Spezialschiff des italienischen Ölkonzerns Saipem. Wie streng ist der ETF bei Öl, Gas und Kohle? / Foto: imago images, Ton Koene

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ETF-Test: iShares Dow Jones Eurozone Sustainability Screened ETF

Der iShares Dow Jones Eurozone Sustainability Screened ETF will in nachhaltige Unternehmen aus der Eurozone investieren. Dabei schließt er unter anderem Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Rüstung und Pornografie aus. Reicht das für ein wirklich nachhaltiges Portfolio? Und wie schlägt sich der ETF finanziell?

Anbieter des ETFs ist BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter und größte Anbieter von ETFs und Indexfonds. Ein bedeutender Anteil der von BlackRock verwalteten Gelder steckt in Öl-, Gas- und Kohleinvestments.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete bereits im März 2006. Im Jahresvergleich hat er 16,2 Prozent an Wert gewonnen und lief damit besser als der weltweite Aktienindex MSCI World, der im selben Zeitraum 3,4 Prozent zulegte. Auf fünf Jahre betrachtet bleibt der ETF mit einem Plus von 48,3 Prozent aber hinter dem MSCI World zurück, der 71,1 Prozent an Wert gewann.

Die Jahresgebühren sind mit 0,43 Prozent etwas teurer als bei vergleichbaren ETFs, allerdings immer noch günstig. Die Wertschwankungen fallen moderat aus. ECOreporter empfiehlt eine Haltedauer von mindestens sieben, besser zehn Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF bildet einen Index des US-Finanzkonzerns S&P Global nach. Er investiert in 78 Unternehmen aus der Eurozone.

Die Aktien für den ETF werden nach einem Best-in-Class-Verfahren ausgewählt. Dabei sind in jeder Branche die 20 Prozent der Unternehmen mit der besten Nachhaltigkeitsnote investierbar. Zusätzlich gelten Ausschlusskriterien.

Die Nachhaltigkeitsbewertung stammt von der Ratingagentur S&P Global Corporate Sustainability Assessment (CSA).

Ausschlusskriterien

Der Name des vom ETF nachgebildeten Index verrät mehr über die Ausschlüsse als der des ETFs. Der ETF ist seinem Namen nach schlicht "Sustainability Screened", also auf Nachhaltigkeit geprüft. Der Index bezeichnet sich als "ex Alcohol, Tobacco, Gambling, Armaments & Firearms and Adult Entertainment" also "ohne Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Rüstungsgüter, Waffen und Pornografie".

Der ETF schließt dementsprechend Investments vollständig aus, wenn Unternehmen Geld mit geächteten Waffen, der Herstellung von Alkohol, Pornografie und Tabak oder dem Angebot von Glücksspiel verdienen.

Wenn Unternehmen im ETF Umsätze etwa mit Militärverträgen oder der Herstellung von Waffen für den zivilen Markt erzielen, müssen diese unter 5 Prozent der Gesamtumsätze liegen.

Keine Einschränkungen gibt es allerdings für jegliche Geschäfte mit Öl, Gas und Kohle.

Wie nachhaltig sind die Aktien in diesem ETF?

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Der ETF investiert etwa in die Ölkonzerne Total aus Frankreich, Neste aus Finnland, OMV aus Österreich und Saipem aus Italien. Die Energieversorger Iberdrola und Endesa aus Spanien betreiben Atomkraftwerke. Auch die Aktie der Fluggesellschaft Air France-KLM findet sich im ETF.

Insgesamt ist das Aktienpaket des ETFs sehr konventionell aufgestellt. Explizit grüne Unternehmen finden sich nicht. Zu den zehn größten Positionen gehören neben Total und Iberdrola etwa die ECOreporter-Aktien-Favoriten SAP aus Walldorf und Siemens aus München, denen die Redaktion eine für große Konzerne gute Nachhaltigkeit bescheinigt. Weitere Top-Ten-Investments sind etwa der niederländische Halbleiter-Zulieferer ASML und die spanische Universalbank Banco Santander.

Die am stärksten im ETF vertretenen Sektoren sind IT und Finanzen mit rund 23 beziehungsweise 20 Prozent. Frankreich stellt mit knapp 36 Prozent die meisten Unternehmen.

Transparenz:

Der Anbieter iShares veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind dort knapp dargestellt. Der Indexanbieter S&P liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung:

BlackRock als Mutter des Anbieters iShares übt nach eigenen Angaben Stimmrechte auf Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. In einem jährlichen „Stewardship-Report“ des Finanzkonzerns erhalten Anlegerinnen und Anleger allgemeine Informationen zur Stimmrechtspolitik von BlackRock, etwa an wie vielen Hauptversammlungen der Konzern teilgenommen hat. Hierzu gehört auch eine Angabe darüber, wie viele Anträge zu Nachhaltigkeitsthemen BlackRock im vergangenen Jahr nach eigener Aussage unterstützt hat. Allerdings gibt es in dem Report keine Informationen zum Inhalt dieser Anträge oder zu den betroffenen Konzernen. Zu Dialogen mit Unternehmen finden Anlegerinnen und Anleger mit vertretbarem Zeitaufwand keine Angaben.

Stärken:

  • Niedrige Gebühren
  • Strenges Best-in-Class-Verfahren

Schwächen:

  • Nur 78 Unternehmen im ETF
  • Schwache Ausschlusskriterien
  • Investments in fossile Energie
  • Investments in Atomkraft


Fazit:

Ist ein Weingut zu betreiben weniger nachhaltig als ein Atomkraftwerk? Wenn man nach diesem ETF geht, dann offenbar ja. Denn Alkohol ist hier kategorisch ausgeschlossen, Atomkraft aber erlaubt. Ebenso Geschäfte mit Kohle, Erdgas und Öl.

Die Prioritäten bei den Ausschlusskriterien sind kaum nachvollziehbar. Aus nachhaltiger Sicht spricht wenig für den ETF. Und finanziell steht er zwar ordentlich, auf lange Sicht aber nicht überragend da. Zudem ist das Portfolio nicht sehr breit aufgestellt.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: 2,4
Nachhaltigkeit: 5,3

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Das schließt der ETF aus

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

  • Geächtete Waffen
  • Nuklearwaffen
  • Herstellung Tabakprodukte
  • Herstellung/Vertrieb Pornografie
  • Angebot/Service Glücksspiel

Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

  • Militärverträge für Waffen oder Dienstleistungen (5%)
  • Herstellung/Vertrieb zivile Waffen (5%)

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 4.12.2023

Name des ETFs: iShares Dow Jones Eurozone Sustainability Screened UCITS ETF

ISIN  DE000A0F5UG3 / WKN  A0F5UG

Nachgebildeter Index: Dow Jones Sustainability Eurozone Index ex Alcohol, Tobacco, Gambling, Armaments & Firearms and Adult Entertainment

Start des ETFs: 27.3.2006

Jährliche Gebühren: 0,43 %

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: ausschüttend

Fondsvolumen: 142 Millionen Euro (Stand 12/2023)

Internet: www.ishares.com

Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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