Beratung zu grünen Geldanlagen kann kompliziert sein - für beide Seiten. / Foto: Pixabay

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Nachhaltigkeitspräferenzabfrage: Gut gemeint, aber schlecht gemacht?

Finanzvermittler müssen ihre Kunden in Beratungsgesprächen nach ihren Nachhaltigkeitsvorlieben fragen und ihnen entsprechende Produkte anbieten. Das soll die Geldanlage grüner machen, hat aber offenbar eher den gegenteiligen Effekt.

Seit 2. August 2022 sind in der Beratung nach einer EU-Vorschrift die Nachhaltigkeitspräferenzen von Kundinnen und Kunden zu erheben und zu berücksichtigen. Der deutsche Maklerpool Fondsnet hat rund 600.000 aktive Konten von 6.000 mit dem Pool verbundenen Finanzvermittlern analysiert. Das Ergebnis: 78,7 Prozent der Kundinnen und Kunden antworten auf die Frage, ob bei ihrer Beratung Nachhaltigkeit eine Rolle spielen soll, mit „nein“.

„Ob der Vermittler in diese Richtung berät oder ob der Kunde sich wirklich aktiv dagegen entscheidet, können wir technisch nicht auswerten“, sagt Georg Kornmayer, Geschäftsführer von Fondsnet. „Aber in Gesprächen mit Beratern haben wir häufiger gehört, dass Klimaschutz und Ökologie grundsätzlich befürwortet werden, aber wenn es an das eigene Portemonnaie geht und gegebenenfalls auf Rendite verzichtet werden muss, möchte man lieber frei sein in der Beurteilung der Produkte, die zu den eigenen Anlagezielen am besten passen.“

Kleinteilig und unverständlich

Dass nachhaltige Finanzprodukte im Schnitt keine geringeren Renditen abwerfen als herkömmliche Produkte, ist mittlerweile in zahlreichen Studien nachgewiesen worden. Die Ablehnung einer nachhaltigen Beratung dürfte aber auch damit zu tun haben, dass die EU-Vorgaben dazu sehr kleinteilig und sowohl für die Kunden als auch für die Vermittler teils kaum verständlich sind. Zudem sind die EU-Taxonomie-Verordnung und die EU-Offenlegungsverordnung, zwei Grundlagen der Beratungsvorschriften, nach wie vor nicht vollständig. Hinzu kommen umstrittene Bewertungen, etwa die Einstufung von Atom- und Gaskraftwerken als nachhaltig.

Sogar die deutsche Finanzaufsicht BaFin, die sonst wenig Probleme mit ausufernder Bürokratie hat, kritisiert die EU-Vorschriften zur Nachhaltigkeitspräferenzabfrage. „Es gibt viel gut gemeinte Regulierung, die das Ziel verfehlt hat und uns teilweise in eine Sackgasse gebracht hat. Da müssen wir wieder raus“, sagte BaFin-Chef Mark Branson auf der Branchenkonferenz Euro Finance Week in Frankfurt. Für ihn sei die Frage, wie die Transformation der Wirtschaft zur Klimaneutralität finanziert werde, wichtiger als die Frage, wie man jede Aktivität der Menschheit kategorisiere.

Fondsnet-Geschäftsführer Kornmayer formuliert es deutlicher: „Mehr Informationen sind für den Kunden sicherlich nicht der richtige Weg. Wenn man es konsequent von den Basisinformationen und Beratungsdokumentationen bis hin zu den Produktinformationsblättern durchdenkt, ist der Kunde heute schon viele Stunden und Tage damit beschäftigt, sich durch die Informationsflut zu kämpfen, um ein sauberes Bild zu bekommen.“

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