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Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie
Grünstrombranche: clearvise übernimmt alle Pacifico-Anlagen, Pacifico wird größter Aktionär
Die Grünstromproduzenten Pacifico Renewables Yield AG aus Grünwald bei München und clearvise aus Wiesbaden haben einen Beteiligungs-Deal im großen Umfang beschlossen. Im Rahmen einer zweistufigen Transaktion soll clearvise das europäische, 166 Megawatt (MW) umfassende Wind- und Solarportfolio von Pacifico vollständig gegen Ausgabe neuer Aktien und einen Barausgleich erwerben. Pacifico würde dafür am Ende des Deals 40 Prozent aller clearvise-Aktien halten. Die Unternehmen schlossen zunächst eine unverbindliche Vereinbarung (memorandum of understanding, „MoU“).
Das operative clearvise-Portfolio würde durch die Transaktion um rund 55 Prozent anwachsen, von 303 MW auf über 469 MW. clearvise würde durch den Erwerb des Wind- und Solarportfolios von Pacifico nach eigenen Angaben zum zweitgrößten börsennotierten unabhängigen Grünstromerzeuger in Deutschland aufsteigen. Pacifico hingegen plant, durch den Schritt sein Geschäftsmodell vom Grünstromerzeuger zur Beteiligungsgesellschaft im Sektor Erneuerbare Energie zu wandeln.
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In einem ersten Schritt hat Pacifico heute eine Sachkapitalerhöhung beschlossen, um von der Beteiligungsgesellschaft Pelion Green Future Alpha GmbH einen clearcvise-Anteil im Umfang von 21,9 Prozent zu übernehmen. Pelion ist Mehrheitsaktionär sowohl von clearvise als auch mit 63,1 Prozent der Aktien von Pacifico.
Im zweiten Schritt soll dann das bestehende Wind- und Solarportfolio von Pacifico Renewables im Tausch gegen neu zu schaffende clearvise-Aktien und gegen Bargeld in clearvise eingebracht werden. Mit dieser Transaktion soll die Pacifico-Beteiligung dann auf rund 40 Prozent ausgebaut werden.
Wie reagieren die Aktien?
Für diesen zweiten Schritt muss noch eine verbindliche Vereinbarung abgeschlossen werden, für die allerdings Zeit benötigt wird. „Die Prüfung des Portfolios wird sich voraussichtlich über mehrere Monate erstrecken”, kündigt clearvise an.
Die Pacifico-Aktie notiert im Handel an der Börse Frankfurt aktuell unverändert zum Vortag bei einem Preis von 30,00 Euro (Stand: 14.7.2022, 9:15 Uhr). Auch auf Monatssicht ist der Kurs unbewegt, im Jahresvergleich hat die Aktie 13,3 Prozent an Wert eingebüßt.
Seit Anfang April bewegt sich der Kurs ohne neue Impulse seitwärts.
Die clearvise-Aktie ist im Handel an der Börse Düsseldorf zum Vortag aktuell 0,9 Prozent im Plus und kostet 2,26 Euro (Stand: 14.7.2022, 9:25 Uhr). Auf Monatssicht hat sie 5,7 Prozent zugelegt, im Jahresvergleich ist sie 10,4 Prozent im Minus.
Pacifico Renewables Yield versteht sich selbst als erstes deutsche Yieldco – so nennt man in englischsprachigen Ländern börsennotierte Stromproduzenten mit hohen Dividendenausschüttungen. Diverse Yieldcos hat ECOreporter hier vorgestellt. Allerdings zahlt Pacifico aktuell keine Dividende, und es ist auch unklar, wann das Unternehmen dazu erstmals in der Lage sein wird. Nun ändert Pacifico sein Geschäftskonzept offenbar grundsätzlich und leitet mit dem clearvise-Deal laut eigener Mitteilung die "Weiterentwicklung zu einem Unternehmen für Investitionen in die Energiewende" ein.
Pacifico ist Teil eines etwas komplizierten Beteiligungsgeflechts: Mehrheitseigentümer ist wie bereits erwähnt mit 63 Prozent Pelion Green Future, eine Holding des Unternehmers Alexander Samwer. Diese wiederum gehört zur Investmentholding Arvantis, die 2018 von Alexander Samwer gemeinsam mit dem Unternehmer Jeremias Heinrich gegründet wurde. Zu Arvantis gehören auch weitere Beteiligungsunternehmen.
Pacifico wird zur Beteiligungsgesellschaft
Pacifico hat sich bislang auf die Übernahme von kleinen und mittleren Windkraft- und Solaranlagen konzentriert und vor allem mit den Entwicklern Pacifico Energy Partners, der Wirth Gruppe, Boom Power und ACE Power zusammengearbeitet. Es bleibt abzuwarten, ob es nun zu einer Kooperation von clearvise mit denselben Partnern kommt. In diesem Fall scheint es denkbar, dass die Grünstrom-Produktion im Samwer-Portfolio bei clearvise gebündelt werden soll.
Bei Pacifico hingegen ist bereits klar, dass das Geschäftsmodell umgebaut wird – das Unternehmen soll sich künftig auf "Investitionen in die Energiewende" konzentrieren. Neben Angeboten für institutionelle Investoren soll es dabei auch um Beteiligungen an weiteren "grünen Technologien" neben Windkraft- und Solaranlagen gehen. Es bleibt abzuwarten, wie das konkret aussehen wird. Aktuell rät die Redaktion vom Einstieg in die Aktie ab.
Für clearvise ist das Geschäft ein großer Schritt, der den Anlagenbestand des Unternehmens kräftig ausbaut. Dennoch bleiben Standortrisiken bei Anlagen etwa in Osteuropa und Unsicherheiten bei der Aktie. ECOreporter rät Anlegerinnen und Anlegern, vor einem möglichen Einstieg in die Aktie zunächst die weitere Entwicklung des Geschäfts mit Pacifico abzuwarten.
Lesen Sie auch unseren Branchenüberblick Die besten Windaktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt.
Pacifico Renewables Yield AG:
clearvise AG: ISIN DE000A1EWXA4 / WKN A1EWXA