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ETF-Test: iShares MSCI World ESG Screened ETF
Mit fast 1.500 Aktien im Paket ist der iShares MSCI World ESG Screened ETF sehr breit aufgestellt. Aber ist er auch sehr nachhaltig? Darauf will er schließlich seinem Namen nach untersucht (Screened) worden sein. ECOreporter hat selbst geprüft und dabei Interessantes entdeckt.
Anbieter des ETFs ist iShares, eine Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock aus den USA. Dieser bemüht sich um ein nachhaltiges Image. Aber immer noch steckt ein bedeutender Anteil des von BlackRock verwalteten Geldes in Öl-, Gas- und Kohleinvestments.
Finanzen/Risiko
Der ETF startete im Oktober 2018 und hat sich finanziell gut entwickelt. Auf ein Jahr gesehen ist er 35 Prozent im Plus, der weltweite Aktienindex MSCI World hat in der gleichen Zeit 34 Prozent an Wert gewonnen. In den letzten drei Jahren konnte der ETF 74,5 Prozent zulegen (MSCI World: 72,1 Prozent).
Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung.
Die Jahresgebühr (TER) ist mit 0,2 Prozent ETF-typisch günstig, die Wertschwankungen bewegen sich auf dem Niveau vergleichbarer ETFs. ECOreporter empfiehlt eine Haltedauer von mindestens fünf, besser sieben Jahren.
Nachhaltigkeitskonzept
Der ETF investiert in 1.473 Unternehmen aus Industrieländern weltweit. Als einziges Kriterium für die Nachhaltigkeit dient dabei eine Reihe von Ausschlusskriterien für nicht ESG-konforme Geschäfte. ESG steht für die (nicht verbindlich definierte) Leistung in den Bereichen Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Zum Vergleich: Der ohne Nachhaltigkeitskriterien zusammengestellte reguläre MSCI World enthält rund 1.650 Positionen. Viel aussortiert wird für diesen ETF also nicht.
Der ETF bildet einen Index des US-Finanzdienstleisters MSCI nach. Die Überprüfung der Unternehmen und die definierten Ausschlusskriterien stammen ebenfalls von MSCI.
Ausschlusskriterien
Der ETF schließt Unternehmen vollständig aus, die Umsätze mit geächteten Waffen (beispielsweise Landminen oder Streumunition), Nuklearwaffen oder der Herstellung von Tabakprodukten sowie zivilen Schusswaffen machen. Für Umsätze aus der Förderung von Thermalkohle und Ölsanden sowie der Stromerzeugung mit Kohle gilt eine Umsatzschwelle von 5 Prozent.
Keinerlei Regulierung gilt damit etwa für konventionelle Ölförderung, Nuklearenergie, Rüstung, Alkohol, Gentechnik oder Glücksspiel.
Wie nachhaltig ist dieser ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Mit BP (Großbritannien), Chevron, ConocoPhillips, Exxon Mobile (alle USA) und Total (Frankreich) sind sechs der größten Öl-Konzerne der Welt im ETF vertreten, die zudem auch die meisten Öltanker der Welt kontrollieren. Aus der traditionell als „Big Oil“ bezeichneten Gruppe fehlt nur Royal Dutch Shell aus den Niederlanden. Die Konzerne betrieben in der Vergangenheit massive Lobbyarbeit, um Maßnahmen gegen den Klimawandel zu verhindern und Studien zum menschengemachten Klimawandel zu diskreditieren. Zudem sind zahlreiche weitere Ölkonzerne (Woodside Petroleum, Schlumberger, Phillips 66 u.a.) im ETF enthalten.
Der ETF investiert auch in Kohlestromerzeuger, etwa CenterPoint Energy aus den USA und CK Infrastructure aus Hongkong, als Kohleförderer ist der australische Bergbaukonzern Rio Tinto vertreten. Der Umsatz mit Kohlestrom liegt bei allen Unternehmen unter der kritischen Grenze von 5 Prozent, der ETF verstößt damit nicht gegen seine Richtlinien. Auch Atomkraftwerksbetreiber stecken im Aktienpaket, beispielsweise die Energieversorger NextEra Energy aus den USA und Iberdrola aus Spanien.
Als Waffenhersteller sind im ETF etwa der japanische Industriekonzern Daikin Industries und Singapore Technologies aus Singapur vertreten. Daikin stellt unter anderem Granaten und Gefechtsköpfe für das japanische Militär her. Singapore Technologies produziert Sturmgewehre, Panzer, Kriegsschiffe und Militärflugzeuge. Andere Unternehmen im ETF (CNH Industrial, Schneider Electric, Komatsu u.a.) sind am Bau etwa von Kriegsschiffen, Militärflugzeugen oder Panzern beteiligt.
Weiter finden sich im ETF Aktien aus den Geschäftsbereichen Kreuzfahrten (Carnival, Royal Caribbean, Walt Disney), Glücksspiel (Caesars Entertainment, Las Vegas Sands, MGM Resorts International u.a.), Alkoholherstellung (Anheuser-Busch, Diageo, Heineken u.a.) oder Pelzhandel (LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton, Hermes u.a.).
Der ETF investiert auch in kerngrüne Unternehmen wie die Windanlagenbauer Vestas (Dänemark) und Siemens Gamesa (deutsch-spanisch) oder den österreichischen Wasserkraftspezialisten Verbund, dazu kommen Wasserstoffunternehmen wie Ballard Power (Kanada) und Plug Power (USA), die zu einer Transformation der Industrie beitragen. Auch unter den konventionellen Aktien im ETF besitzen zahlreiche eine gute Nachhaltigkeitsbilanz, beispielsweise der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble, der Schweizer Hörgerätehersteller Sonova oder der Neckarsulmer IT-Konzern Bechtle. Angesichts der sehr breiten Aufstellung des ETFs ist das allerdings wenig verwunderlich.
Zu den zehn größten Positionen des ETFs gehören die Technologiekonzerne Apple und Microsoft, der Elektroautobauer Tesla, die Großbank JPMorgan Chase und die Baumarktkette Home Depot. Die Top Ten stammen vollständig aus den USA, insgesamt machen Unternehmen aus den Vereinigten Staaten 67 Prozent des ETFs aus.
Transparenz
Der Anbieter veröffentlicht alle aktuellen Aktienpositionen des ETFs. In den Unterlagen zum ETF wird das Auswahlverfahren vollständig beschrieben. Auf der Internetseite des Indexanbieters MSCI erfahren Anlegerinnen und Anleger mehr über das Auswahlprinzip des nachgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
BlackRock als Mutter des Anbieters iShares übt nach eigenen Angaben Stimmrechte aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.
Stärken:
- Niedrige Gebühren
- Sehr breite Aktienstreuung
Schwächen:
- Sehr schwaches Auswahlverfahren
- Investitionen in Öl und Kohle
- Investitionen in Atomkraft
- Investitionen in Waffenhersteller
- Investitionen in Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie
- Investitionen in viele Unternehmen mit kontroversen Geschäftsfeldern
Fazit
Der ETF ist ein konventioneller und breit aufgestellter Welt-ETF mit einem Nachhaltigkeits-Feigenblatt, das mit der Lupe gesucht werden muss. Für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger ist der ETF wie auch der iShares MSCI World ESG Enhanced ETF völlig ungeeignet.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: 1,9
Nachhaltigkeit: 6,0
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 22.11.2021
Name des ETFs: iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF
ISIN: IE00BFNM3J75 / WKN: A2N6TD
Nachgebildeter Index: MSCI World ESG Screened Index
Start des ETFs: 19.10.2018
Jährliche Gebühren: 0,20 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 1,8 Milliarden US-Dollar (10/2021)
Internet: www.ishares.com/de
Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich