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Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie, Aktien-Favoriten, Interview
Interview mit ABO Wind: Treiben Strompreise Grünstrom-Aktien in neue Höhen?
Der Strom aus Erneuerbaren Energien wird aller Voraussicht nach in den nächsten zwei Jahren deutlich teurer werden. Denn der Bedarf steigt. Brechen für die Betreiber von Erneuerbare-Energien-Kraftwerken nun goldene Zeiten jenseits der staatlichen Förderung an? ECOreporter hat bei Alexander Koffka von ABO Wind nachgefragt.
Die Welt braucht mehr Energie: Einer aktuellen Berechnung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWI) zufolge wird der Strombedarf in Deutschland bis 2030 zwischen 645 und 665 Terawattstunden (TwH) liegen – im Vergleich zum aktuellen Stromverbrauch eine Steigerung um 31 Prozent. Nicht nur der Ausbau der Elektromobilität wird den Bedarf deutlich steigern. Auch Heizenergie und Energie für industrielle Produktion oder für die Herstellung von grünem Wasserstoff werden auf Strom basieren. Und der soll möglichst grün sein.
Deutlich mehr Gewinn möglich
Das könnte es vielen Betreibern von Erneuerbare-Energien-Kraftwerken ermöglichen, von der gesetzlichen Einspeisevergütung umzuschwenken auf frei ausgehandelte Lieferverträge mit großen Stromverbrauchern, etwa produzierenden Unternehmen oder Stadtwerken. Ein 3 Cent höherer Preis kann aber für ein Erneuerbare-Energie-Kraftwerk theoretisch bedeuten, dass der Gewinn auf das Vierfache hochschnellt (von 1 Cent auf 4 Cent). Denn die Kosten steigen schlichtweg nicht mit – weil Sonne und Wind weiterhin die Ausgangsenergie zum Nulltarif bereitstellen. Allenfalls höhere Wartungs- und Reparaturkosten können anfallen.

Alexander Koffka, Bereichsleiter für Öffentlichkeitsarbeit und Investorenbetreuung bei ABO Wind. / Foto: Unternehmen
Insofern: Es besteht derzeit bei etlichen börsennotierten Erneuerbare-Energien-Anbietern die Chance, dass sie ihre Gewinne mit dem vorhandenen Kraftwerkspark deutlich steigern können. Geschieht das, dann wird auch ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ganz anders aussehen können: Bei einer Gewinn-Verdoppelung würde beispielsweise aus einem KGV von 30 ein KGV von 15.
Natürlich ist dabei nicht eingerechnet, was die grünen Kraftwerksbetreiber für neue Solar- oder Windanlagen ausgeben. Auch andere Faktoren können den Gewinn beeinflussen, etwa Standortrisiken oder Rohstoffkosten. Dennoch: Die Margen für bestehende Erneuerbare-Energien-Kraftwerke dürften in den nächsten Jahren deutlich steigen – und damit womöglich auch die Kurse von börsennotierten Grünstromunternehmen.
Ein solches ist ABO Wind aus Wiesbaden, ein ECOreporter-Favorit aus der Kategorie Grüne Spezialwerte. ABO Wind plant, baut und verkauft Wind- und Solarparks, übernimmt deren Betriebsführung und handelt Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreement, PPA) zwischen Betreibern und Kunden aus.
Interview im Premium-Bereich
ECOreporter sprach mit Alexander Koffka, Bereichsleiter für Öffentlichkeitsarbeit und Investorenbetreuung des Unternehmens, darüber, was steigende Preise für die Geschäfte von ABO Wind und für Anlagenbetreiber bedeuten könnten, wieso sie für Altanlagen Glück im Unglück sind und welche möglichen gesetzlichen Änderungen auf Anlagenbetreiber wahrscheinlich zukommen werden.
Lesen Sie hier auch das ECOreporter-Interview mit Energiekontor-Chef Peter Szabo und erfahren Sie etwa, wie Verbraucherinnen und Verbraucher durch teureren grünen Strom entlastet werden können und inwieweit höhere Preise an den Strombörsen trotz Inflation bei den Stromerzeugern auch ankommen.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
ECOreporter: Herr Koffka, der Strom aus Erneuerbaren Energien wird aller Voraussicht nach in den nächsten zwei Jahren deutlich teurer werden. Erwarten Sie sich dadurch nennenswerte Auswirkungen auf Ihr Geschäft, insbesondere für Ihr PPA-Angebot?
Alexander Koffka: Strom ist in der jüngsten Zeit vor allem deshalb deutlich teurer geworden, weil die Preise für fossile Rohstoffe geradezu explodiert sind. Der Kostenvorteil von Windkraft und Photovoltaik gegenüber konventionellen Kraftwerken ist weiter gewachsen. Die Inflation und die steigenden Preise für zum Beispiel Stahl, Kupfer oder Silizium erhöhen zwar auch die Kosten für Erneuerbare-Energie-Kraftwerke. Da diese im laufenden Betrieb keine fossilen Brennstoffe benötigen – Wind und Sonne sind ja bekanntlich kostenlos – fällt das aber weniger ins Gewicht.

ABO Wind handelt für Kunden auch langfristige Stromlieferverträge aus. / Foto: Unternehmen
Die stark gestiegenen Strompreise erhöhen für große Stromverbraucher den Anreiz, sich langfristig preiswerten und klimafreundlichen Strom aus erneuerbaren Energien zu sichern, indem sie PPAs abschließen. Die Nachfrage nach solchen Verträgen steigt weltweit. Das kommt uns sehr entgegen. PPAs sind neben staatlich abgesicherten Tarifen eine zweite Möglichkeit, um Wind- und Solarkraftwerke zu refinanzieren.
Werden Anlagenbetreiber Ihrer Erwartung nach von neuen Stromlieferverträgen deutlich profitieren – oder ist zu erwarten, dass Kunden die mit PPAs ausgehandelten Preise deutlich werden "drücken" können?
Die allgemein gestiegenen Strompreise spiegeln sich in den PPAs entsprechend wider. Besonders hoch sind die Preise bei PPAs mit kürzeren Laufzeiten. Stromverbraucher, die sich längerfristig binden, können in der Regel günstigere Preise erzielen.
Glauben Sie, dass Anlagen außerhalb der gesetzlichen Einspeisevergütung absehbar attraktiver werden als solche, die noch unter die Vergütung nach dem EEG fallen? Und wird das aus Ihrer Sicht Einfluss auf die Planung neuer Projekte haben?
In Deutschland kann man ja bislang zwischen den beiden Systemen hin- und herwechseln. Insofern ist es attraktiv, sich zunächst einen festen Tarif über eine EEG-Ausschreibung zu sichern und in Zeiten hoher Preise den Strom frei zu vermarkten. Ich glaube allerdings, dass das System bald geändert wird. Dann wird man sich auch in Deutschland zwischen einem Marktpreis und einem staatlich festgelegten Preis entscheiden müssen.
Welche Variante attraktiver ist, hängt von der Erwartung in die künftige Entwicklung der Strompreise ab. Es ist auf jeden Fall vorteilhaft, wenn es mehrere tragfähige Varianten gibt, erneuerbare Energieprojekte zu finanzieren. Das sichert den weiteren Ausbau ab, den wir aus Gründen des Klimaschutzes ebenso dringend brauchen wie um die Abhängigkeit von Importen fossiler Rohstoffe (zum Beispiel aus Russland) zu beenden.

Wer Erneuerbare Energie-Anlagen bauen will, muss sich womöglich bald im Vorfeld für eine Vergütungsvariante entscheiden. / Foto: ABO Wind
Alte Kraftwerkparks, deren gesetzliche Einspeisevergütung ausläuft, könnten für Grünstromerzeuger theoretisch deutliche Einnahmensteigerungen bedeuten. Was bedeutet das für das Repowering, also die Modernisierung alter Anlagen, die damit wieder förderfähig werden? Wird es plötzlich attraktiver, alte Anlagen nicht zu erneuern?
Die aktuell hohen Strompreise ermöglichen es, alte Windparks, deren gesetzliche Einspeisevergütung ausgelaufen ist, wirtschaftlich weiterzubetreiben. Das reduziert eher den Druck, möglichst schnell zu repowern. Das größere Hemmnis beim Repowering ist allerdings, dass aufwendige Genehmigungsverfahren notwendig sind, um etablierte Bestandsparks zu erneuern.
Sofern die alten Parks außerhalb von nach deren Inbetriebnahme beschlossenen Vorrangflächen stehen, gibt es für die Repowering-Projekte keine Genehmigung. Dann bleibt den Betreibern ohnehin nichts übrig, als die alten Parks möglichst lange weiterlaufen zu lassen.
Herr Koffka, vielen Dank für die Antworten
Was macht die ABO Wind-Aktie?
Die ABO Wind-Aktie notiert im Handel an der Hamburger Börse aktuell bei einem Preis von 57,20 Euro und damit unverändert zum Vortag (Stand: 27.7.2022, 8:15 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 6,3 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat sie 30,9 Prozent an Wert gewonnen.
ECOreporter hat ABO Wind über die letzten Jahre immer wieder gute Aussichten bescheinigt. Seit einer Kaufempfehlung im März 2020 bei einem Kurs von 17,20 Euro ist die Aktie um rund 232 Prozent gestiegen. Die Redaktion schätzt die langfristige Perspektive von ABO Wind weiterhin als gut ein – mit einem erwarteten KGV für 2022 von 35 ist die Aktie momentan allerdings teuer. Anlegerinnen und Anleger sollten auf Kursrücksetzer warten. Die Redaktion sieht die Aktie derzeit bei maximal 46 Euro als fair bewertet an. Auf diesem Niveau bewegte sie sich zuletzt Ende Februar.
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