Nvidia und andere im KI-Sektor aktive Unternehmen sind das Thema dieses ETFs. Entsteht so ein grünes Aktienpaket? / Foto: Nvidia

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ETF-Test: Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data UCITS ETF

Künstliche Intelligenz boomt – da kommt ein grüner ETF, der in das Thema investiert, doch gerade recht? Aber wie nachhaltig ist der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data ETF? Und lohnt er sich finanziell? Der ECOreporter-Test.

Anbieter ist Xtrackers, eine Tochter der Fondsgesellschaft DWS, die zur Deutschen Bank gehört. Ein Teil des Geldes, das Xtrackers und die DWS anlegen, steckt in Kohle, Erdöl und Rüstung. Aufgrund von Greenwashing-Vorwürfen durchsuchte die Staatsanwaltschaft im letzten Jahr Büros von DWS und Deutscher Bank.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im Januar 2019 und hat sich finanziell gut entwickelt. Im Jahresvergleich gewann er 18,6 Prozent an Wert und ist damit besser gelaufen als der weltweite Aktienindex MSCI World mit 6,1 Prozent. Auf drei Jahre gesehen liegt der ETF 56,1 Prozent im Plus und schlägt auch damit den MSCI World, der im selben Zeitraum 41,2 Prozent zugelegt hat.

Die Jahresgebühr von 0,35 Prozent ist ETF-typisch günstig. Die Wertschwankungen waren in den letzten drei Jahren hoch. ECOreporter empfiehlt eine Haltedauer von mindestens sieben, besser zehn Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert weltweit in 80 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern, die in Geschäftsfeldern mit Bezug zu KI, Datenverarbeitung und Cybersicherheit aktiv sind. Allerdings gibt es in den öffentlich zugänglichen Dokumenten zum ETF keine Angaben dazu, wie viel Prozent ihres Umsatzes die Unternehmen in diesen Sektoren erzielen müssen.

Für die Nachhaltigkeit des ETFs sollen eine ESG-Mindestnote und Ausschlusskriterien sorgen. ESG steht für (nicht verbindlich definierte) Leistungen in den Bereichen Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance).

Eine explizite Ausrichtung auf Nachhaltigkeit hat der ETF nicht. Positivkriterien mit Auflagen zum Datenschutz oder Vorgaben dazu, dass Technologieunternehmen einen bestimmten Prozentsatz ihres Energiebedarfs mit grünem Strom decken müssen, gibt es nicht.

Der ETF bildet einen Index des US-amerikanischen Börsenbetreibers Nasdaq Inc. nach.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Unternehmen vollständig aus, die an Geschäften mit geächteten Waffen beteiligt sind oder gegen den UN Global Compact verstoßen, also etwa Menschen- und Arbeitsrechte verletzen. Auch Uranförderung und die Herstellung von Tabakprodukten sind tabu.

Ebenfalls tabu sind Unternehmen, wenn sie mehr als 5 Prozent ihrer Einnahmen aus Aktivitäten im Zusammenhang mit Tabak, Kohle, Ölsand, Schieferenergie, arktischer Öl- und Gasexploration oder Handfeuerwaffen für den zivilen Markt erzielen.

Zugelassen sind demnach etwa Atomkraft, Alkohol, Glücksspiel, die konventionelle Öl- und Gasförderung sowie Einnahmen aus Militärverträgen. Eine vollständige Übersicht zu den Ausschlusskriterien erhalten Sie im Premium-Bereich.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Kein Unternehmen im ETF macht Geschäfte mit Kohle, Öl oder Erdgas oder ist am Betrieb von Atomkraftwerken beteiligt. Einige Firmen haben in geringem Umfang Militärverträge für die Lieferung konventioneller Produkte, die allerdings alle unter der erlaubten Umsatzschwelle von 5 Prozent liegen.

Dass in einem Technologie-ETF keine fossile Energie, Waffenproduktion oder auch Gentechnik steckt, überrascht allerdings nicht besonders. Die Probleme des Aktienpakets sind andere.

