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Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie
Strompreise auf Rekordniveau – eine Chance für die Energiewende?
Der Krieg in der Ukraine treibt die Strompreise seit Monaten immer weiter nach oben. Und an der Strombörse wird mit weiteren deutlichen Verteuerungen gerechnet. Woran das liegt und was es für die Aussichten der Erzeuger von Erneuerbarer Energie bedeutet.
Im Juli lag der Preis für eine Kilowattstunde (kWh) Strom in Deutschland bei 37,30 Euro-Cent und damit 16 Prozent höher als im Durchschnitt 2021. Zum Vergleich: Im Vorjahr war der Preis zu 2020 nur um 1,1 Prozent gestiegen.
Noch höher liegen die Preise am Terminmarkt der europäischen Energiebörse EEX in Leipzig. Während am sogenannten Spotmarkt Geschäfte, bestehend aus Lieferung, Abnahme und Bezahlung zum aktuellen Preis, innerhalb von höchstens zwei Tagen abgewickelt werden, ermöglicht der Terminmarkt den Handel für Stromlieferungen mit einem längeren Vorlauf von bis zu sechs Jahren.
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Gehandelt werden am Terminmarkt sogenannte „Future Contracts“, im Deutschen auch als Terminkontrakte bezeichnet und in der Regel kurz Futures genannt. Ein Future ist - grob beschrieben - ein Vertrag, der die Abnahme einer bestimmten Menge eines Produkts (in diesem Fall Strom) zu einem bestimmten Preis zu einem festgelegten künftigen Zeitpunkt garantiert. Gleichzeitig verpflichtet sich der Käufer zur Abnahme des Produkts. Als Finanzprodukt gehören Futures zu den sogenannten Derivaten.
Markt rechnet mit Stromknappheit
Aktuell kostet am EEX-Terminmarkt eine Megawattstunde Strom im Raum Deutschland und Österreich für das vierte Quartal 2022 mehr als 600 Euro (Stand: 17.8.2022). Das ist eine Verteuerung um rund 580 Prozent zum Vorjahr. Noch höher liegen die Preise für Frankreich: Dort kostet eine Megawattstunde Strom für das letzte Jahresviertel sogar 1.036 Euro.
An der europäischen Strombörse EEX steigen auch die Preise für Terminkontrakte auf Strom erheblich. / Foto: imago images, Ralph Peters
Den künftigen Strompreis ablesen kann man aus dem Future-Handel zwar nicht, dazu sind Futures zu spekulativ. Allerdings sind die deutlichen Preissteigerungen ein Indiz dafür, dass am Markt mit Stromengpässen Ende des Jahres gerechnet wird.
In die Höhe getrieben wird der Strompreis aktuell von sich immer weiter verteuernden fossilen Brennstoffen wie Kohle und insbesondere Gas. Denn wenn die Stromnachfrage nicht von AKWs und Kohlekraftwerken (plus Solar- und Windparks) gedeckt werden kann, springen stundenweise Gaskraftwerke ein.
Die hohen Beschaffungskosten für Erdgas und auch der geringe Wirkungsgrad von Gaskraftwerken sind daher die entscheidenden Faktoren, mit denen am Strommarkt aktuell kalkuliert wird. Die Sorge, dass Russland seine Gaslieferungen an die Bundesrepublik weiter reduzieren oder sogar ganz einstellen könnte, treibt daher die Preise auch bei Terminkontrakten.
Dass die Preise in Frankreich noch höher sind, liegt an der starken Abhängigkeit des Landes von Kernenergie. Weil zu viele AKWs in Frankreich derzeit gewartet oder repariert werden, haben Energieversorger im Land wiederholt zum Stromsparen aufgerufen. Am französischen Kapitalmarkt werde im Winter bereits mit Abschaltungen wegen Stromknappheit gerechnet, wie Fabian Huneke vom Marktforschungsunternehmen Energy Brainpool gegenüber dem „Handelsblatt“ erklärte.
Können Hersteller Erneuerbarer Energie profitieren?
Für Verbraucher und die Industrie bedeuten die steigenden Preise eine hohe Belastung. Für die Energiewende können sie aber auch eine Chance darstellen.
Denn während bei Betreibern von Gas- und Kohlekraftwerken die hohen Beschaffungskosten für Energieträger die gestiegenen Verkaufserlöse wieder auffressen, sind Sonne und Wind bekanntlich umsonst. Erzeuger von Wind- und Solarstrom nehmen also ebenfalls mehr ein, ohne Kosten für Brennmaterial zu haben.
Zwar leiden auch Grünstromerzeuger aktuell unter der hohen Inflation und Lieferengpässen etwa für Elektronikbauteile von Neuanlagen. Solar- und Windparkbetreiber wie Encavis aus Hamburg, Energiekontor aus Bremen oder 7C Solarparken aus Bayreuth haben in diesem Jahr aber bereits deutlich mehr Geld verdient (Link zur jeweiligen ECOreporter-Meldung). Der Energiekonzern Uniper hingegen machte im ersten Halbjahr 2022 hauptsächlich wegen des schwierigen Gasgeschäfts 12 Milliarden Euro Verlust. Wahrscheinlich muss Uniper mit etwa der Hälfte der Einnahmen aus der ab Oktober geltenden Gas-Umlage gestützt werden.
Zwar bleiben auch bei Erzeugern Erneuerbarer Energie Risiken und die Frage, wie lange das hohe Preisniveau letztlich andauern wird. Doch aktuell zeigt sich wieder einmal deutlich, dass viele grüne Kraftwerke längst profitabler sind als konventionelle.
Lesen Sie zu diesem Thema auch die ECOreporter-Intervies mit Energiekontor-Chef Peter Szabo: Warum teurer grüner Strom eine Chance für Verbraucher und Unternehmen ist und ABO Wind-Experte Alexander Koffka: Treiben Strompreise Grünstrom-Aktien in neue Höhen?
Wo sich in der Wind- und Solarbranche Investitionsmöglichkeiten ergeben, erfahren Sie in der täglichen Berichterstattung von ECOreporter und in den regelmäßig aktualisierten Überblicken Die besten Windaktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt und Das sind die besten Solaraktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnen kann.