Um die Klimaziele der EU zu erreichen, muss Deutschland Photovoltaik und Windkraft deutlich stärker ausbauen. / Foto: Pixabay

  Erneuerbare Energie, Meldungen

EU-Klimaziele: Deutlich höherer Wind- und Solarkraftausbau nötig

Die EU-Kommission hat erst jüngst ihre Klimaziele erhöht. Doch eine Kurzstudie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesystem (Fraunhofer ISE) zeigt: Damit Deutschland seine Minderungsziele erreicht, müsste deutlich mehr Photovoltaik- und Windenergie-Leistung installiert werden als bislang vorgesehen.

Demnach müssten in der Bundesrepublik bis 2030 jährlich 10,5 bis 14,8 Gigawatt Photovoltaik-Leistung neu installiert werden. Bei der Windenergie an Land wären 7,4 bis 8,4 Gigawatt pro Jahr notwendig, offshore 1,4 bis 1,7 Gigawatt. Die EU-Kommission will festschreiben, dass die CO2-Emissionen in Europa bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 sinken müssen. Bislang lag das Ziel bei 40 Prozent. Bis 2050 soll die EU klimaneutral sein.

Die Ausbaupfade für erneuerbare Energie werden in der großen Koalition aus CDU und SPD derzeit weiter diskutiert. Bei den Beratungen über die neue EEG-Novelle war das Thema absichtlich ausgeklammert worden. Im ersten Quartal 2021 sollen konkrete Zahlen für Ausbauziele vorliegen. Bislang war vorgesehen, die Photovoltaik um knapp 5 Gigawatt pro Jahr und die Windenergie an Land um knapp 2 Gigawatt auszubauen.

Auch der Strombedarf steigt deutlich

Die jetzige Studie ist eine Aktualisierung einer Untersuchung aus dem Frühjahr. Die damaligen Berechnungen gingen von einer Reduktion der deutschen CO2-Emissionen um 55 Prozent im Jahr 2030 und 95 Prozent im Jahr 2050 gegenüber 1990 aus. Nach Erhöhung der EU-Ziele wird nun auch für Deutschland mit engagierteren Vorgaben gerechnet: 2030 soll die Emissionsminderung nun 65 Prozent betragen, bis 2050 muss die Klimaneutralität erreicht sein.

Zudem rechnen die Fraunhofer-Forscher mit einer deutlichen Steigerung des Stromverbrauchs – denn um das 65-Prozent-Ziel zu erreichen, müssten jährlich beispielsweise etwa 1,8 Millionen Elektroautos zugelassen werden. Bis 2050 müssen Verbrennungsmotoren im Pkw- wie im Lastenverkehr weitestgehend Vergangenheit sein. Im Gebäudesektor müssten Wärmepumpen zur Schlüsseltechnologie werden.

Insgesamt kalkulieren die Forscher für 2030 mit einem Strombedarf von 700 bis 780 Terawattstunden. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet bislang nur mit 580 Terawattstunden. Bis 2050 wird der Bedarf den Wissenschaftlern zufolge auf 1.250 bis 1.570 Terawattstunden steigen.

Forscher halten Ziele für machbar

Allerdings gibt es aus Sicht der Forscher auch Grund für Optimismus. „Das Update unserer Energiewendestudie zeigt, dass das Erreichen der Klimaschutzziele, auch mit einer stärkeren Reduzierung der Treibhausgasemissionen als bisher angenommen, aus technischer und systemischer Sicht machbar ist, wenn auch mit größeren Anstrengungen“, erklärt Christoph Kost, Leiter der Gruppe Energiesysteme und Energiewirtschaft des Fraunhofer ISE und Autor der Kurzstudie. Allerdings brauche es „einen deutlich stärkeren Ausbau von Anlagen zur Stromerzeugung aus Wind und Sonne“.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien bringt allerdings seinerseits weitere Herausforderungen mit sich. So beziffern die Fraunhofer-Forscher den Bedarf an Kurzzeit-Speichern, vor allem stationären Batterien, bei einem EU-Reduktionsziel von 55 Prozent auf 84 Gigawattstunden in 2030.

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