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ETF-Test: L&G Hydrogen Economy ETF
Investments in reine Wasserstoff-Unternehmen sind nach Einschätzung von ECOreporter hochriskant. Ist der L&G Hydrogen Economy ETF eine gute und nachhaltige Möglichkeit für Anlegerinnen und Anleger, vom Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft zu profitieren? Und kann sich ein Kauf auch finanziell lohnen?
Anbieter des ETFs ist der britische Vermögensverwalter Legal & General Investment Management (LGIM). LGIM ist Mitbegründer der Klima-Initiative „Net Zero Asset Managers“. Fondsgesellschaften versprechen hier, ihre Portfolios klimaneutral aufzustellen. Der Haken an diesem Versprechen: Die Fondsanbieter räumen sich selbst eine Frist bis zum Jahr 2050 ein. Trotzdem traten Anfang 2024 die US-Schwergewichte JP Morgan, BlackRock und StateStreet aus der Initiative aus, weil sie die Richtlinien laut Medienberichten als zu streng empfanden.
Sinnvoll: LGIM listet jährlich Unternehmen auf, die beim Klimaschutz besonders hinterherhinken. Investments in diese Unternehmen schließt die Fondsgesellschaft aus. So steht etwa der Ölriese Exxon Mobil für LGIM und damit auch für diesen ETF auf der Ausschlussliste.
Finanzen/Risiko
Der ETF startete im Februar 2021 und hat sich im Einklang mit der Wasserstoff-Branche finanziell schlecht entwickelt. Auf ein Jahr gesehen hat er 6,2 Prozent an Wert verloren, der weltweite Aktienindex MSCI World stieg im gleichen Zeitraum um 25,4 Prozent. Auf drei Jahre gesehen ist der ETF 42,9 Prozent im Minus, der MSCI World hingegen 34,1 Prozent im Plus.
Die jährlichen Gebühren sind mit 0,49 Prozent für einen ETF hoch, ebenso die Wertschwankungen. ECOreporter empfiehlt eine Mindestanlagedauer von zehn Jahren.
Nachhaltigkeitskonzept
Der ETF bildet einen Index des Frankfurter Anbieters Solactive nach. Solactive stellt diesen nach von L&G vorgegebenen Kriterien zusammen, die Auswahl der Aktien erfolgt auf Basis von Daten der Nachhaltigkeits-Ratingagentur Sustainalytics.
Die 26 Unternehmen im ETF sollen sich aktiv an der Wertschöpfungskette der Wasserstoffindustrie beteiligen. Dazu zählen beispielsweise die Herstellung, der Transport und die Speicherung von Wasserstoff sowie die Produktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen und Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Zusätzlich gelten Ausschlusskriterien für kritische Geschäftsbereiche.
Allerdings gibt es keine Vorgaben, wie hoch der Anteil von Wasserstoffgeschäften am Umsatz eines Unternehmens sein muss. Auch wird nicht zwischen Geschäften mit grünem Wasserstoff (mit Erneuerbaren Energien hergestellt) und grauem Wasserstoff (mit fossiler Energie produziert) unterschieden.
Ausschlusskriterien
Ausgeschlossen sind Unternehmen, die an der Herstellung umstrittener Waffen beteiligt sind oder für einen ununterbrochenen Zeitraum von drei Jahren mindestens eines der Prinzipien des UN Global Compact (vor allem Menschen- und Arbeitsrechte) verletzt haben.
Zudem dürfen Unternehmen nicht mehr als 50 Prozent ihrer Einnahmen aus der konventionellen Öl- und Gasförderung und den damit verbundenen Dienstleistungen erzielen - eine sehr großzügige Umsatzschwelle. Sie ist besonders relevant im Hinblick auf Mischkonzerne, die Wasserstoffgeschäfte parallel zu Geschäften mit fossiler Energie betreiben. Eine Umsatzschwelle von 10 Prozent gilt etwa für Kohlebergbau und Kohlestrom.
Umsatzbeschränkungen von 5 Prozent gibt es auch für die Herstellung und den Vertrieb von Alkohol, Tabakwaren oder Pornografie – dies dürfte für Wasserstoffunternehmen allerdings wenig relevant sein. Eine vollständige Liste der Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.
