AMD sieht eine hohe Nachfrage nach seinem KI-Chip und baut die Produktion aus. / Foto: imago images, NurPhoto

  Nachhaltige Aktien

AMD: KI-Chip macht schwache Zahlen zur Nebensache

Der US-Halbleiterkonzern AMD ist im zweiten Quartal 2023 von der Schwäche des PC-Marktes ausgebremst worden. Die Aussicht auf einen Absatzboom bei einem neuen KI-Spezialchip lässt die Quartalszahlen jedoch in den Hintergrund rücken.

Der Umsatz schrumpfte zwischen April und Juni um 18 Prozent zum Vorjahr auf 5,4 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn brach sogar um 94 Prozent auf 27 Millionen Dollar ein und fiel damit viel schlechter aus als im Vorfeld erwartet.

KI-Aufträge steigen deutlich

Der Umsatz der Sparte, die Prozessoren für Notebooks und Desktop-Rechner verkauft, fiel im Jahresvergleich um rund 54 Prozent auf 998 Millionen US-Dollar. Das Geschäft mit Technik für Rechenzentren gab um 11 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar nach. AMD verwies am Dienstag auf Lagerbestände, die Kunden von der Bestellung neuer Prozessoren abgehalten hätten.

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Das Unternehmen machte nach eigenen Angaben aber große Fortschritte beim Ausbau der Produktion des Prozessors MI300, der auf die komplizierten Berechnungen für den Betrieb Künstlicher Intelligenzen (KI) zugeschnitten ist. "Unsere KI-Aufträge haben sich im Quartal mehr als versiebenfacht", sagte Firmenchefin Lisa Su.

An der Börse überstrahlte der Ausblick im KI-Geschäft die Probleme von AMD am PC-Markt. Die Aktie ist im Tradegate-Handel aktuell 0,6 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 107,84 Euro (Stand: 2.8.2023, 11:41 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 1,1 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat sie 10,5 Prozent an Wert gewonnen.

Risiken durch Fertigung in Taiwan

ECOreporter rät beim Hype um Künstliche Intelligenz zur Vorsicht. Wie groß das langfristige wirtschaftliche Potenzial von KI-Technologie ist, bleibt unklar. Sollte es sich als geringer als angenommen erweisen, werden teuer ausgebaute Kapazitäten vielleicht nicht mehr im erwarteten Maße benötigt. Mehr zum Thema lesen Sie in dem ECOreporter-Dossier In Künstliche Intelligenz investieren: die nachhaltigsten KI-Aktien. Die Redaktion rät davon ab, Investitionsentscheidungen in erster Linie wegen der Aussichten eines Unternehmens im KI-Sektor zu treffen.

Die Schwäche am PC-Markt trifft aktuell praktisch die gesamte Halbleiterbranche. Im zweiten Quartal schrumpfte der Markt allerdings bereits deutlich langsamer. Insgesamt ist AMD gut aufgestellt: Der Konzern hat dem deutlich größeren Konkurrenten Intel in den letzten Jahren Schritt für Schritt Marktanteile abgenommen. Das liegt insbesondere daran, dass Intel Probleme bei der Modernisierung der Produktion hat, während AMD beim Auftragsfertiger TSMC nach dem neuesten Stand der Technik fertigen lässt.

Das birgt allerdings wiederum eigene Risiken: TSMC sitzt in Taiwan, China betrachtet die quasi unabhängige Insel als abtrünnige Provinz. Das Regime in Peking droht seit Jahren mit einer "Rückeroberung", sollte Taiwan sich auch formal als unabhängig erklären. Russlands Angriff auf die Ukraine hat Spekulationen über einen Militärschlag bestärkt. Die moderne Chipbranche Taiwans, die der Chinas deutlich überlegen ist, würde zudem einen strategischen Gewinn für die Diktatur darstellen.

Der Gewinn von AMD dürfte auch im Gesamtjahr deutlich nachgeben, das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie liegt aktuell bei viel zu hohen 188. Eine Dividende schüttet der Konzern nicht aus. Aktuell sieht ECOreporter in der Aktie keinen attraktiven Kauf. Anlegerinnen und Anleger sollten abwarten, inwieweit sich das Geschäft erholen kann und wie sich die politische Lage in Taiwan entwickelt. Wichtig wird auch sein, ob dem Konkurrenten Intel die Modernisierung seiner Produktion gelingt, in die der Konzern aktuell Milliarden investiert und die staatlich stark gefördert wird.

Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Nachhaltige Halbleiter-Aktien: Bis 770 % Plus in fünf Jahren.

AMD Inc.:  ISIN US0079031078 / WKN 863186

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