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Anleihen / AIF, Crowd-Investment, Crowd-Test
Im Check: Crowdinvesting von Haferkater mit 8,5 % Zins plus Bonus
Haferkater baut Läden auf, die insbesondere Produkte auf Basis von Porridge (Haferbrei) anbieten. Um die geplante Erweiterung des Filialnetzes und eine Umwandlung von Haferkater zu finanzieren, bietet die Haferkater Purpose GmbH über die Plattform GLS Crowd ab 500 Euro Nachrangdarlehen an. Deren Zinssatz beträgt 8,5 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von rund sieben Jahren. Zudem ist ein Bonuszins von 15 Prozent möglich. Wie hoch sind die Risiken?
Anbieterin und Emittentin der Nachrangdarlehen ist die im September 2023 gegründete Haferkater Purpose GmbH aus Berlin. Diese soll das Nachrangdarlehenskapital laut Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB, Stand: 5.12.2023) an die Haferkater GmbH ausreichen. Die Haferkater GmbH ist laut Handelsregister alleinige Gesellschafterin der Emittentin.
Geschäftsmodell Franchise
Die Haferkater GmbH ist laut VIB in der Systemgastronomie-Branche tätig, speziell im Betrieb von gastronomischen Unternehmen, in der Vergabe von Franchiselizenzen und in der Herstellung, dem Erwerb und dem Vertrieb von Einzelhandelsprodukten, bestehend aus Hafer, und allen damit im Zusammenhang stehenden Geschäften.
Die Haferkater Stores GmbH, Tochtergesellschaft der Haferkater GmbH, betreibt den Angaben nach Verkaufsstellen, insbesondere unter der Marke Haferkater. Das Unternehmen wird laut VIB an den mit dem Nachrangdarlehenskapital zu finanzierenden Standorten Flächen von der DB Station&Service AG anmieten, das Interieur nach der jeweiligen Fertigstellung an Franchisenehmer verkaufen und die Fläche untervermieten, damit die Verkaufsstandorte in Betrieb genommen werden können.
Das Konzept der Haferkaterfilialen besteht laut VIB im Verkauf des rein vegetarisch-veganen Sortiments an frisch gekochtem Porridge, Lunch und Kaffee an Pendler, Reisende und Sportler.
In welchen deutschen Städten sollen neue Standorte finanziert werden?
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Das Emissionsvolumen des Nachrangdarlehensangebots beträgt bis zu 3,5 Millionen Euro. Unter der Annahme der Vollplatzierung wird die Haferkater GmbH laut VIB die Nettoeinnahmen wie folgt verwenden:
- 46,49 Prozent der Nettoeinnahmen (bis zu 1,5 Millionen Euro) sollen für die Finanzierung der Kosten des weiteren Aufbaus der operativen Geschäftstätigkeit gemäß Unternehmenszweck verwendet werden. Die Haferkater GmbH hat bereits neue Standorte für die Haferkater Stores GmbH akquiriert und plant aktuell deren Ausbau. Konkret sollen laut VIB Verkaufsstandorte für die Hauptbahnhöfe Mannheim, Potsdam, Dortmund, Freiburg (Breisgau) und Nürnberg sowie den Bahnhof München-Ost finanziert bzw. refinanziert werden.
- 53,51 Prozent der Nettoeinnahmen (bis zu rund 1,73 Millionen Euro; die sogenannte Tranche 2) sollen für die Überführung der Haferkater GmbH in eine „Gesellschaft mit gebundenem Vermögen“ (umgangssprachlich „Verantwortungseigentum“) verwendet werden. Hierzu soll die Haferkater GmbH laut VIB eigene Geschäftsanteile von ihren Bestandsgesellschaftern Katjesgreenfood GmbH, Zentis Ventures GmbH und Exypnos Consulting Ltd. zurückkaufen. Abhängig vom tatsächlich eingeworbenen Nachrangkapital strebt die Haferkater GmbH laut VIB „auf Grundlage einer zulässigen Unternehmensbewertung“ von maximal rund 9,98 Millionen Euro den dauerhaften Rückkauf von bis zu 30 Prozent des Stammkapitals im Wert von rund 3,0 Millionen Euro an.
