Deutsche Bank-Zentrale in Frankfurt: Ende Mai durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Hauptsitze der Bank und ihrer Tochter DWS wegen des Verdachts auf Greenwashing. / Foto: Deutsche Bank

  Fonds / ETF

DWS Top Dividende Fonds: nachhaltig – oder doch nicht?

Der DWS Top Dividende ist der größte deutsche Aktienfonds. Die Deutsche Bank-Tochter DWS weist ihn als Finanzprodukt gemäß Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung aus. Allerdings legt der Fonds nur teilweise nach nachhaltigen Kriterien an.

„Mindestens 60% des Wertes des OGAW-Sondervermögens (sprich des Fonds - Anm. d. Red.) müssen in Vermögensgegenstände von Emittenten angelegt werden, die definierte ESG-Standards in Bezug auf ökologische, soziale und die Unternehmensführung betreffende Merkmale („ESG-Kriterien“) erfüllen.“ So steht es im rechtlich bindenden Verkaufsprospekt des DWS Top Dividende (Stand März 2022).

Heißt: 40 Prozent des Fondsvermögens dürfen in nicht nachhaltige Aktien investiert sein. Die DWS formuliert es im Prospekt folgendermaßen: „Bis zu 40% des Wertes des OGAW-Sondervermögens können in Vermögensgegenstände angelegt werden, die den ESG-Standards nicht entsprechen oder nicht bewertet werden.“

Eher braun als grün: Kohleförderer & Ölkonzerne

Im Fonds finden sich denn auch diverse fossile Energieunternehmen und Bergbaukonzerne, die viele nachhaltige Anlegerinnen und Anleger wahrscheinlich nicht im Depot haben möchten: Shell, TotalEnergies, Anglo American, BHP Group, Chevron, Schlumberger.

Die DWS bewirbt den DWS Top Dividende als Artikel 8-Fonds nach der EU-Offenlegungsverordnung. Als nachhaltiges Finanzprodukt will sie ihn aber nicht verstanden wissen. Im Verkaufsprospekt heißt es dazu: „Mit diesem Fonds bewirbt die Gesellschaft ökologische und soziale Merkmale oder eine Kombination aus diesen Merkmalen im Sinne von Artikel 8 der EU-Verordnung 2019/2088 (Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor), ohne dabei eine explizite ESG und/oder nachhaltige Anlagestrategie zu verfolgen.“

Ja, was jetzt – nachhaltig oder nicht nachhaltig? Auf Nachfrage des Magazins „Fonds professionell Online“ erklärte eine DWS-Sprecherin, man habe den Fonds als Artikel 8-Produkt eingestuft, weil er mittlerweile Ausschlusskriterien anwende. Die DWS habe im Zuge der Einführung der Offenlegungsverordnung die Zahl ihrer Fonds erhöht, "die ökologische oder soziale Merkmale fördern", der DWS Top Dividende werde jedoch nicht als Nachhaltigkeitsfonds gewertet.

Also irgendwie nachhaltig und irgendwie auch nicht. Die Details erfahren Anlegerinnen und Anleger nur, wenn sie die umfangreichen Verkaufsunterlagen des Fonds eingehend studieren.

Die Anbieter suchen sich ihre Schubladen selbst aus

Der Fall verdeutlicht einmal mehr, dass die EU-Offenlegungsverordnung bislang wenig dazu beiträgt, wirklich nachhaltige Fonds als solche zu kennzeichnen. Das liegt vor allem an den schwachen Kriterien, die es fast jedem Fonds erlauben, als Artikel 8-Produkt durchzugehen. Hinzu kommt: Die Anbieter dürfen ihre Fonds selbst in die verschiedenen Nachhaltigkeitsschubladen der Offenlegungsverordnung einsortieren. Wie genau diese Einordnungen kontrolliert werden sollen, ist noch unklar.

Mehr zu den Schwächen der Offenlegungsverordnung können Sie hier lesen.

Für ECOreporter sagen die Kennzeichnungen der Offenlegungsverordnung nur bedingt etwas über die tatsächliche Nachhaltigkeit von Finanzprodukten aus. Deshalb berücksichtigt die Redaktion die Artikel-8/9-Angaben bei ihren Fondstests weiterhin nicht.

Die DWS hat seit Monaten mit Greenwashing-Vorwürfen zu kämpfen. Im Juni musste Konzernchef Asoka Wöhrmann seinen Posten räumen. Mehr dazu erfahren Sie hier.

ECOreporter hat hier mehr als 80 nachhaltige Aktien-, Misch-, Renten- und Mikrofinanzfonds eingehend getestet.

80 Tests grüner ETFs finden Sie hier.

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