Aktien-Favoriten

Siemens: Milliarden-Übernahme und neuer Auftrag für Wasserstoff-Züge

Der Münchner Technologiekonzern Siemens übernimmt für knapp 1,6 Milliarden US-Dollar den Gebäudesoftware-Spezialisten Brightly aus den Vereinigten Staaten. Damit will der ECOreporter-Aktien-Favorit eine führende Position im Softwaremarkt für Gebäude und Infrastruktur erreichen, wie Siemens am Montag mitteilte. Die Transaktion soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Die Übernahme kostet Siemens 1,575 Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) plus eine erfolgsabhängige Komponente. Brightly bietet Software als Dienstleistung für Anlagen- und Wartungsmanagement an.

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"Mit der Übernahme werden wir unser Ziel, im Infrastrukturbereich ein führendes Softwareunternehmen zu werden, schneller erreichen", sagte Siemens-Vorstand Matthias Rebellius. "Sie unterstützt unsere Vision, komplett autonome Gebäude zu schaffen, die kontinuierlich von den dort lebenden Menschen lernen und sich an deren Bedürfnisse anpassen."

Siemens will das Geschäft mit digitalen Lösungen jährlich prozentual zweistellig steigern. Laut Konzerninsidern sah man dabei Nachholbedarf insbesondere in der Sparte "Intelligente Infrastruktur" (Smart Infrastructure/SI), zu der die Gebäudetechnik zählt, wie das "Handelsblatt" berichtet.

Brightly erwartet laut Siemens für das laufende Jahr einen Umsatz von 180 Millionen US-Dollar. Das Unternehmen beschäftigt rund 800 Softwareexperten und hat seinen Sitz im US-Bundesstaat North Carolina.

Neuer Auftrag für Wasserstoffzüge

Auch aus der Zugsparte, einer weiteren der drei Säulen des Siemens-Konzerns, gibt es Neuigkeiten: Siemens Mobility wurde demnach von der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) beauftragt, sieben zweiteilige Wasserstoff-Züge des Typs Mireo Plus H für das Netz Heidekrautbahn (RB27) in der Metropolregion Berlin-Brandenburg zu liefern. Die Inbetriebnahme ist für Dezember 2024 geplant.

Das Projekt, das auch den Aufbau einer regionalen Infrastruktur für grünen Wasserstoff umfasst, ist bereits im Mai 2021 gestartet – damals war noch von sechs H2-Zügen die Rede. Die Wasserstoff-Züge vom Typ Mireo Plus H sind neben einer Brennstoffzelle auch mit einer Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei 16 Stundenkilometern liegen, die maximale Reichweite bei 800 Kilometern. Ein Tankvorgang dauert laut Siemens 15 Minuten.

Der Auftrag an Siemens Mobility beinhaltet auch einen Service- und Ersatzteilliefervertrag über zehn Jahre bis 2034. Neben der Absicherung aller notwendigen Instandhaltungs-, Wartungs- und Reparaturtätigkeiten umfasst dieser auch die kontinuierliche Weiterentwicklung, „angepasst auf den kundenspezifischen Einsatz der Fahrzeuge auf der Heidekrautbahn“, so Siemens.

Für Siemens ist es der zweite Auftrag der NEB innerhalb kurzer Zeit: Im November hatte der Bahnbetreiber 31 Batteriezüge des Typs Mireo Plus B bei Siemens Mobility bestellt. Diese sollen ebenfalls ab Dezember 2024 auf mehreren Regionalbahnstrecken in Ostbrandenburg eingesetzt werden.

Die Siemens-Aktie ist im Xetra-Handel aktuell 0,9 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 105,04 Euro (Stand: 28.6.2022, 9:52 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 14,5 Prozent im Minus, im Jahresvergleich hat sie 23,9 Prozent an Wert verloren.

Siemens hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend vom Industrie- zum Technologiekonzern umgebaut und will sich vor allem auf digitale Geschäftsfelder und seine Zugsparte konzentrieren. In Letzterer erhielt der Konzern jüngst den größten Auftrag seiner Geschichte. Langfristig muss die neue Strategie sich aber erst noch bewähren. Aus Sicht von ECOreporter ist die Siemens-Aktie daher aktuell ein Investment mit erhöhtem Risiko. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Geschäftsjahr liegt immerhin bei vergleichsweise niedrigen 12, die erwartete Dividendenrendite bei attraktiven 4,1 Prozent.

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