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ETF-Test: Deka MSCI Europe Climate Change ESG UCITS ETF
Der Deka MSCI Europe Climate Change ETF möchte nachhaltig und kohlenstoffarm in Europa anlegen. Er zeigt sich sehr transparent, was das Auswahlverfahren angeht. Doch ist dieses Verfahren auch streng genug, um den Herausforderungen des Klimawandels angemessen zu begegnen?
Anbieter des ETFs ist die Fondsgesellschaft Deka mit Sitz in Frankfurt, eine Tochter der Sparkassen-Gruppe. Einen Teil ihrer Kundengelder investiert die Deka in Rüstung und Kohle
Finanzen / Risiko
Der ETF ist erst seit dem 14. Juli 2020 am Markt, daher verzichtet ECOreporter auf eine Finanznote.
Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung
Die jährlichen Gebühren sind mit 0,25 Prozent ETF-typisch günstig. ECOreporter empfiehlt eine Mindestanlagedauer von sieben, besser zehn Jahren.
Nachhaltigkeitskonzept
Der ETF investiert in 379 mittelgroße und große Aktiengesellschaften aus Ländern in Westeuropa, inklusive Großbritannien, aber ohne Griechenland.
Um für den ETF ausgewählt zu werden, müssen Unternehmen zunächst eine mindestens mittelmäßige ESG-Note des US-Finanzdienstleisters MSCI ESG besitzen. Unter den Unternehmen, die dieses Kriterium erfüllen, können dann die „besten“ 85 Prozent ausgewählt werden. Mit anderen Worten: Nur die schlechtesten 15 Prozent einer Auswahl von Unternehmen mit teils mäßiger Nachhaltigkeitsbilanz sind ausgeschlossen.
ESG steht für die Leistung in den Bereichen Umweltschutz (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (G wie Governance). Eine verbindliche Definition für ESG-Kriterien gibt es nicht, ESG-Noten werden von Ratingagenturen nach individuellen, nicht vergleichbaren Methoden vergeben.
Die Gewichtung der Unternehmen - sprich wie viele Aktien eines Unternehmens der ETF kauft - richtet sich nach der CO2-Bilanz. Unternehmen mit geringeren CO2-Emissionen werden höher, Unternehmen mit hohen CO2-Emissionen niedriger gewichtet.
Mit dieser Auswahl und Gewichtung stellt der ETF nach eigenen Angaben sicher, „dass der EU Climate Transition Benchmark Standard eingehalten wird“. Das bedeutet, dass der ETF mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens übereinstimmt. Die Umweltstrategien sämtlicher Unternehmen im Aktienpaket des ETFs sollen also geeignet sein, eine Erderwärmung um maximal 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu erreichen.
Der ETF bildet mit dieser Methode einen Index des US-Finanzdienstleisters MSCI nach. Auswahl und Bewertung der Unternehmen stammen von MSCI.
Ausschlusskriterien
Komplett ausgeschlossen sind Unternehmen, die gegen den UN Global Compact verstoßen, in sehr schwere ESG- oder in schwere Umwelt-Kontroversen verwickelt sind oder in geschäftlicher Beziehung zu geächteten Waffen (Streumunition, ABC-Waffen) oder Nuklearwaffen stehen.
Auch tabu sind Tabakproduzenten, Kohleförderung sowie unkonventionelle Förderung von Öl und Gas, etwa durch Fracking. Für weitere Geschäfte wie Kohleverstromung, Stromerzeugung durch Atomkraft und Rüstungsgüter gelten Umsatzschwellen.
Gar keine Beschränkung gibt es etwa für konventionelle Öl- und Gasförderung, Alkohol und Glücksspiel. Eine detaillierte Übersicht über die Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.
Wie nachhaltig ist dieser ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der ETF hält Aktien des britisch-australischen Bergbaukonzerns Rio Tinto und des niederländischen Stahlkochers ArcelorMittal. Beide betreiben neben ihrem Kerngeschäft auch Kohlekraftwerke. Der Umsatzanteil aus Kohlestrom liegt allerdings unter der vom ETF tolerierten Schwelle von 5 Prozent. Rio Tinto fördert zudem Uran und ist in zahlreiche Kontroversen insbesondere bezüglich Korruption und Umweltverschmutzung verwickelt. So gab es etwa 2021 in Serbien Demonstrationen gegen ein geplantes Lithiumbergwerk im Westen des Landes. Umweltorganisationen befürchteten aufgrund des hohen Arsengehalts im Erz eine Verseuchung des Grundwassers in der Region. Im Januar 2022 entzog die serbische Regierung Rio Tinto schließlich die erst kurz zuvor erteilte Abbaulizenz und begründete dies mit dem Druck durch Umweltschützer.
Ebenfalls im Aktienpaket sind die Öl- und Gasförderer Lundin aus Schweden, Repsol aus Spanien, OMV aus Österreich und Aker BP aus Norwegen. Repsol war Anfang dieses Jahres in einen Umweltskandal verwickelt, als beim Entladen eines Tankers in Peru 10.400 bis 11.900 Barrel Öl ins Meer flossen. Ein Barrel entspricht etwa 159 Litern.
