Ein Mikrofinanzfonds gehört zu den Säulen des Musterdepots von Thorsten Graupe. / Foto: Invest in Visions

  Fonds / ETF, Musterdepots

Musterdepot: 150.000 Euro nachhaltig anlegen – so funktioniert's

Was raten Profis, wenn es darum geht, bestimmte Summen etwa für den Ruhestand anzulegen? Exklusiv für ECOreporter entwerfen erfahrene Finanzberaterinnen und Finanzberater Musterdepots für nachhaltig orientierte Anlegertypen. Heute: Thorsten Graupe, selbstständiger Anlageberater aus Bruchköbel in der Region Rhein-Main.


Thorsten Graupe ist zertifizierter ECOanlageberater. / Foto: privat

Für die Musterdepots stellt ECOreporter Finanzexpertinnen und Finanzexperten eine auf das Wesentliche reduzierte Aufgabe. Im "echten" Leben ist Anlageberatung natürlich komplexer. Da benötigt der Vermögensexperte mehr Informationen über die konkrete Situation, über Pläne und Präferenzen der Kundinnen und Kunden. Die Musterdepots sollen aber möglichst vielen Anlegerinnen und Anlegern ein Schnittmuster bieten. Beratung und intensive Beschäftigung mit der Geldanlage ersetzen sie nicht.

Der Experte

Thorsten Graupe ist selbstständiger Anlageberater und geprüfter Fachberater für nachhaltiges Investment (ECOanlageberater). Seit 1990 berät und betreut er als Investmentfondsspezialist seine Kundinnen und Kunden.

ECOreporter bietet seit vielen Jahren den Fernlehrgang zum ECOanlageberater an, der neben Finanzprofis auch interessierten Privatanlegerinnen und Privatanlegern zur Weiterbildung im Thema "nachhaltige Geldanlage" offensteht. Infos zu dem Lehrgang finden Sie hier.

Die Ausgangslage

Clara Fröhlich (58 Jahre alt) arbeitet angestellt und verdient netto 3.500 Euro. Sie hat Anlageerfahrung im Aktien- und Fondsbereich. Sie bewohnt ihre abbezahlte Eigentumswohnung in Hamburg-Winterhude. Durch eine Erbschaft hat sie 150.000 Euro erhalten, die sie mit mittlerem Risiko langfristig anlegen will. Weil sie Gehalt bezieht, sind ihr laufende Erträge aus der Geldanlage derzeit nicht wichtig. Sie hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung und ist auch anderweitig gegen die üblichen Risiken versichert. Auf ihren Girokonten hat Frau Fröhlich genug Geld, um laufende Ausgaben decken zu können. Sie möchte nicht, dass ihr Geld Kinderarbeit und Klimaschäden fördert.

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Die Empfehlung zur Strategie

Aufgrund des langfristigen Anlagehorizonts der Anlegerin von mindestens zehn Jahren und der Maßgabe, mit einem mittleren Risiko zu investieren, empfiehlt es sich hier, je ein Viertel der Gesamtsumme anzulegen in Rentenfonds (inflationsgeschützt), Aktienfonds-Spezialitäten, Mikrofinanz und Aktienfonds „AllCap“. Erfüllt werden sollen hier auch die Ansprüche an Dekarbonisierung (Klima) und soziale Standards.

Die unterschiedlichen Anlagestile und Sektoren sollen die Depotschwankungen gering halten und zu einem geringen Kurskorrekturpotenzial führen. Der Kapitalerhalt wird darüber hinaus durch den integrierten Inflationsschutz verbessert, ohne den Zugang zu nachhaltigen Wachstumschancen und langfristigen strukturellen Trends zu behindern.

Die Umsetzung

Das Kundendepot setzt sich, jeweils zu gleichen Teilen, aus folgenden Investmentfonds zusammen:

AXA WF - Global Inflation Bonds A (thesaurierend) EUR

Der Fonds hat als Anlageziel eine mittelfristige Wertsteigerung hauptsächlich durch Investitionen in inflationsgebundene Anleihen von Staaten, Kapitalgesellschaften oder öffentlichen Institutionen aus OECD-Ländern in aller Welt, sowie bis zu einem Drittel in nicht inflationsgebundene Schuldtitel und Geldmarktinstrumente. Circa 90 Prozent des Fondsvermögens werden in Wertpapiere von Unterzeichnern des Pariser Klimaabkommens investiert. Diese haben sich darauf geeinigt, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um bis zu 55 Prozent zu reduzieren – ein erster Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität Europas bis 2050.

Bonafide Global Fish Fund EUR

Dieser nachhaltig ausgerichtete Aktienfonds (ECOreporter-Test) investiert vorwiegend in Unternehmen der Fischwirtschaft und angrenzender Wirtschaftsbereiche. Verfehlungen etwa der Lachszucht (Antibiotikaeinsatz u.a.) werden zunehmend vermieden. In Norwegen beispielsweise liegt der Antibiotikaeinsatz bei Aquakulturen annähernd bei null. Kamerabasierte Fütterungsmethoden sollen die Verschmutzung des Meeresbodens reduzieren. Nachhaltige Aquakulturen haben gegenüber der Landwirtschaft den Vorteil, keinen Boden zu versiegeln, weniger Schadstoffe zu verursachen, kaum Wasser zu verbrauchen und weniger Nährstoffe einzutragen.

IIV Mikrofinanzfonds

Dieser Mikrofinanzfonds von Invest in Visions (ECOreporter-Test) soll wirtschaftliche Tätigkeiten in Schwellen- und Entwicklungsländern finanzieren helfen. Durch Kredite für Klein- und Kleinstunternehmen vermindert der Fonds soziale Ungleichheiten, fördert die soziale Integration und gibt benachteiligten Bevölkerungsgruppen die Chance, ihre Selbstständigkeit zu finanzieren und damit Arbeitsplätze zu schaffen. Der Fonds strebt etliche der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen an, etwa „Armut beenden“, „Gleichstellung der Geschlechter“, „Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle“ und „Ungleichheit verringern“.

Swisscanto (LU) Equity Fund Sustainable AT

Das Anlageziel dieses Fonds (ECOreporter-Test) ist langfristiges Kapitalwachstum, verbunden mit angemessenem Ertrag. Der Fonds investiert beispielsweise in Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen Beitrag dazu leisten sollen, das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Auf Investments in CO2-intensive Industrien wird verzichtet. So werden keine Anteile an Unternehmen gekauft, die fossile Energie fördern oder aus ihnen Strom gewinnen. Auch Fluglinien und traditionelle Automobilhersteller sind tabu.

Weitere nachhaltige Musterdepots finden Sie hier.

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