East Energy sammelt über die Crowd Geld für ein Umspannwerk ein. / Symbolfoto: Pixabay

  Anleihen / AIF, Crowd-Investment, Crowd-Test

Im Check: Umspannwerk Süderholz – Crowdinvesting von East Energy mit 6,5 % Zins plus Bonus

Die East Energy-Gruppe plant die Errichtung eines Solarparks in der Gemeinde Süderholz im Landkreis Vorpommern-Rügen. Um das Umspannwerk für den Solarpark teilweise zu finanzieren, bietet East Energy über die Plattform Wiwin ab 250 Euro Nachrangdarlehen an. Deren Zinssatz beträgt 6,5 Prozent pro Jahr plus eventuellem Bonuszins bei einer Laufzeit von rund 2,5 Jahren. Warum die Emittentin davon ausgeht, das eingeworbene Kapital inklusive Zinsen auch ohne einen erfolgreichen Abschluss des Solarparks Klevenow an die Anlegerinnen und Anleger zurückzahlen zu können, erfahren sie im Folgenden.

Emittentin des Nachrangdarlehensangebots mit der Bezeichnung „Umspannwerk Süderholz“ ist die East Energy PV Klevenow GmbH & Co. KG aus Rostock. Gemäß den Angaben in den Verbraucherinformationen ist die Hauptgeschäftstätigkeit der im Juli 2023 gegründeten Firma die Errichtung des Solarparks in Klevenow. Laut der Anlagebroschüre (vom 28.11.2023) soll sie auch Eigentümerin und Betreiberin des in Planung befindlichen Solarparks sowie des Umspannwerks Süderholz werden.

Komplementärin der Emittentin ist die 2023 gegründete East Energy PV Assets, die der 2022 gegründeten East Energy GmbH aus Rostock gehört. Letztere ist laut Handelsregister auch die Kommanditistin der Emittentin.

East Energy-Gruppe will mit Solarstrom Wasserstoff und Methanol herstellen

Die East Energy-Gruppe errichtet laut Anlagebroschüre Solar- und Windparks mit regionalem Schwerpunkt auf Nordostdeutschland. Der Strom aus diesen Parks könne nicht nur vor Ort verbraucht werden, sondern auch für die Erzeugung von grünem Wasserstoff genutzt werden. Zu diesem Zweck plant, baut und betreibt die Unternehmensgruppe unter der Marke „Sun2Gas“ Methanolwerke, die mit Hilfe von grünem Wasserstoff und CO2-Rückgewinnung Bio-Methanol produzieren und somit eine nachhaltige Alternative für maritimen Treibstoff bereitstellen sollen.

Aktuell entwickelt die East Energy-Gruppe laut Anlagebroschüre ein Photovoltaik-Freiflächen-Portfolio mit einer Leistung von ca. einem Gigawatt und ein Windportfolio von ca. 300 Megawatt (MW). Darüber hinaus sei die Errichtung von ca. 150 MW Elektrolysekapazitäten mit angeschlossener Bio-Methanol-Produktion geplant.

Gesellschafter von East Energy

Zu den Investoren bei East Energy gehört auch die Tochter eines börsennotierten Unternehmens, dessen Aktienkurs kürzlich innerhalb von 24 Stunden um mehr als 60 Prozent in die Höhe geschossen ist.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Gesellschafter der East Energy GmbH sind laut Handelsregister die East Energy Verwaltungs GmbH mit 75 Prozent der Anteile und die CropEnergies Beteiligungs GmbH mit insgesamt 25 Prozent. Die CropEnergies Beteiligungs GmbH ist eine Tochtergesellschaft der CropEnergies AG, die nachhaltiges Ethanol herstellt. Die Südzucker AG, Mehrheitsaktionärin der CropEnergies AG,  hat am 19. Dezember ihre Entscheidung veröffentlicht, allen ausstehenden Aktionärinnen und Aktionären der CropEnergies AG ein freiwilliges Delisting-Erwerbsangebot zu unterbreiten. Südzucker will den Aktionärinnen und Aktionären 11,50 Euro in bar je CropEnergies-Aktie bieten, was den Angaben nach einer Prämie von 36,9 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten sechs Monate und einer Prämie von 69,4 Prozent auf den letzten Schlusskurs vom 18. Dezember 2023 entspricht.

