., 11:04).

Die Anleihe soll  durch eine Gläubigerstellung im Grundbuch abgesichert werden und die Abtretung verschiedener Rechte - wie zum Beispiel der Ansprüche auf die Vergütung des eingespeisten Stroms. "Damit ist die Anleihe besonders attraktiv für Stiftungen und ähnliche Organisationen, die strengeren Anlagekriterien unterliegen", sagt Andreas Mankel, Geschäftsführer der 7x7 Energiewerte Deutschland II. GmbH & Co. KG.

ECOreporter hat das Angebot in einem ECOanlagecheck analysiert und bewertet. Fazit: "Wenn die Emittentin ihren Geschäftsplan umsetzen kann und sie zunächst vorrangig ein langfristig zu betreibendes Solarparkportfolio aufbaut, kann das Zins/Risiko-Verhältnis der Anleihe als angemessen gelten.“ Mittlerweile sind zwei Solarparks, die durch die Anleihe finanziert wurden, fertiggestellt und bereits ans Netz gegangen.

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