Die Katjesgreenfood GmbH hat laut VIB im Rahmen einer unverbindlichen Absichtserklärung eingewilligt, ihre Geschäftsanteile an der Haferkater GmbH vollständig unter Zugrundelegung der oben genannten maximalen Unternehmensbewertung zu verkaufen und einer Satzungsänderung und einem Verzicht auf ihre Stimmrechte aus den dann verbleibenden Geschäftsanteilen zuzustimmen. Mit den übrigen Bestandsgesellschaftern ist Haferkater laut VIB hierzu in Vorverhandlungen eingetreten.
Die Katjesgreenfood GmbH ist eine Tochter der Katjesgreenfood GmbH & Co. KG, deren Anleihe 2022/2027 ECOreporter hier ausführlich analysiert hat.
Laufzeit und Zins
Die Laufzeit der Nachrangdarlehen endet laut VIB am 30. September 2030. Die Emittentin ist unter bestimmten Voraussetzungen zur außerordentlichen Teilkündigung berechtigt, insbesondere, falls es der Haferkater GmbH bis zum 30. September 2024 nicht gelingen sollte, die Auszahlungsvoraussetzungen für Tranche 2 zu schaffen. Zudem steht der Emittentin ein ordentliches Kündigungsrecht zu, das sie erstmalig zum 31. Dezember 2027 ausüben kann.
Jeder Nachrangdarlehensvertrag steht laut VIB zusätzlich unter der auflösenden Bedingung, dass insgesamt im Rahmen der Schwarmfinanzierung nicht mindestens ein Gesamtbetrag von 1.627.221,02 Euro (Fundingschwelle) im Zeitraum von maximal zwölf Monaten ab Funding-Start eingeworben wird. Wird diese Fundingschwelle nicht erreicht, erhalten die Anlegerinnen und Anleger nach Angaben der Emittentin ihren Nachrangdarlehensbetrag vom Zahlungstreuhänder unverzinst und ohne Kosten zurück.
Der Zinssatz der Nachrangdarlehen beträgt 8,5 Prozent pro Jahr. Daneben schuldet die Emittentin laut VIB einen einmaligen Bonuszins, falls die Haferkater GmbH und/oder ihre Tochtergesellschaften in den Geschäftsjahren 2023 bis 2029 zu einem bestimmten Zeitpunkt mindestens 78 Filialen insgesamt betrieben haben und/oder durch Franchisenehmer betreiben ließen. Laut VIB ist der Bonuszins in Höhe von 15 Prozent des gezeichneten Nachrangdarlehensbetrags zum 30. September 2030 zahlbar. Im Jahr 2023 hat die Haferkater-Gruppe nach eigenen Angaben mehr als 20 Filialen betrieben oder betreiben lassen.
Hohe Risiken
Bei der Vermögensanlage handelt es sich um unbesicherte Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt und vorinsolvenzlicher Durchsetzungssperre.
Der wirtschaftliche Erfolg hängt laut VIB von mehreren Einflussgrößen ab, insbesondere von der erfolgreichen Umsetzung der finanzierten unternehmerischen Strategie im geplanten Kostenrahmen, der Entwicklung der Märkte, in denen die Haferkater GmbH tätig ist (insbesondere dem Markt der Systemgastronomie), dem Pendlerverhalten an deutschen Bahnhöfen, der Zusammenarbeit mit dem Deutsche Bahn-Konzern und mit Lieferanten der Haferkater GmbH, der Nachfrage nach Haferprodukten, dem Preis für Hafer und andere Vorprodukte, dem vertrieblichen Erfolg des Unternehmens beim Verkauf der Produkte an den Verkaufsstellen und der Zahlungs- und Leistungsfähigkeit von Kundinnen und Kunden. Die Haferkater GmbH hat laut ihrer Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2021/2022 (1.10.-30.9.) ein Rohergebnis von rund 650.000 Euro und einen Jahresfehlbetrag von rund 430.000 Euro verzeichnet.
ECOreporter hatte sich im Januar 2022 ein Nachrangdarlehensangebot der Haferkater GmbH näher angesehen und darauf hingewiesen, dass für Anlegerinnen und Anleger ein erhebliches Risiko besteht, dass sie ihr eingesetztes Kapital verlieren. Dieses erhebliche Risiko besteht nach Einschätzung von ECOreporter weiterhin für das Angebot der Haferkater GmbH und auch für das aktuelle Nachrangdarlehensangebot der Haferkater Purpose GmbH, die von der Haferkater GmbH abhängig ist.