ECOreporter hat das Angebot von Südzucker an die CropEnergies-Aktionäre hier eingeschätzt.

Gesellschafter der East Energy Verwaltungs GmbH, die 75 Prozent an der East Energy GmbH hält, sind laut Handelsregister-Gesellschafterliste (vom 20. Oktober 2023) zwölf Unternehmen und Personen. Die zwölf Gesellschafter sind überwiegend in Rostock und Umgebung ansässig und halten jeweils maximal 15,2 Prozent (oder weniger) des Stammkapitals der East Energy Verwaltungs GmbH.

Ein weiterer Solarpark ist geplant

Das Emissionsvolumen der Nachrangdarlehen Umspannwerk Süderholz beträgt nach Angaben der Emittentin East Energy PV Klevenow GmbH & Co. KG 600.000 Euro. Laut Anlagebroschüre soll mit dem Nettoemissionserlös von bis zu 555.550 Euro das für die Errichtung des Umspannwerks Süderholz erforderliche Eigenkapital teilweise refinanziert beziehungsweise zurückgezahlt werden.

Die geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage in der Gemeinde Süderholz, Ortsteil Klevenow, im mecklenburg-vorpommerischen Landkreis Vorpommern-Rügen hat laut Anlagebroschüre eine Gesamtleistung von rund 32,7 MW. Sie soll dort auf einer etwa 33 Hektar großen, bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche rechts und links entlang der Autobahn A20 entstehen.

Der Solarpark Klevenow ist genehmigungsrechtlich in zwei Bauabschnitte unterteilt. Für den ersten Bauabschnitt besteht nach Angaben der Emittentin bereits ein Baurecht. Der Bauantrag für den zweiten Bauabschnitt wurde  im November 2023 bei der zuständigen Genehmigungsbehörde eingereicht. Die Emittentin prüft laut Anlagebroschüre, ob sie am Ausschreibungsverfahren der Bundesnetzagentur für Solaranlagen teilnehmen wird.

Das zu finanzierende Umspannwerk Süderholz soll über eine Gesamtleistung von 50 MW verfügen. Seine Kapazität ist damit laut Anlagebroschüre nicht nur für den Solarpark Klevenow ausgelegt, sondern reicht aus, um den Strom eines weiteren in Planung befindlichen Solarparks in der Umgebung in das Stromnetz einzuspeisen. Die Anbindung eines zweiten Solarparks an das Umspannwerk Süderholz biete den Vorteil, dass sich die Projektentwicklungskosten für die Emittentin reduzieren.

Rückzahlung auch bei Scheitern des Projektes?

Hauptkomponente eines Umspannwerks ist der Transformator, der den Strom einer Energieerzeugungsanlage an das Spannungsniveau des angeschlossenen Stromnetzes anpasst. Um den Projektzeitplan des Solarparks Klevenow einzuhalten, muss laut Anlagebroschüre das dazugehörige Umspannwerk bereits jetzt bestellt und angezahlt werden, da die Lieferzeit von Transformatoren in diesem Leistungssegment derzeit bis zu zwei Jahre betragen könne.

Die Emittentin hat nach eigenen Angaben die Bestellung beim Lieferanten daher bereits ausgelöst und eine Anzahlung von 649.000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer geleistet, die mit Hilfe der angebotenen Kapitalanlage teilweise refinanziert werden soll. Die Gesamtkosten für das Umspannwerk belaufen sich laut Anlagebroschüre auf 3,245 Millionen Euro zuzüglich Umsatzsteuer.

Die Rückzahlung des eingeworbenen Nachrangdarlehenskapitals soll im Rahmen der Projektfinanzierung durch langfristig abgeschlossene Kreditverträge mit einer in Deutschland registrierten Bank erfolgen. Sollte der Solarpark Klevenow nicht final genehmigt oder aus anderen Gründen nicht gebaut werden können, beabsichtigt die Emittentin, dieses Standard-Umspannwerk für andere Projekte einzusetzen oder es am Markt zu verkaufen. Aufgrund der langen Lieferzeiten von Transformatoren ist die Nachfrage nach kurzfristig verfügbaren Umspannwerken nach Einschätzung der Emittentin bundesweit aktuell sehr hoch. Das Unternehmen geht daher davon aus, das eingeworbene Kapital inklusive Zinsen auch ohne einen erfolgreichen Abschluss des Solarparks Klevenow an die Anlegerinnen und Anleger zurückzahlen zu können.

