Aktien-Favoriten

Siemens: Milliardenverlust wegen Siemens Gamesa

Der Münchener Siemens-Konzern schreibt zum ersten Mal seit zwölf Jahren rote Zahlen. Der Börsenkurs des ECOreporter-Aktien-Favoriten bleibt trotzdem stabil.

Im zweiten Quartal des Kalenderjahres 2022 verbuchte Siemens einen Nettoverlust von 1,5 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 1,5 Milliarden Euro Gewinn eingefahren. Der Einbruch ist vor allem auf das schwache Geschäft der Konzerntochter Siemens Energy zurückzuführen – Siemens musste in den letzten Monaten 2,7 Milliarden Euro auf seine 35-prozentige Beteiligung an der Tochter abschreiben.

Schlecht entwickelte sich bei Siemens Energy zuletzt in erster Linie die Windkraftsparte, die bislang noch als eigenständiges Unternehmen unter dem Namen Siemens Gamesa an der Börse notiert ist. Siemens Energy will Siemens Gamesa vollständig übernehmen, um das Management effizienter steuern zu können (ECOreporter berichtete unter anderem hier).

Der Abschied aus Russland kostet Geld

Neben den Abschreibungen auf Siemens Energy belasteten Siemens im letzten Quartal auch außerplanmäßige Kosten von 600 Millionen Euro für den kriegsbedingten Ausstieg aus dem russischen Markt. Das Kerngeschäft von Siemens lief hingegen gut, der Quartalsumsatz stieg um 11 Prozent zum Vorjahr auf 17,9 Milliarden Euro. In der Industriesparte legte der Gewinn um 27 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zu.

Nennenswerte Beeinträchtigungen durch mögliche Gasengpässe erwartet Siemens nicht. „Derzeit sehen wir nur geringe direkte Auswirkungen auf unsere Fabriken, weil unsere Produktion nicht energieintensiv ist", erläutert Konzernchef Roland Busch. Den Strombedarf in Europa decke Siemens zu fast 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien. Erdgas werde nur in einigen Bereichen der Produktion benötigt. „Und falls das Gas knapp wird, haben wir vorbeugende Maßnahmen getroffen, um unsere Produktion aufrechtzuerhalten", so Busch.

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Wegen des deutlichen Ergebnisrückgangs hat Siemens seine Prognose für das Geschäftsjahr 2021/22 (Oktober bis September) gesenkt. Der Konzern erwartet jetzt einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie von 5,33 bis 5,73 Euro. Bislang lag die Zielspanne bei 8,70 bis 9,10 Euro. Im Geschäftsjahr 2020/21 betrug der bereinigte Gewinn je Aktie 8,32 Euro.

An den Finanzmärkten war das schwache Quartalsergebnis erwartet worden. Der Aktienkurs hatte deshalb bereits im Juni spürbar nachgegeben. Zu weiteren Rücksetzern ist es gestern nach Bekanntgabe der neuen Zahlen nicht gekommen, die Aktie ging mit einem Plus von 0,7 Prozent aus dem Xetra-Handel. Heute ist der Kurs an der Börse Tradegate um 1,1 Prozent gestiegen und steht derzeit bei 110,88 Euro (12.8.2022, 9:11 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 13 Prozent im Plus, im Jahresvergleich steht sie 22 Prozent im Minus. Auf drei Jahre gesehen hat sie 23 Prozent an Wert gewonnen.

Siemens befindet sich weiterhin im Umbruch, der Konzern will sich vor allem auf digitale Geschäftsfelder und seine Zugsparte konzentrieren. Zuletzt erhielt Siemens im Zuggeschäft einen Rekordauftrag aus Ägypten. Wie gut die Neustrukturierung gelingen wird, ist noch unklar. Bei der Aktie gibt es daher erhöhte Risiken.

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2021/22 von knapp 12 ist die Aktie allerdings nicht hoch bewertet, und die erwartete Dividendenrendite liegt bei attraktiven 4,1 Prozent. Risikobereite Anlegerinnen und Anleger, die von der Siemens-Strategie überzeugt sind, können einen Einstieg in Erwägung ziehen.

Siemens ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Reihe Dividendenkönige. Zum Unternehmensporträt gelangen Sie hier.

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