Die Boralex-Aktie hat in den letzten fünf Jahren fast 70 Prozent an Wert gewonnen. / Foto: Boralex

  Nachhaltige Aktien

Boralex: Wie gut ist die kanadische Erneuerbare-Energien-Aktie?

Boralex hat nur ein Geschäftsfeld: grüne Energie. Der Konzern aus der kanadischen Provinz Quebec baut und betreibt Solaranlagen, Wasserkraftwerke, große Stromspeicher und Windparks an Land. In Zeiten brüchiger Lieferketten und stark gestiegener Kosten kein Selbstläufer – andererseits bekommt die Energiewende immer mehr Rückenwind. Kann sich ein Einstieg in die Boralex-Aktie derzeit lohnen?

Die wichtigsten Märkte des Unternehmens sind Kanada und Frankreich, zudem ist Boralex in den USA und Großbritannien tätig. In allen vier Ländern wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien staatlich gefördert, die Bedingungen für neue Projekte sind gut.

Seit seiner Gründung 1990 hat Boralex Grünstromanlagen mit einer Leistungskapazität von 2,5 Gigawatt (GW) errichtet, mehr als 80 Prozent davon sind Windparks. Das Unternehmen verfolgt ambitionierte Wachstumsziele, 2025 soll die installierte Leistung bei 4,4 GW liegen. Derzeit arbeiten die knapp 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an teils langfristigen Projekten mit insgesamt 4,7 GW, etwa die Hälfte davon Windkraftanlagen. 2023 und 2024 sollen vor allem Windparks in Frankreich und Schottland fertiggestellt werden.

Boralex hat 2014 den Energiekonzern Enel Green Power France übernommen – seitdem ist das Unternehmen eigenen Angaben zufolge der größte unabhängige Windenergieerzeuger Frankreichs. Auch im heimischen Kanada verfügt der Konzern über eine gute Marktposition. Boralex wächst stetig weiter durch Zukäufe von Firmen und Projekten. Zuletzt übernahm das Unternehmen im Dezember 2022 die Hälfte der Anteile an Windparks in Texas und New Mexico mit einer Gesamtkapazität von knapp 0,9 GW.

Boralex teilt sich Windpark mit indigenem Volk

Boralex bemüht sich, beim Bau seiner Parks partnerschaftlich mit den umliegenden Gemeinden zusammenzuarbeiten. In Frankreich können sich beispielsweise Anwohnerinnen und Anwohner an Solaranlagen beteiligen, und in Kanada will sich der Konzern die Einnahmen aus einem für 2024 geplanten Windpark in Quebec hälftig mit dem dort lebenden indigenen Volk der Innu teilen.

Boralex arbeitet nur mit Zulieferern, die nicht gegen den UN Global Compact verstoßen, also beispielsweise keine grundlegenden Arbeits- und Menschenrechte verletzen. Ob die UN-Richtlinien eingehalten werden, überprüft das Unternehmen eigenen Angaben zufolge auch mit unangekündigten Kontrollen. Zudem engagiert sich Boralex in Brancheninitiativen, um Lieferketten für Solaranlagen aufzubauen, in denen Zwangsarbeit ausgeschlossen ist. Zahlreiche chinesische Solarfirmen stehen im Verdacht, in ihren Werken Angehörige der unterdrückten uigurischen Minderheit gegen ihren Willen für sich arbeiten zu lassen (mehr dazu können Sie hier lesen).

Wie Boralex für mehr Geschlechtergerechtigkeit sorgen will, welche Gewinnerwartungen das Management hat und ob die Aktie derzeit attraktiv ist, erfahren Sie nachfolgend im Premium-Bereich.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Bei Bankkrediten mit einem Volumen von 500 Millionen Kanadischen Dollar (CAD), die Boralex in den letzten Jahren aufgenommen hat, hängt die Höhe der Zinsen vom Erreichen von Nachhaltigkeitszielen ab. Beispielsweise will der Konzern künftig 35 Prozent seiner freien Stellen mit Frauen besetzen und bei Führungskräften eine Frauenquote von mindestens 27,5 Prozent erreichen. Im Vorstand liegt der Frauenanteil bereits bei 36 Prozent. Die Ratingagentur ISS ESG hat dem Unternehmen wegen seiner Nachhaltigkeitsleistungen den begehrten Prime Status verliehen.