Laufzeit und Zins

Die Laufzeit der Nachrangdarlehen endet laut Basisinformationsblatt (BIB, Erstellungsdatum 28. November 2023) mit Ablauf des 30. Juni 2026. Die Emittentin ist berechtigt, unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von drei Monaten die Nachrangdarlehen vorzeitig zum 31. Dezember 2025 zu kündigen. Die Nachrangdarlehen werden nicht an einer Börse gehandelt. Die Ansprüche aus den Darlehen können laut BIB nach dem 31. Dezember 2024 (Lock-up) grundsätzlich mit Zustimmung der Emittentin übertragen werden.

Der Zinssatz der Nachrangdarlehen beträgt 6,5 Prozent pro Jahr. Dazu kommt ein Bonuszins von 0,5 Prozent pro Jahr, falls der gemittelte Marktwert für Solarenergie im vorherigen Kalenderjahr mehr als 8,00 Cent/kWh betragen hat. Zum Vergleich: Die einzelnen Monatsmarktwerte in den ersten elf Monaten 2023 lagen zwischen rund 5,2 und 12,3 Cent/kWh. Bei der Berechnung des Bonuszinses werden die Monate von Januar 2024 bis Dezember 2025 berücksichtigt. Die Zinsen werden zum Ende einer Zinsperiode gezahlt. Die erste Zinsperiode endet laut BIB am 30. Juni 2025. Die folgende Zinsperiode endet am 30. Juni 2026, dem geplanten Laufzeitende.

Hohe Risiken

Bei der Vermögensanlage handelt es sich um Nachrangdarlehen mit vorinsolvenzlicher Durchsetzungssperre. Mit der Durchsetzungssperre wird das Nachrangdarlehenskapital laut BIB zu wirtschaftlichem Eigenkapital der Emittentin (Beteiligung der Anlegerinnen und Anleger am unternehmerischen Risiko, keine Insolvenzantragspflicht der Emittentin bei fehlender Möglichkeit der Rückzahlung). Die Anlegerinnen und Anleger übernehmen mit dem Nachrangdarlehen laut BIB ein Risiko, das über das allgemeine Insolvenzausfallrisiko hinausgeht, da die Zahlungsansprüche aus den Nachrangdarlehen aufgrund der vorinsolvenzlichen Durchsetzungssperre bereits vor Eröffnung eines Insolvenzverfahrens sowie vor einer Liquidation der Emittentin dauerhaft nicht durchsetzbar sein können. Der Ausschluss dieser Ansprüche kann für eine unbegrenzte Zeit wirken.

Für das geplante Umspannwerk Süderholz steht laut Anlagebroschüre die Erteilung einer Baugenehmigung noch aus. Wenn die zuständige Genehmigungsbehörde die Genehmigung trotz Privilegierung nach § 35 BauGB versagen sollte, könne das Umspannwerk nicht errichtet werden. Dann ist die Rückabwicklung der Kapitalanlage geplant. Diese kann laut Anlagebroschüre nur dann durchgeführt werden, wenn die Emittentin über ausreichende liquide Mittel verfügt.

Die bauliche Fertigstellung des Umspannwerks Süderholz ist laut Anlagebroschüre abhängig davon, dass die Lieferanten sowie weitere in den Bau einbezogene Unternehmen und Dienstleister ihre vertraglichen Pflichten erfüllen. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die am Bau beteiligten Unternehmen in Folge einer Insolvenz das Umspannwerk nicht errichten und die Emittentin geleistete Zahlungen nicht zurückerhält. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass das Umspannwerk fertig gestellt werden kann, der Solarpark Klevenow aber nicht.

Für die Anlegerinnen und Anleger bestehen erhebliche Risiken, ihr eingesetztes Kapital teilweise oder vollständig zu verlieren.

Verwandte Artikel

08.12.22
 >
24.07.23
 >
15.12.23
 >
21.05.25
 >
05.12.23
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x