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Anleihen / AIF, Crowd-Investment, Crowd-Test
Wi Kurzanleihe 04/23 mit bis zu 4,75 % Zins – eine Alternative zu Festgeld?
Die Wi IPP GmbH & Co. KG ist mittelbar in Windkraft- und Solarprojekten investiert. Ab 250 Euro können Anlegerinnen und Anleger Schuldverschreibungen des Unternehmens mit der Bezeichnung „Wi Kurzanleihe 04/23“ zeichnen. Bei einer Laufzeit von neun Monaten beträgt der Zinssatz 4,25 Prozent pro Jahr plus eventuellem Bonus von 0,5 Prozent pro Jahr. Worauf sollten Anlegerinnen und Anleger achten? Wie stehen die Chancen auf eine Bonuszahlung?
Emittentin des digitalen Wertpapiers Wi Kurzanleihe 04/23 ist die Wi IPP GmbH & Co. KG aus Gerbach in Rheinland-Pfalz. Die Abkürzung „IPP“ steht für „Independent Power Producer“. Persönlich haftende Gesellschafterin (Komplementärin) der Emittentin ist die wiwi Beteiligungs GmbH. Diese wird durch ihre Geschäftsführer Matthias Willenbacher und Daniel Güttinger vertreten.
Wohin fließt das Anleihekapital?
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Die Emittentin plant laut Basisinformationsblatt (BIB, Erstellung: 24.10.2023), mit dem einzuwerbenden Anleihekapital den Ankauf von Erneuerbare-Energien-Anlagen sowie von Gesellschaften zu finanzieren, die Erneuerbare-Energien-Anlagen betreiben. Hierfür sollen entweder neue Beteiligungsgesellschaften erworben werden oder die eingeworbenen Mittel in Form von Kommanditkapital oder Nachrangdarlehen an Tochtergesellschaften der Emittentin, die bereits Erneuerbare-Energien-Anlagen betreiben, weitergeleitet werden. Zudem soll ein Teil des eingeworbenen Kapitals für die Deckung der laufenden Ausgaben des Geschäftsbetriebs der Emittentin eingesetzt werden.
Fokus auf ältere Anlagen mit Repowering-Potenzial
Geschäftsgegenstand der Emittentin ist laut Anlagebroschüre (Datum: 24.10.2023) die Beteiligung an anderen Unternehmen, Asset Management, Verwaltung anderer Gesellschaften, Portfoliooptimierung, Zukauf von Projekten, Prüfung der Finanzierbarkeit von Wi IPP-Projekten.
Bei der Emittentin handelt es sich laut Anlagebroschüre um eine Beteiligungsgesellschaft, die Anteile an Betreibergesellschaften von Wind- und Solarparks erwirbt, um diese kaufmännisch und technisch zu optimieren und langfristig in ihrem Bestand zu halten. Im Fokus steht nach Angaben der Emittentin insbesondere der Erwerb von Betreibergesellschaften älterer Anlagen, bei denen konkrete Aussicht auf ein Repowering bestehen – also auf den Austausch einer Bestandsanlage durch eine neue, leistungsfähigere Anlage.
Die Emittentin ist nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Anlagebroschüre an mehreren Betreibergesellschaften von Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland beteiligt. Diese Gesellschaften betreiben laut Anlagebroschüre insgesamt 31 Windenergieanlagen und vier Photovoltaikanlagen mit Gesamtleistung von rund 85 Megawatt (MW).
Die Emittentin und deren Projektgesellschaften haben bereits mehrere Crowdinvestings zusammen mit der Plattform Wiwin umgesetzt. Dazu zählen unter anderem im letzten Jahr die Crowdinvestings Windanleihen Pfälzerbergland & Hunsrück I und II, über die ECOreporter im Rahmen eines Crowd-Tests berichtet hat. In diesem Jahr hat die Emittentin bereits zwei „Kurzanleihen“ angeboten, im Januar und im Mai.
Laufzeit und Zins
Das Emissionsvolumen der Wi Kurzanleihe 04/23 beträgt bis zu 900.000 Euro. Die Laufzeit der Schuldverschreibungen beginnt gemäß den Anleihebedingungen am 24. Oktober 2023 und endet am 23. Juli 2024. Der Zinssatz beträgt 4,25 Prozent pro Jahr.
