Der Wasser- und Entsorgungskonzern Veolia ist in diesem ETF für biologische Vielfalt keine Überraschung – andere Unternehmen schon eher. / Foto: Veolia

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ETF-Test: AXA IM ACT Biodiversity Equity UCITS ETF USD acc

Ein ETF, der keinen Index nachbildet, sondern aktiv investiert – in Firmen, die die biologische Vielfalt fördern sollen. Macht der Axa IM ACT Biodiversity Equity ETF es besser und nachhaltiger als viele Konkurrenzprodukte? ECOreporter hat unter anderem geprüft, welche Aktien hier ins Portfolio kommen.

Anbieter des ETFs ist Axa Investment Managers (Axa IM), die Vermögensverwalter-Tochter des französischen Versicherungskonzerns Axa. Für die Investments von Axa IM gibt es übergeordnete Nachhaltigkeitsrichtlinien.

Finanzen/Risiko

Der ETF wurde im April 2022 aufgelegt. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine Finanznote.

Die Jahresgebühren sind mit 0,5 Prozent etwas höher als bei vergleichbaren ETFs, insgesamt aber immer noch günstig. ECOreporter empfiehlt eine Mindesthaltedauer von fünf, besser sieben Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF bildet keinen Index nach, sondern investiert aktiv, sprich wählt die Aktien selbst aus. Er legt weltweit in 96 Unternehmen an. Bis zu 25 Prozent der Wertpapiere dürfen aus Schwellenländern stammen.

Bei der Auswahl der Unternehmen soll ein besonderer Fokus auf Firmen liegen, „die Lösungen zur Bekämpfung des Rückgangs der biologischen Vielfalt anbieten, wie z. B. Verschmutzung von Land und Wasser, Bodendegradation, Schutz von Fauna und Flora, Wüstenbildung und Überkonsum“. Allerdings erfahren Anlegerinnen und Anleger keine Details dazu, wie etwa spezifische Ansprüche an die Unternehmen aussehen. Axa IM als Anbieter des ETFs erklärt lediglich, dass die Bewertung auf Basis „interner und externer Daten“ erfolge. Auch zur Nachhaltigkeit der einzelnen Aktien im Bestand finden sich mit vertretbarem Zeitaufwand in den öffentlich zugänglichen Dokumenten keine Informationen.

Letztlich legt der ETF nach einem schwachen Best-in-Class-Verfahren an: Auf Basis einer von Axa vergebenen Nachhaltigkeitsnote werden in jeder Branche lediglich die schlechtesten 20 Prozent der Unternehmen ausgeschlossen. Oder anders ausgedrückt: Zu den „Besten“ gehören hier 80 Prozent der Firmen in einem Sektor. Zusätzlich gelten Ausschlusskriterien.

Was es nicht gibt, ist ein externer unabhängiger Beirat, der prüft, ob die ausgewählten Aktien tatsächlich den Anlagerichtlinien entsprechen. Solche Beiräte finden sich oft bei besonders nachhaltigen, aktiv gemanagten Fonds.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu geächteten Waffen und Nuklearwaffen sowie Hersteller von Tabakprodukten aus. Ebenfalls tabu sind Unternehmen, wenn sie auch nach 2023 neue Kohlekraftwerke oder neue Kohlebergwerke planen oder bestimmte Erzeugungskapazitäten an Kohlestrom installiert haben. Bei der Öl- und Gasförderung gelten ebenfalls Einschränkungen, beispielsweise dürfen nicht mehr als 10 Prozent der geförderten Gesamtmenge an Öl und Gas aus der Arktis stammen.

Diese Bedingungen sind allgemeine Investitionsrichtlinien von Axa. Allerdings lassen sie viele Lücken. So gibt es beispielsweise keine Einschränkungen für Atomkraft oder konventionelle Waffenherstellung. Auch Kohlestrom sowie Öl- und Gasförderung sind grundsätzlich erlaubt.

Wie nachhaltig sind die Aktien in diesem ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert etwa in den französischen Energiekonzern Engie, der AKWs, Gas- und Kohlekraftwerke betreibt. Der Kohlestrom macht nach Recherchen von ECOreporter allerdings nur zwischen 5 und 10 Prozent im Strommix des Konzerns aus, sodass das Investment nicht gegen die Kriterien des ETFs verstößt.

