Hauptgebäude der Munich Re in München. Die Aktie des Konzerns hat sich in den letzten Jahren solide entwickelt. / Foto: Munich Re

  Nachhaltige Aktien

Munich Re: Wie nachhaltig ist die Aktie des Versicherungsriesen?

Die Münchener Rück ist einer der größten Rückversicherer der Welt. Der traditionsreiche bayerische Konzern, der seit 2009 unter dem Namen Munich Re auftritt, will zum Klimaschutz beitragen. Eignet sich die Aktie für anspruchsvolle nachhaltige Anlegerinnen und Anleger?

Rückversicherer übernehmen Großschadensrisiken herkömmlicher Versicherungsunternehmen, sogenannter Erstversicherer. Bei der 1880 als Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG gegründeten Munich Re können sich beispielsweise Anbieter von Wohngebäudeversicherungen gegen hohe Schadensforderungen nach Waldbränden oder Orkanen absichern.

Über die Tochtergesellschaft Ergo ist Munich Re auch im Erstversicherungsgeschäft tätig. Zur Ergo Group gehört unter anderem der Lebensversicherer DKV. 1999 gründete Munich Re zudem den Vermögensmanager Munich Ergo Asset Management GmbH (MEAG). Die MEAG bietet neben herkömmlichen auch nachhaltige Finanzprodukte an, etwa den Aktienfonds MEAG Nachhaltigkeit (einen ECOreporter-Test des Fonds können Sie hier lesen).

Munich Re beschäftigt weltweit in mehr als 50 Niederlassungen ungefähr 40.000 Menschen, fast 30.000 davon in der Ergo Group (Stand Januar 2020).

Kein vollständiger Ausstieg aus der Kohle

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Munich Re wollte bis Ende 2020 pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter 35 Prozent weniger CO2 ausstoßen als 2009. 2019 war dieses Ziel mit Einsparungen von 44 Prozent bereits übererfüllt. Außerdem möchte der Konzern ab 2021 nur noch Strom aus erneuerbaren Quellen beziehen. Anfang 2020 lag die Grünstromquote bei 90 Prozent. Diese Zahlen sagen allerdings nichts darüber aus, wie klimafreundlich die Unternehmen sind, die Munich Re versichert. Betriebsinterne Umweltziele für die kommenden Jahre hat Munich Re bislang nicht veröffentlicht.

Für die Nachhaltigkeits-Ratingagenturen imug rating und MSCI ESG gehört Munich Re zu den 20 Prozent der nachhaltigsten Versicherungsunternehmen. imug schätzt das Engagement des Konzerns in den Bereichen Umwelt, Menschenrechte und Soziales als überdurchschnittlich hoch ein. Verbesserungsbedarf sieht die Agentur bei den Themen Arbeitsrechte und Vorstandsvergütungen. Zudem bietet Munich Re laut imug in den USA Beratungsdienstleistungen für Atomkraftunternehmen an.

Munich Re versichert eigenen Angaben zufolge neue Kohlekraftwerke nur noch in Entwicklungsländern, in denen mehr als 10 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu Elektrizität haben. Über die MEAG will der Konzern nicht mehr in Aktien und Anleihen von Unternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit Abbau oder Verstromung von Kohle erzielen. Bis 2050 soll das Investment-Portfolio der MEAG klimaneutral sein. Nach Recherchen von ECOreporter gibt es bei Munich Re derzeit bis auf das Thema Kohle keine schwerwiegenden Kontroversen, die für anspruchsvolle Anlegerinnen und Anleger ein K.o.-Kriterium darstellen dürften.

Gewinneinbruch in 2020

Munich Re erwirtschaftete 2019 einen Jahresumsatz von 51,5 Milliarden Euro – ein Plus von knapp 5 Prozent zum Vorjahr. Der Nettogewinn stieg von 2,28 auf 2,71 Milliarden Euro. Für das Geschäftsjahr 2020 geht das Management von einem Umsatz von 54 Milliarden Euro und einem coronabedingt niedrigen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro aus. 2021 soll der Nettogewinn bei einem Umsatz von 55 Milliarden Euro auf 2,8 Milliarden Euro steigen.

Wie attraktiv ist die Aktie?

Die Aktie der Munich Re (bzw. der Münchener Rück) ist bereits seit 1888 an der Börse. Der Börsenwert des DAX-Konzerns ist in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Aktuell notiert die Aktie im Tradegate-Handel bei 234,10 Euro, die Marktkapitalisierung des Unternehmens beträgt knapp 33 Milliarden Euro (Stand 8.2.2021, 12:00 Uhr). Auf Sicht von fünf Jahren ist die Aktie 37 Prozent im Plus. Im Jahresvergleich liegt sie nach hohen Verlusten während des Corona-Börsencrashs im März 2020 noch 15 Prozent im Minus. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das Geschäftsjahr 2020 von 27 ist die Aktie nicht günstig bewertet. Sollte Munich Re allerdings sein Gewinnziel für 2021 erreichen, läge das KGV beim aktuellen Kurs bei niedrigen 11,7.

Die Munich Re-Aktien befinden sich zu 100 Prozent in Streubesitz. Seit 1970 schüttet der Konzern steigende oder gleichbleibende Dividenden aus. Für das Geschäftsjahr 2018 lag die Dividende bei 9,25 Euro je Aktie, für 2019 zahlte Munich Re 9,80 Euro je Aktie. Die Dividendenrendite bewegte sich seit 2006 zwischen 2,7 und 6,6 Prozent. Für das Geschäftsjahr 2020 liegt die erwartete Dividendenrendite bei 4,5 Prozent.

Fazit: Ein kerngrünes Unternehmen ist Munich Re nicht, dafür steigt der Konzern bislang nicht konsequent genug aus Versicherung und Investments in der Kohlebranche aus. Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit sind aber erkennbar.

Finanziell steht Munich Re auch in der Corona-Krise gut da. Der unklare weitere Verlauf der Pandemie und wahrscheinlich steigende Versicherungsschäden aufgrund des Klimawandels dürften den Konzern allerdings auch in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen stellen. Wer in die Aktie einsteigt, sollte einen langen Anlagehorizont mitbringen.

Münchener Rück AG: ISIN DE0008430026 / WKN 843002

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