Direkte Investments in Rüstungskonzerne gibt es im ETF nicht, allerdings halten einige Finanzunternehmen im Portfolio (Barclays, Investor, Exor u. a.) Beteiligungen an solchen Unternehmen.
Auch andere Investments des ETFs können Anlegerinnen und Anleger kritisch sehen. So sind im Aktienpaket etwa eine Reihe von Luxus- und Modekonzernen vertreten, die Pelzkleidung anbieten (Hermes International, LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton, Moncler, Compagnie Financiere Richemont). Hinzu kommen große Alkoholhersteller (Heineken, Diageo, Anheuser Busch, Carlsberg, Pernod-Ricard u. a.) und Glücksspielunternehmen wie der französische Lotteriekonzern La Francaise de Jeux oder der schwedische Onlinecasino-Betreiber Evolution.
Als besonders grüne Unternehmen stechen beispielsweise die Windanlagenbauer Vestas aus Dänemark und Siemens Gamesa aus Spanien sowie der Wasserkraft-Experte Verbund aus Österreich hervor. Vestas und Verbund sind ECOreporter-Favoriten-Aktien aus der Kategorie Nachhaltige Mittelklasse.
Insgesamt investiert der ETF aber eher konventionell. Zu den größten Positionen gehören der Schweizer Pharmakonzern Roche (auch ein ECOreporter-Aktien-Favorit), der umstrittene Lebensmittelkonzern Nestlé aus der Schweiz, der Luxuskonzern, Pelzhändler und Alkoholhersteller LVMH und der niederländische Halbleiter-Ausrüster ASML.
Transparenz
Auf der Internetseite der Deka als Anbieterin des ETFs sind alle aktuellen Aktienpositionen einsehbar. Nachhaltigkeitsansatz und Ausschlusskriterien werden ausführlich beschrieben. Vorbildlich: Es werden sogar die Umsatzschwellen der einzelnen Ausschlusskriterien genannt. Diese Informationen finden sich für gewöhnlich nur beim Anbieter des zugrunde liegenden Index. Keine Informationen gibt es zur Nachhaltigkeit der einzelnen Unternehmen, in die der ETF investiert.
Nachhaltige Wirkung
Die Deka übt Stimmrechte aus und tritt in den Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Über das Stimmverhalten veröffentlicht die Gesellschaft auf ihrer Homepage unter dem Stichwort „Governance“ detaillierte Berichte. Informationen über die Unternehmensdialoge stellt die Deka nur institutionellen Anlegerinnen und Anlegern zur Verfügung.
Stärken:
- Günstige Gebühren
- Transparente Darstellung des Auswahlverfahrens
- Transparente Darstellung des Stimmverhaltens
Schwächen:
- Schwaches Auswahlverfahren
- Wenige Ausschlusskriterien
- Investments in Kohle, Öl und Gas
- Viele kritische Investments
Fazit
Weder Fisch noch Fleisch – dieser Gedanke drängt sich bei diesem ETF auf. Einerseits gibt es schmutzigere ETFs, und es finden sich einige kerngrüne Unternehmen in der Aktienliste. Andererseits ist da die hohe Zahl an Investments in fossile Energien und Unternehmen mit problematischer Umweltbilanz. Rio Tinto etwa will zwar bis 2050 klimaneutral werden – als Transformationsunternehmen ist der Bergbaukonzern trotzdem kaum zu bezeichnen.
Anlegerinnen und Anleger können sich auch die Frage stellen: Wie nachhaltig ist ein ETF, der so umfangreich in Alkoholhersteller, Glücksspielanbieter und Luxuskonzerne investiert? Aus Sicht von ECOreporter ist der Deka MSCI Europe Climate Change letztlich eher grau als hellgrün.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: -
Nachhaltigkeit: 4,7
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:
- Schwere Verstöße gegen den UN Global Compact
- Verwicklung in sehr schwere ESG- oder in schwere Umwelt-Kontroversen
- Geächtete Waffen & Nuklearwaffen
- Tabakproduzenten
- Kohleförderung
- Unkonventionelle Förderung von Öl & Gas
Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:
- Kohleverstromung (10%)
- Stromerzeugung durch Atomkraft (5%)
- Rüstungsgüter (5%)
- Beteiligung an Tabakgeschäften (5%)
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 15.6.2022
Name des ETFs: Deka MSCI Europe Climate Change ESG UCITS ETF
ISIN: DE000ETFL565 / WKN: ETFL56
Nachgebildeter Index: MSCI Europe Climate Change ESG Select
Start des ETFs: 14.7.2020
Jährliche Gebühren: 0,25% (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: ausschüttend
Fondsvolumen: 208 Millionen Euro (6/2022)
Internet: www.deka-etf.de
Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich