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Greenwashing-Verdacht: DWS & Co. wird es offenbar zu heikel
Das Kürzel ESG wird seit einigen Jahren so inflationär verwendet, dass sich anspruchsvolle nachhaltige Anlegerinnen und Anleger nur verwundert die Augen reiben können. Mittlerweile scheinen einige große Vermögensverwalter aber kalte Füße zu bekommen und werben nicht mehr ganz so offensiv damit, grün zu sein.
ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (gute Unternehmensführung). Wenn Fondsmanager ihre Aktien nach ESG-Kriterien auswählen, bedeutet das im Idealfall, dass sie darauf achten, nur in wirklich nachhaltige Unternehmen zu investieren. Leider ist dieser Idealfall aber insbesondere bei großen Vermögensverwaltern eher die Ausnahme. Denn ESG ist ein dehnbarer Begriff, in dem man auch Kohleförderer, Ölmultis und Kreuzfahrtanbieter unterbringen kann, wenn man in sie investieren möchte.
ESG - gerne, aber bitte nicht zu viel
Auf die Spitze haben es Finanzhäuser getrieben, die ihre Produkte als ESG-Angebote verkaufen, aber im Kleingedruckten schreiben, dass Sie ihre Fonds (und vor allem ETFs) gar nicht nach ESG-Kriterien zusammenstellen, sondern ESG-Themen lediglich irgendwo im Auswahlprozess berücksichtigen – nach dem Motto „schön, dass wir mal drüber gesprochen haben“. Angenehmer Nebeneffekt: So lässt sich fast jeder Fonds als ESG-Produkt vermarkten, und ESG-Fonds verkaufen sich derzeit bekanntlich besonders gut.
Allerdings sind einige Anbieter mit ihrer ESG-PR zuletzt vorsichtiger geworden. Nach Recherchen des Nachrichtenagentur Bloomberg haben mehrere große europäische Vermögensverwalter die beliebte hellgrüne Bezeichnung „ESG-integriert“ aus ihren offiziellen Mitteilungen entfernt. Bloomberg geht davon aus, dass die Finanzhäuser Probleme mit den Finanzaufsichtsbehörden befürchten, die beim Thema Greenwashing mittlerweile genauer hinschauen.
2 Billionen Dollar sind nicht mehr grün
Nach Berechnungen von Bloomberg haben Vermögensverwalter nach Inkrafttreten der EU-Offenlegungsverordnung im März von 2 Billionen Dollar verwaltetem Kapital den Stempel „ESG-integriert“ entfernt. Jetzt seien noch etwa 33 Billionen Dollar als nachhaltig ausgewiesen. Offenbar fürchtet die Branche nach den Kontroversen um die DWS und ihre ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler (ECOreporter berichtete hier) weitere Image-Schäden.
Die DWS wird von Bloomberg auch als eines der Beispiele für vorsichtigere ESG-Klassifizierungen genannt. ECOreporter hat die Angaben überprüft und kann sie bestätigen: Ende 2020 wies die Deutsche Bank-Tochter knapp 459,2 Milliarden Euro als „Portfolien mit ESG Integrationsansatz“ aus. Im Halbjahresbericht 2021 gibt es diese Kategorie nicht mehr, stattdessen spricht die DWS von „nach ESG-Kriterien verwaltetem Vermögen“. Das betrage aber nur noch 70,1 Milliarden Euro.
Ausführliche ECOreporter-Tests von wirklich nachhaltigen Fonds finden Sie hier.