So investiert der ETF etwa in die US-amerikanischen Tech-Riesen Amazon, Apple, die Google-Mutter Alphabet und die Facebook-Mutter Meta. Amazon und Apple sind bekannt für zweifelhafte Arbeitsbedingungen und einen aktiven Kampf gegen Arbeitnehmervertreter, vor allem bei asiatischen Zulieferern.

Im Juni kritisierte das Bundeskartellamt Apple und Alphabet wegen ihrer Praxis der Nutzerdaten-Sammlung bei Online-Werbung und prüft, ob die Unternehmen gegen EU-Bestimmungen verstoßen. Gegen Meta gibt es immer wieder Vorwürfe, Fake-News und rechte Inhalte bevorzugt anzuzeigen, weil diese für mehr Aufmerksamkeit und damit Werbeeinnahmen sorgen würden.

Das Aktienpaket des ETFs wirkt wie eine konventionelle Zusammenstellung großer Technologiekonzerne, zu 85 Prozent stammen diese aus den USA. Als besonders grün fällt kein Unternehmen auf. Als besonders kurios kann die Aktie der Bank of America gelten – was diese für einen ETF zum Thema Künstliche Intelligenz qualifiziert, geht aus den verfügbaren Unterlagen nicht hervor.

Transparenz

Xtrackers veröffentlicht alle aktuellen Aktienpositionen des ETFs. In den Unterlagen zum ETF wird das Auswahlverfahren knapp beschrieben. Auf der Internetseite des Indexanbieters Stoxx, einer Tochter der Deutschen Börse, erfahren Anlegerinnen und Anleger mehr über das Auswahlprinzip des nachgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der einzelnen Aktien gibt es in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

Die Xtrackers-Mutter DWS stellt auf ihrer Internetseite ihr Stimmverhalten und Fragen auf Aktionärsversammlungen sowie einen Leitfaden für Dialoge mit Unternehmen transparent und anschaulich dar. Dies geschieht auch ausführlicher als bei vergleichbaren ETFs. Zu einzelnen Unternehmen können Anlegerinnen und Anleger übersichtliche Fragenkataloge einsehen und herunterladen – ein Pluspunkt.

Stärken

  • Keine Investments in fossile Energie
  • Informationen über Stimmverhalten

Schwächen

  • Schwaches Aktienauswahlverfahren
  • Sehr konventionelle Investments

Fazit

Anlegerinnen und Anleger finden hier ein Aktienpaket mit konventionellen großen Technologieunternehmen vor, von denen nicht wenige in Kontroversen verwickelt waren und sind. Ein Investment in Unternehmen, die von Künstlicher Intelligenz profitieren könnten, stellt der ETF sicherlich dar. Für eine ernsthafte nachhaltige Geldanlage fehlt aber die entsprechende Ausrichtung.

ECOreporter-Noten:

Finanzen: 2,1
Nachhaltigkeit: 5,0

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Ausschlusskriterien

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

  • Geächtete Waffen
  • Nuklearwaffen
  • Uranförderung
  • Herstellung Tabakprodukte
  • Verstöße gegen den UN Global Compact

Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

  • Verkauf Tabakprodukte (5%)
  • Förderung und Stromerzeugung von/aus Kohle (5%)
  • Förderung Ölsande (5%)
  • Herstellung und Vertrieb zivile Waffen (5%)
  • Herstellung und Vertrieb von Waffen für Militär und Sicherheitskräfte (5%)
  • Nicht-waffenbasierte Militärverträge (5%)
  • Pornografie Herstellung und Vertrieb (5%)
  • Glücksspiel Angebot/Dienstleistungen (5%)

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 24.7.2023

Name des ETFs: Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data UCITS ETF 1C

ISIN: IE00BGV5VN51 / WKN: A2N6LC

Nachgebildeter Index: Nasdaq Yewno Global Artificial Intelligence and Big Data Total Net Return Index

Start des ETFs: 29.01.2019

Jährliche Gebühren: 0,35 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 899 Millionen Euro (7/2023)

Internet: etf.dws.com

Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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