Zudem ist ein variabler Bonuszins von 0,5 Prozent pro Jahr möglich, der von der Entwicklung des technologiespezifischen Marktwerts für Windkraftanlagen an Land abhängig ist. Für die Berechnung der Höhe der variablen Bonuskomponente werden laut BIB die einzelnen Monatsmarktwerte für Wind an Land zwischen November 2023 bis einschließlich Juni 2024 gemittelt. Die variable Bonuskomponente in Form einer weiteren Verzinsung beträgt 0,5 Prozent pro Jahr des individuellen Anlagebetrags, wenn der durchschnittliche Monatsmarktwert mehr als 10 Cent/kWh beträgt.
Zum Vergleich: Für das Jahr 2022 lag der Jahresmarktwert Wind an Land laut der Plattform Netztransparenz.de bei rund 16 Cent/kWh. Das war ein außergewöhnlich hoher Wert. 2023 liegen laut Netztransparenz.de die Monatsmarktwerte für Windkraftanlagen an Land in sechs der der bisher neun Monate zwischen 8 Cent/kWh und rund 9,3 Cent/kWh. Der Februar lag mit rund 10,6 Cent/kWh darüber, während der Juli mit rund 5,4 Cent/kWh und der August mit rund 6,6 Cent/kWh einen deutlich geringeren Marktwert brachten.
Hohe Risiken
Bei dem Produkt handelt es sich um nachrangige tokenbasierte Schuldverschreibungen, die mit einer vorinsolvenzlichen Durchsetzungssperre ausgestattet sind.
Die vorinsolvenzliche Durchsetzungssperre bewirkt laut BIB eine Wesensänderung der Geldhingabe von einer bankgeschäftstypischen Kapitalanlage mit unbedingter Rückzahlungsverpflichtung hin zu einer unternehmerischen Beteiligung mit einer eigenkapitalähnlichen Haftungsfunktion. Die Anlegerinnen und Anleger übernehmen laut BIB mit den nachrangigen, tokenbasierten Schuldverschreibungen ein Risiko, das über das allgemeine Insolvenzausfallrisiko hinausgeht. Die Zahlungsansprüche aus den Schuldverschreibungen können aufgrund der vorinsolvenzlichen Durchsetzungssperre bereits vor Eröffnung eines Insolvenzverfahrens dauerhaft nicht durchsetzbar sein, und der Ausschluss dieser Ansprüche kann dauerhaft und für unbegrenzte Zeit wirken. Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich.
Bei der Emittentin handelt es sich laut Anlagebroschüre um eine Emissionszweckgesellschaft, die aktuell außer der Durchführung von Maßnahmen zur Kapitaleinwerbung und der Weiterleitung des eingeworbenen Kapitals an ihre Tochtergesellschaften kein weiteres Geschäft betreibt, aus dem eventuelle Verluste gedeckt und Zahlungsschwierigkeiten überwunden werden könnten. Ein Jahresabschluss der Emittentin für ihr Geschäftsjahr 2022 ist im Unternehmensregister noch nicht veröffentlicht (Stand: 25.10.2023).
Die Emittentin kann zahlungsunfähig werden oder in Überschuldung geraten. Dies kann laut Anlagebroschüre insbesondere der Fall sein, wenn die Emittentin geringere Einnahmen und/oder höhere Ausgaben als erwartet zu verzeichnen hat oder eine etwaig erforderliche Anschlussfinanzierung nicht einwerben kann. Die Insolvenz der Emittentin kann zum Verlust der Einlage und der Zinsen führen, da die Emittentin keinem Einlagensicherungssystem angehört.
Fazit
Mit einer Zeichnung der Schuldverschreibungen Wi Kurzanleihe 04/23 gehen Anlegerinnen und Anleger erhebliche Risiken ein. Insgesamt ist die Anleihe nach Einschätzung von ECOreporter zwar ein nachhaltiges ökologisches Investment, aufgrund des relativ geringen Zinsabstandes aber keine finanziell attraktive Alternative zu Festgeldeinlagen, für die die jeweilige gesetzliche Einlagensicherung gilt.
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15.01.25
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