Insgesamt legt der ETF sehr konventionell an. Im Aktienpaket finden sich beispielsweise die US-Softwarekonzerne Microsoft und Oracle, die Autohersteller Stellantis aus Italien und General Motors aus den USA oder auch zahlreiche Finanzkonzerne wie die indonesische Großbank Rakyat, die Deutsche Bank und der chinesische Versicherungskonzern Ping An Insurance – hier ist nicht klar ersichtlich, welchen Beitrag zur Biodiversität sie leisten.

Bei anderen Unternehmen ist das besser nachvollziehbar, etwa dem Wasser- und Entsorgungskonzern Veolia, dem Eisenbahnbetreiber Canadian National Railway oder dem Konsumgüterhersteller Procter & Gamble, dessen Strategien zu Umweltschutz und Plastikvermeidung ECOreporter positiv bewertet.

Mit knapp 25 Prozent machen Unternehmen aus dem Sektor Informationstechnologie den größten Anteil im ETF aus. Investiert wird überwiegend in den Vereinigten Staaten, knapp 70 Prozent der Aktien kommen aus den USA. Rund 7 Prozent der Unternehmen stammen aus Schwellenländern wie China, Indonesien oder Südafrika.

Transparenz

Axa IM veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Da die Aktienauswahl durch Axa selbst erfolgt, erhalten Anlegerinnen und Anleger hier auch ausführliche Informationen zur Zusammenstellung des ETFs und eine Übersicht zu sämtlichen Ausschlusskriterien. Zur Nachhaltigkeit der einzelnen Aktien finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

Axa IM veröffentlicht einen jährlichen sogenannten "Stewardship-Report" über sein Abstimmungsverhalten. Anlegerinnen und Anleger erfahren hier aber kaum mehr, als an wie vielen Abstimmungen der ETF-Anbieter teilgenommen hat und dass es dabei auch um Nachhaltigkeits-Themen ging. Zu Dialogen mit Unternehmen finden sich in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Stärken

  • Keine Investments in Öl- und Gasförderung
  • Keine Investments in Waffenherstellung

Schwächen

  • Thematische Ausrichtung des ETFs bleibt vage
  • Schwaches Auswahlverfahren
  • Nur 96 Aktien im ETF

Fazit

Besonders „schmutzig“ ist dieser ETF nicht – nur ein Energiekonzern, der fossilen Strom erzeugt, findet sich im Portfolio. Deutlich kritischer sieht ECOreporter allerdings, dass unklar bleibt, wie viele Konzerne im ETF wirklich zum Thema Biodiversität passen. Letztlich finden Anlegerinnen und Anleger hier einen eher konventionellen, mit nur 96 Aktien nicht besonders breit aufgestellten ETF.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: --
Nachhaltigkeit: 3,3

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Ausschlusskriterien

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

  • Geächtete Waffen
  • Atomwaffen
  • Herstellung Tabakprodukte
  • Verstöße gegen den UN Global Compact

Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

  • Transport Ölsande (20 %)
  • Palmöl (5 %)

Weitere Ausschlusskriterien:

  • Bau neuer Kohlekraftwerke ab 2023
  • Neue Kohlebergbauprojekte ab 2023
  • Kohlebergbau über 20 Tonnen pro Jahr
  • Stromerzeuger mit Kohlekraftwerken über 10 Gigawatt
  • Stromerzeuger mit Kohlestromanteil über 15 %
  • Öl- und Gas-Förderer mit Anteil Förderung Ölsande über 5 %
  • Öl- und Gas-Förderer mit Anteil Förderung Schiefergas und -öl über 30 %
  • Öl- und Gas-Förderer mit Anteil arktischer Förderung über 10 %
  • Unternehmen mit Palmöl-Plantagen über 30.000 Hektar

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 17.10.2023

Name des ETFs: AXA IM ACT Biodiversity Equity UCITS ETF USD acc

ISIN: IE000SBHVL31 / WKN: A3DHNP

Nachgebildeter Index: keiner

Start des ETFs: 11.4.2022

Jährliche Gebühren: 0,5 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 335 Millionen US-Dollar (10/2023)

Internet: www.fonds.axa-im.de

Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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