Steico-Aktie 20 % im Plus: Wird der Dämmstoffhersteller verkauft?

Steico-Chef Udo Schramek wird möglicherweise seine Mehrheitsbeteiligung an dem bayrischen Baustoffproduzenten veräußern. Was heißt das für die übrigen Aktionäre des ECOreporter-Aktien-Favoriten? Und wie steht das Unternehmen wirtschaftlich da?

Nachdem am Freitagmorgen Verkaufsgerüchte aufgetaucht waren, veröffentlichte Steico am späten Nachmittag folgende Stellungnahme:

„Die Steico SE bestätigt, dass ihr mittelbarer Mehrheitsaktionär und CEO Udo Schramek strategische Optionen bezüglich seiner ihm zuzurechnenden Anteile an der Steico SE prüft. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit eines Verkaufs einer Mehrheit der Aktien.“ Schramek hält derzeit ungefähr 61 Prozent der Steico-Anteile.

Da Schramek diese Überlegungen nicht als Konzernchef, sondern als Aktionär führe, könne das Unternehmen aktuell keine weiteren Auskünfte zum Stand etwaiger Verhandlungen geben. Steico weist jedoch darauf hin, „dass auch ein mehrheitlicher Verkauf der Aktien nicht zu der Notwendigkeit eines Übernahmeangebots bezüglich der übrigen Aktien führt, da die Steico SE lediglich im Freiverkehr gehandelt wird und daher die Bestimmungen des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz (WpÜG) keine Anwendung finden“.

Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg könnten unter anderem die Steico-Konkurrenten Kingspan (Irland), Knauf (Deutschland), Cie. De Saint-Gobain (Frankreich) und Holcim (Schweiz) Interesse an einer Aktienübernahme haben.

Weil andere Aktionäre auf ein lukratives Übernahmeangebot eines neuen Mehrheitsaktionärs spekulieren, ist der Steico-Kurs am Freitag im Xetra-Handel um 20 Prozent auf 49,20 Euro gestiegen. Damit bewegt sich die Aktie aber weiterhin deutlich unter ihren Höchstständen von mehr als 120 Euro aus dem Sommer 2021. In den letzten zwei Jahren hat der Kurs nach zuvor sehr hohen Zuwächsen stark nachgegeben. Im Jahresvergleich notiert die Aktie 42 Prozent im Minus, auf fünf Jahre gesehen hat sich ihr Wert in etwa verdoppelt.

Steico hat derzeit mit der Krise in der Baubranche zu kämpfen. Zwar stieg 2022 die Nachfrage nach Steico-Produkten. Weil aber auch deutlich höhere Kosten anfielen, verringerte sich der Nettogewinn des Konzerns von 48,2 auf 47,9 Millionen Euro.

Wie aussichtsreich ist die Aktie?

Für 2023 rechnet das Management angesichts gestiegener Herausforderungen durch die hohe Inflation, gestiegene Zinsen und einen „intensiveren Wettbewerb“ mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau sowie einer EBIT-Marge zwischen 10 und 15 Prozent. 2022 lag die EBIT-Marge bei knapp 14. Das erste Quartal 2023 lief sehr durchwachsen: Der Umsatz sank von 116 auf 96,5 Millionen Euro, der Nettogewinn lag bei nur noch 2,1 Millionen Euro nach 11,8 Millionen Euro im starken ersten Quartal 2022.

Das Marktumfeld ist Steico zufolge „nach einem rund zweijährigen Nachfrageboom in einer Normalisierungsphase“. Holzfaser-Dämmstoffe, wie sie das Unternehmen anbietet, seien mittlerweile wieder kurzfristig verfügbar, weshalb Händler und Verarbeiter derzeit Lagerbestände auf Normalmaß zurückfahren würden. Das heißt: Es wird derzeit mehr abverkauft als nachbestellt. Auch hat sich die Stimmung im Bausektor stark verschlechtert, die Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite sind mittlerweile auf rund 4 Prozent gestiegen. Infolgedessen werden viele Projekte abgesagt oder verschoben.

Angesichts des mittelfristig unsicheren Ausblicks ist die Steico-Aktie mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2023 von 18 vertretbar, aber nicht günstig bewertet. Die erwartete Dividendenrendite liegt bei 0,8 Prozent.

Bestehende Aktionäre sollten nach Einschätzung von ECOreporter an ihren Aktien festhalten. Von einem Neueinstieg rät die Redaktion aktuell ab. Sollte Konzernchef Schramek seine Aktien nicht verkaufen oder ein neuer Mehrheitsaktionär kein Angebot für eine Komplettübernahme abgeben, könnte die Aktie ihre gestrigen Zugewinne vollständig wieder abgeben.

Steico ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Grüne Spezialwerte. Ein Unternehmensporträt finden Sie hier.

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Steico SE:  ISIN DE000A0LR936 / WKN A0LR93