Der ETF verspricht Investitionen in eine grüne Bauwirtschaft und hält Aktien wie die der Deutsche Wohnen. / Foto: imago images, bildgehege

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ETF-Test: BNP Paribas Easy FTSE EPRA Nareit Developed Europe ex UK Green ETF

Die Idee klingt sofort plausibel: Investieren in Immobilien, in Häuser, in denen man gesund und bezahlbar wohnen oder arbeiten kann, die wenig Energie verbrauchen, die schlicht nachhaltig sind. Und das alles noch per ETF, also leicht handelbar und mit günstigsten Gebühren. Der ETF, der das verspricht, heißt, und jetzt bitte dranbleiben: "BNP Paribas Easy FTSE EPRA Nareit Developed Europe ex UK Green ETF". Wer hat's erfunden? BNP Paribas Easy, eine Tochter der französischen Großbank BNP Paribas, aber mit "easy" Produktnamen wohl nicht vertraut.

Die Muttergesellschaft BNP Paribas hat auch beim Klimaschutz Nachholbedarf: Bis 2030 will sie noch Kohleprojekte in der EU finanzieren, in der Welt außerhalb der EU sogar bis 2040.

Was hat es nun mit diesem Immobilien-ETF auf sich? Investiert er nachhaltig und grün? Und lohnt er sich finanziell?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Finanzen/Risiko

Der ETF wurde im Oktober 2019 aufgelegt. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine Finanznote. Seit seiner Auflegung hat der ETF 5 Prozent an Wert verloren, der weltweite Aktienindex MSCI World ist im selben Zeitraum 29 Prozent im Plus.

Die Jahresgebühren von 0,40 Prozent sind höher als bei anderen getesteten ETFs. ECOreporter empfiehlt eine Haltedauer von fünf, besser sieben Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF ist ein Themen-ETF, der den FTSE EPRA Nareit Developed Europe ex UK Green Index nachbildet. Dieser Index soll die Kursentwicklung nachhaltiger europäischer Immobilienunternehmen unter Ausschluss Großbritanniens („Europe ex UK“) abbilden. Das angehängte „Green“ verrät die nachhaltige Ausrichtung.

Aufgelegt hat den Index das britische Unternehmen FTSE Russell, eine Tochter der London Stock Exchange Group, in Kooperation mit der europäischen Immobilienkonzern-Lobbyorganisation EPRA (European Public Real Estate Association) und deren US-Pendant Nareit (National Association of Real Estate Investment Trusts).

Für sein Portfolio wählt der ETF 63 Unternehmen aus dem FTSE EPRA Nareit Developed Europe ex UK Index aus, die sich durch Energieeffizienz und zertifizierte Green Building-Bauaktivitäten auszeichnen sollen. Aus den öffentlichen Unterlagen des ETFs wird nicht ersichtlich, auf welcher Datenbasis die Auswahl dieser Unternehmen erfolgt.

Ausschlusskriterien

Ausgeschlossen sind Unternehmen, die gegen Prinzipien des UN Global Compact verstoßen haben. Der UN Global Compact ist ein Katalog international akzeptierter Normen zu Menschenrechten, Arbeit, Umwelt und Korruption.

So nachhaltig ist dieser ETF

Der ETF hält keine Aktien von Unternehmen, die nach Erkenntnissen der Nachhaltigkeitsratingagentur V.E. (früher Vigeo Eiris) in nennenswerte Kontroversen verwickelt sind oder Geschäfte in kritischen Geschäftsfeldern machen. Bis vor kurzem wurden allerdings mehrere der im ETF vertretenen Unternehmen (Vonovia, Deutsche Wohnen u.a.) regelmäßig und scharf für ihr Verhalten gegenüber Mieterinnen und Mietern kritisiert. In der Folge kam es auch zu Vorstandswechseln, die zu Verbesserungen führen sollen.

Gleichzeitig ist aber nicht ersichtlich, was diesen ETF besonders grün machen soll. Letztlich hält der ETF Aktien an Gesellschaften, die ganz normale Immobiliengeschäfte betreiben.

Transparenz

Anlegerinnen und Anleger können alle Aktien des ETFs auf der Internetseite des Anbieters BNP Paribas einsehen. Das Auswahlverfahren ist in den Unterlagen zum ETF sehr knapp beschrieben. Der Indexanbieter liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Das ETF-Factsheet enthält keine Informationen zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält.

Nachhaltige Wirkung

Anlegerinnen und Anleger finden in den Dokumenten zum ETF mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen zur Rolle von Nachhaltigkeitsthemen beim Stimmverhalten und den Unternehmensdialogen der BNP Paribas. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Keine Investitionen in kontroverse Unternehmen

Schwächen:

  • Schwaches und unkonkretes Auswahlverfahren
  • Keine tatsächlich grünen Unternehmen vertreten

Fazit

Da Wohnen ein Grundrecht ist, deckt das Bauen neuer Wohnungen bereits einen Nachhaltigkeitsaspekt ab. Auch sind Unternehmen dieses Themen-ETFs nicht gleichzeitig noch in kontroversen Geschäftsfeldern aktiv – keine Selbstverständlichkeit, wie ECOreporter bereits feststellen musste.

Aber: Letztlich halten sich die im ETF vertretenen Immobilienkonzerne nur schlicht an gesetzliche Vorgaben, etwa was energieeffizientes Bauen angeht. Wirklich grünes Bauen und eine wirkliche grüne Wohnwirtschaft sehen anders aus. Daher reicht es bei der Nachhaltigkeit nicht für mehr als ein „ausreichend“.

Die ECOreporter Noten:

Finanzen: --

Nachhaltigkeit: 4,3

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 1.2.2021

Stichtag des Tests Finanzen: 2.2.2021

Name des ETFs: BNP Paribas Easy FTSE EPRA Nareit Developed Europe ex UK Green UCITS ETF - EUR ACC

ISIN: LU2008763935 / WKN: A2PP8E

Nachgebildeter Index: FTSE EPRA Nareit Developed Europe ex UK Green (NTR) Index

Start des ETFs: 9.10.2019

Jährliche Gebühren: 0,40 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 330 Millionen Euro (1/2021)

Internet: easy.bnpparibas.de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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