So nachhaltig sind die Aktien in diesem ETF
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der ETF investiert in diverse Unternehmen, die auf grünen Wasserstoff ausgerichtet sind und über die ECOreporter regelmäßig berichtet, etwa Nel aus Norwegen, Bloom Energy aus den USA und SFC Energy aus Brunnthal bei München. Hinzu kommen der sehr grüne Energieversorger Orsted und der Gasekonzern Linde, eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Reihe Nachhaltige Dividendenkönige.
Allerdings finden sich im Aktienpaket auch Firmen mit schlechterer Nachhaltigkeitsbilanz. So ist der US-Industriegasekonzern Air Products zwar ein großer Wasserstoffproduzent – das Unternehmen beliefert beispielsweise die Nasa, die Wasserstoff als Antriebsgas für Raketen nutzt. Allerdings ist dieser Wasserstoff überwiegend „grau“, also mit fossiler Energie etwa in den Ölraffinerien von Air Products hergestellt. Auch die Chemieunternehmen Kolon Industries aus Südkorea und Johnson Matthey aus den USA sind im Geschäft mit grauem Wasserstoff aktiv.
Ebenfalls im ETF vertreten ist der Münchner Energietechnikkonzern Siemens Energy, der 2023 für seine weiter bestehenden Geschäftsbeziehungen zum russischen Staatskonzern Rosatom kritisiert wurde. Rosatom leitet die zivile und militärische Atomindustrie des russischen Regimes.
Transparenz
LGIM veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind online knapp zusammengefasst. Weiterführende Informationen finden Anlegerinnen und Anleger beim Index-Anbieter Solactive. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger in den Unterlagen zum ETF mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
Anlegerinnen und Anleger können auf der LGIM-Website den jährlich erneuerten „Climate Impact Pledge“-Report herunterladen, der knapp über Fragen und Forderungen an Unternehmen zu Nachhaltigkeitsthemen informiert. Zu Dialogen mit Firmen finden Anlegerinnen und Anleger keine Informationen.
Stärken:
- Investments in grünen Wasserstoff und Wasserstofftechnologie
Schwächen:
- Investments in fossil hergestellten Wasserstoff
- Nur 26 Unternehmen im ETF
- Schwache Ausschlusskriterien
- Schwache finanzielle Entwicklung
Fazit
Dafür, dass dieser ETF nicht sehr breit aufgestellt ist, finden sich viele Unternehmen mit kritischen Geschäftsbereichen im Aktienkorb. Zu viele Firmen betreiben Wasserstoffaktivitäten nur als eines von mehreren Geschäftsfeldern – der ETF darf in sie investieren, weil er keinen Mindestumsatz mit (grünem) Wasserstoff vorschreibt. Hinzu kommt die schwache finanzielle Entwicklung, die diesen ETF wenig attraktiv macht.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: 5,0
Nachhaltigkeit: 4,0
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:
- Herstellung geächteter Waffen
- Verstöße gegen den UN Global Compact für drei Jahre
Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:
- Konventionelle Öl- und Gasförderung (50%)
- Serviceleistung für Öl- und Gasförderung (20%)
- Öl- und Gasförderung in der Arktis (20%)
- Förderung Schieferöl und - gas (20%)
- Förderung Ölsande (20%)
- Kohlebergbau (10%)
- Kohlestromerzeugung (10%)
- Produktion/Vertrieb Tabakprodukte (5%)
- Rüstungsverträge (5%)
- Produktion/Vertrieb von Waffen für den zivilen Markt und Sicherheitskräfte (5%)
- Glücksspielangebote (5%)
- Herstellung/Vertrieb Pornografie (5%)
- Herstellung/Vertrieb Alkohol (5%)
Daten und Fakten
Stichtag des Tests : 6.5.2024
Name des ETFs: L&G Hydrogen Economy UCITS ETF
ISIN IE00BMYDM794 / WKN A2QMAL
Nachgebildeter Index: Solactive Hydrogen Economy Index NTR
Start des ETFs: 10.2.2021
Jährliche Gebühren: 0,49 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 425,7 Millionen US-Dollar (5/2024)
Internet: www.fundcentres.lgim.com/de
Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich