In den letzten Monaten sind die Aktienkurse stark gestiegen. Zu stark? / Foto: imago images, Imagebroker

  Aktien-Favoriten

Nachhaltige Geldanlage: Viele Aktien sind zu teuer – wo lohnt sich jetzt noch der Einstieg?

Während die Corona-Pandemie die Welt weiter in Atem hält, haben viele Aktienmärkte schon wieder ihr Vor-Krisen-Niveau erreicht. Sind Aktien derzeit generell überteuert? Gibt es für nachhaltige Anleger Kaufgelegenheiten?

Der DAX steht am 15.9.2020 bei über 13.000 Punkten, so hoch wie im November 2019. Bei anderen großen Börsenbarometern sieht es ähnlich aus. Der US-Index S&P 500 notiert sogar leicht über seinem Höchststand aus dem Februar 2020. Seit dem Corona-Börsencrash im März haben viele Aktien stark an Wert gewonnen – obwohl so manches Unternehmen seine Gewinnerwartungen für 2020 deutlich zusammenstreichen musste.

Wie realitätsnah sind die Entwicklungen an den Börsen?

War der Crash im März eine übertriebene Reaktion auf Corona? Oder blenden die Kurserholungen der letzten Monate die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie aus? Können Anleger jetzt noch einigermaßen günstig kaufen?

Bei der Suche nach einer Antwort hilft das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Bei dieser Kennzahl wird der aktuelle Kurs einer Aktie durch den Gewinn je Aktie geteilt. Um die Zukunftsaussichten einer Aktie zu beurteilen, ist es sinnvoll, nicht den letzten Jahresgewinn, sondern den erwarteten Gewinn für das laufende Geschäftsjahr heranzuziehen.

ECOreporter hat sich die erwarteten KGVs seiner 38 nachhaltigen Favoriten-Aktien für 2020 angesehen. Dazu die KGVs der 30 DAX-Konzerne und der 30 größten Unternehmen im US-Index S&P 500. Einige der Aktien sind aktuell günstig bewertet, andere nicht – aber es gibt auch Aktien mit hohen KGVs, bei denen sich der Einstieg nach wie vor lohnen kann.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
  • Die 30 Aktien aus dem S&P 500 haben im Schnitt ein erwartetes KGV für 2020 von 25,7. Damit liegen sie deutlich über dem langjährigen S&P-Mittel, das laut dem Finanzinformationsdienst Bloomberg etwa 15 beträgt. Eine so hohe Bewertung mitten in einer weltweiten Krise deutet darauf hin, dass zahlreiche US-Aktien nach den Kurssteigerungen seit März schlichtweg zu teuer sind.
  • Die 30 DAX-Unternehmen weisen im Schnitt ein erwartetes KGV von 27,7 auf. Auch das ist viel mehr als das langjährige Mittel von 19.
  • Bei den 38 ECOreporter-Favoriten-Aktien der Kategorien Dividendenkönige, Nachhaltige Mittelklasse und Grüne Spezialwerte liegt das erwartete KGV im Schnitt bei 27,4. Ebenfalls ein hoher Wert.

Seit Ende April ist das erwartete KGV der 98 untersuchten Unternehmen im Schnitt um etwa 40 Prozent gestiegen – teils weil Aktien an Wert gewonnen haben, teils weil Gewinnerwartungen heruntergeschraubt wurden.

Die Börse ist derzeit nicht im Schnäppchen-Modus. Wahllos zuzugreifen, wird sich höchstwahrscheinlich nicht lohnen. Wie auch schon vor der Corona-Krise rät ECOreporter: Achten Sie beim Kauf von Aktien neben anderen Parametern (Geschäftsmodell, Verschuldung, Umsatz- und Gewinnentwicklung) auch auf das KGV. Als grobe Faustregel kann gelten: Bis zu einem KGV von 15 ist eine Aktie günstig bewertet. Hat ein Unternehmen ein KGV von 20 oder mehr, sollten seine Wachstumsaussichten überdurchschnittlich gut sein, damit die Aktie noch attraktiv ist.

Favoriten-Aktien-Listen sind keine Einkaufslisten

Was heißt das für die ECOreporter-Favoriten-Aktien? Nur wenige aussichtsreiche Aktien sind momentan niedrig bewertet: aus der Kategorie Dividendenkönige der US-Netzwerkausrüster Cisco (KGV 12). Aus den Mittelklasse-Aktien der norwegische Versicherer Storebrand (KGV 11), der österreichische Kartonproduzent Mayr-Melnhof (KGV 16) sowie der schwedische Hygieneartikelhersteller Essity (KGV 18). Und bei den Grünen Spezialwerten die Nürnberger UmweltBank (KGV 15) und der Wind- und Solarparkprojektierer ABO Wind aus Wiesbaden (KGV 17).

Die meisten anderen Favoriten-Aktien haben aber ein deutlich höheres KGV. Warum es dennoch Favoriten-Aktien sind? Weil ein Favorit für uns bestimmte Nachhaltigkeitskriterien einhalten muss und geschäftlich langfristig erfolgreich sein soll. Dass die Aktie eines Unternehmens billig oder teuer ist, macht sie aber nicht zum Favoriten. Andersherum wird ein Schuh daraus: Fällt beispielsweise der Kurs einer Favoriten-Aktie, dann raten wir, wenn das sinnvoll ist, zum Kauf. Und schießt der Kurs ohne ersichtlichen Grund nach oben, raten wir teilweise auch zu Gewinnmitnahmen. Wie bereits oft beschrieben: Die Listen der Favoriten-Aktien sind keine Einkaufslisten, sondern Listen, die zeigen, OB eine Aktie in Frage kommt. WANN das der Fall ist, schreiben wir jeweils aktuell in Berichten.

Welche weiteren Favoriten-Aktien sind jetzt attraktiv?

Die Aktien des Bremer Grünstromunternehmens Energiekontor und des dänischen Insulinproduzenten Novo Nordisk sind mit einem KGV von 20 bzw. 23 keine Schnäppchen mehr, aber auch noch nicht zu hoch bewertet. Und wir empfehlen auch Aktien mit höheren KGVs: in der Favoriten-Kategorie Dividendenkönige die US-Konsumgüterhersteller Colgate-Palmolive (KGV 26) und Procter & Gamble (KGV 27) sowie den Walldorfer Software-Riesen SAP (KGV 27). Bei den Aktien der Nachhaltigen Mittelklasse den österreichischen Energiekonzern Verbund (KGV 28). Dazu bei den Grünen Spezialwerten der Berliner Software-Anbieter IVU Traffic (KGV 26). Denn diese Unternehmen haben nachhaltige Geschäftsmodelle, die für die nächsten Jahre stetige Zuwächse bei Umsatz und Gewinn erwarten lassen.

Das IT-Systemhaus Bechtle aus Neckarsulm (KGV 35) und der dänische Gesundheitskonzern Coloplast (KGV 50) sind ebenfalls aussichtsreiche Unternehmen, aber die Aktien sind nach Einschätzung der Redaktion aktuell zu teuer. Gleiches gilt für den US-Medizintechnikkonzern Stryker (KGV 32), den Industriegase-Weltmarktführer Linde (KGV 32), den israelischen Wechselrichterspezialisten SolarEdge (KGV 63), den dänischen Windradbauer Vestas (KGV 40), den US-Konsumgüterkonzern Church & Dwight (KGV 33), den Hamburger Grünstromproduzenten Encavis (KGV 34) und den bayerischen Baustoffhersteller Steico (KGV 33). Hier heißt es auf sinkende Kurse warten.

Mehr Informationen zu den ECOreporter-Favoriten-Aktien finden Sie in den Überblicken zu den Dividendenkönigen, den Nachhaltigen Mittelklasseaktien und den Grünen Spezialwerten.

Wichtig: Streuen Sie Ihr Risiko

Sie möchten in der Corona-Krise in Aktien anlegen? Dann beachten Sie bitte Folgendes:

  • Investieren Sie ausschließlich in Unternehmen mit einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell. Eine Aktie nur deshalb zu kaufen, weil sie gerade ein niedriges KGV hat, macht keinen Sinn.
  • Teilen Sie die Summe, die Sie in eine bestimmte Aktie investieren wollen, in drei bis fünf Teile auf und verteilen Sie ihre Kaufzeitpunkte über mehrere Wochen. So verringern Sie das Risiko, bei zu hohen Kursen einzusteigen.
  • Investieren Sie nicht Ihr ganzes Vermögen in Aktien. Legen Sie auch in risikoärmere Finanzprodukte an, und behalten Sie eine ausreichend hohe Barreserve.

Weitere Ratschläge zum Anlegen in Krisenzeiten hat ECOreporter hier für Sie zusammengestellt.

Aktuelle Kurse und viele weitere Daten zu mehr als 150 nachhaltigen Aktien finden Sie hier.

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