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Tesla fliegt aus dem S&P 500 ESG – Ölkonzern bleibt drin
Der US-Elektroautohersteller Tesla ist nicht mehr Teil des Aktienindex S&P 500 ESG. Das Konzern war seit Dezember 2020 in der als nachhaltig bezeichneten Aktienliste aufgeführt. Der Grund für den Ausschluss sind angeblich zu viele Kontroversen um das Unternehmen, etwa was Arbeitsbedingungen und Untersuchungen von Unfällen angeht.
Der Aktienindex S&P 500 ESG wurde 2019 vom US-Finanzkonzern S&P Global aufgelegt, zu dem etwa auch die Rating-Agentur Standard & Poor's gehört. Der Index ist eine nach ESG-Kriterien gefilterte und damit angeblich nachhaltige Version des S&P 500, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst. ESG steht für die Kategorien Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (G wie Governance) – es gibt aber keine verbindlich definierten Kriterien, um eine ESG-Performance objektiv zu beurteilen.
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Tesla war eineinhalb Jahre Teil des laut S&P Global nach "strengen Nachhaltigkeitskriterien" zusammengestellten Index. Auf seinem Firmenblog erklärte der Konzern, warum der eigentlich offensichtliche Kandidat nicht mehr im prestigeträchtigen Index zu finden ist.
So hätten Rassismus-Vorwürfe und Klagen über miserable Arbeitsbedingungen in der US-Autofabrik ebenso zu dieser Entscheidung beigetragen wie die Handhabung der Untersuchung schwerer und teils tödlicher Unfälle, die mit dem als "Autopilot" bezeichneten Fahrassistenten in Verbindung stehen. Dies hätte die ansonsten stabile Position des Unternehmens geschädigt. Außerdem hätten sich andere Firmen in der Autobranche massiv verbessert in Punkte Nachhaltigkeit, und so hätte Tesla im Vergleich schlechter als früher abgeschnitten.
Musk protestiert per Twitter
Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ließ Tesla-Chef Elon Musk seinem Ärger freien Lauf. Als "Betrug" und "Waffe heuchlerischer Sozialgerechtigkeitskämpfer" bezeichnete Musk den ESG-Index dort. Besonders unverständlich ist ihm, wie der Ölkonzern ExxonMobil es nicht nur in den Index, sondern sogar unter die laut S&P zehn nachhaltigsten Unternehmen schaffen konnte, während Tesla komplett von der Liste rutschte.
In der vergangenen Woche waren Vorwürfe auch gegen Musk persönlich bekannt geworden. Das US-Nachrichtenportal „Insider“ berichtete, dass Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX vor vier Jahren einer Flugbegleiterin, die ihm sexuelle Belästigung vorgeworfen hätte, in einer Stillschweige-Vereinbarung 250.000 Dollar gezahlt habe. Das Online-Magazin stützte sich dabei auf Aussagen einer Frau, die angab, eine Freundin der Flugbegleiterin zu sein.
Musk bezeichnete die Vorwürfe, ebenfalls via Twitter, als „wilde Anschuldigungen“. Sie seien „absolut unwahr“. Zudem vermutete er eine politische Motivation. „Die Angriffe gegen mich sollten durch eine politische Brille betrachtet werden – dies ist ihre (verachtenswerte) Standard-Strategie“, twitterte der Milliardär. Auf wen er sich dabei bezog, blieb unklar.
Die Tesla-Aktie verlor nach Bekanntwerden der Vorwürfe und dem Index-Rauswurf in der vergangenen Woche insgesamt 15 Prozent. Aktuell ist sie im Tradegate-Handel 1,2 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 637,20 Euro (Stand: 23.5.2022, 10:06 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 30,1 Prozent an Wert verloren, im Jahresvergleich ist sie 31,1 Prozent im Plus. In den vergangenen fünf Jahren ist der Tesla-Kurs um 1.034 Prozent gestiegen.
Es ist schwer nachvollziehbar, dass Tesla als Antreiber der Verkehrswende weniger nachhaltig sein soll als ein Mineralölkonzern – der sich zudem noch dem Vorwurf ausgesetzt sieht, jahrzehntelang gegen die Anerkennung des Klimawandels lobbyiert zu haben. Aber die Tesla-Führung und insbesondere Musk selbst haben in den letzten Wochen kein gutes Bild abgegeben. Dass der Konzern darauf beharrt, sein Fahrassistenzsystem "Autopilot" zu nennen, und so fälschlicherweise suggeriert, der Wagen sei zu eigenständigem Fahren fähig (was zu Unfällen führt), ist zudem ein valider Kritikpunkt.
Wer dennoch in die Tesla-Aktie investieren will, sollte auf weiter sinkende Kurse warten: Mit einem erwarteten Kus-Gewinn-Verhältnis von 58 ist das Papier noch immer sehr teuer.
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