Schlechtes Wetter drückt den Gewinn


Wind- und Solarpark von Boralex. Das Unternehmen ist über mehrere Stromerzeugungstechnologien breit aufgestellt. / Foto: Boralex

In den ersten neun Monaten 2022 setzte Boralex 549 Millionen CAD (379 Millionen Euro) um, ein Plus von 3 Prozent zum Vorjahr. Ungünstige Witterungsbedingungen in Frankreich (Windflaute) und den USA (wenig Sonne, niedrige Wasserstände) konnte das Unternehmen durch deutlich gestiegene Stromverkaufspreise mehr als ausgleichen. Aufgrund höherer Kosten sank der operative Gewinn um 2 Prozent auf 105 Millionen CAD. Der Nettogewinn stieg von 6 auf 15 Millionen CAD (10,4 Millionen Euro).

Finanziell ist Boralex robust aufgestellt, auch weil die Stromverkäufe fast ausschließlich über staatlich garantierte Einspeisetarife oder langfristige privatwirtschaftliche Abnahmeverträge (PPAs) erfolgen. Nach dem dritten Quartal 2022 standen Vermögenswerten von 6,3 Milliarden CAD Schulden in Höhe von 3,2 Milliarden CAD gegenüber. Bei den Verbindlichkeiten handelt es sich fast ausschließlich um Kredite für Bauprojekte. Ende September letzten Jahres verfügte Boralex über freie Finanzmittel von 900 Millionen CAD.

Bis 2025 will das Management einen Jahresgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 790 Millionen CAD erreichen. Zuletzt lag das EBITDA bei etwa 500 Millionen CAD.

Hohe Kursgewinne, stabile Dividenden

Die Boralex-Aktie ist seit 2006 an der Börse in Toronto notiert und kann auch an mehreren deutschen Handelsplätzen gekauft werden. Die Papiere befinden sich fast vollständig in Streubesitz, größter Aktionär ist der kanadische Rentenversicherer Caisse de dépôt et placement du Québec. Er hält 12,5 Prozent der Anteile.

Die Aktie hat sich seit 2009 gut entwickelt. Auf fünf Jahre gesehen liegt sie 69 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat sie 34 Prozent gewonnen. In den letzten drei Monaten stieg der Kurs um 6 Prozent.

Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2023 ist mit 65 hoch. Dies liegt auch daran, dass Boralex auf langfristiges Wachstum setzt und deshalb einen beträchtlichen Teil seiner Einnahmen in neue Projekte investiert. In den derzeitigen Aktienkurs von 28,09 Euro (Börse Frankfurt, 18.1.2023, 8:30 Uhr) sind Gewinnsteigerungen eingepreist, die möglicherweise erst in mehreren Jahren erreicht werden.

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis beträgt aktuell bei einem Börsenwert von 4,2 Milliarden CAD (2,9 Milliarden Euro) ungefähr 5. Für ein Wachstumsunternehmen ist das ein noch vertretbarer Wert.

Trotz der hohen Ausgaben für Investitionen zahlt Boralex seit 2014 konstante oder steigende Dividenden. Seit Ende 2018 liegt die Quartalsausschüttung bei 0,165 CAD (0,114 Euro) je Aktie. Das entspricht derzeit einer Dividendenrendite von 1,6 Prozent.

Fazit

Boralex hat ein kerngrünes Geschäftsmodell und verfolgt neben ökologischen auch soziale Nachhaltigkeitsziele. Finanziell steht das Unternehmen solide da, die weiteren Aussichten sind gut – Erneuerbare Energien dürften noch auf viele Jahre hinaus ein Wachstumsmarkt bleiben. Die Boralex-Aktie ist derzeit teuer und daher kein Investment-Tipp für Anlegerinnen und Anleger, die auf schnelle Gewinne aus sind. Wer langfristig anlegt, dürfte jedoch auch beim aktuellen Kurs realistische Chancen auf attraktive Wertsteigerungen haben.

Boralex Inc. A:

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