Linde plant offenbar im Anlagenbau bis zu jede vierte Stelle zu streichen. / Foto: Linde

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Nach Russland-Rückzug: Linde plant offenbar massiven Stellenabbau

Der Industriegase-Konzern Linde plant nach dem Rückzug aus Russland offenbar im großen Stil Stellen in seiner Anlagen-Sparte abzubauen. In Gefahr seien 400 bis 500 Arbeitsplätze, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf "Unternehmensinsider" berichtet.

Linde sind infolge der Sanktionen gegen die Regierung von Wladimir Putin milliardenschwere Großaufträge über Gasverflüssigungs- und Verarbeitungs-Anlagen vor allem durch den Staatskonzern Gazprom weggebrochen. Der bayrische Standort Pullach, wo Linde aktuell 2000 Menschen im Anlagenbau beschäftigt, ist nun nicht mehr voll ausgelastet.

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Der für das Geschäft zuständige Vorstand Jürgen Nowicki sprach in einer Betriebsversammlung via Videokonferenz demnach von "notwendigen strukturellen Maßnahmen am Standort Pullach" und einem einschneidenden Personalabbau. Das soll aus einem Schreiben des Betriebsrats an die Belegschaft hervorgehen, welches Reuters nach eigenen Angaben vorliegt. Aufträge aus Russland machten bislang zwei Drittel des Anlagen-Geschäfts bei Linde aus.

Der Vorstand geht laut Nowicki davon aus, dass ein Drittel des früheren Auftragsvolumens unwiederbringlich verloren ist. Die Gewerkschaft IG Metall stellt das allerdings in Frage: "Wir sind der Überzeugung, dass das nur ein Tal der Tränen ist, das nach zwei bis drei Jahren durchschritten sein dürfte", sagte der Linde-Beauftragte der IG Metall, Daniele Frijia, am Freitag zu Reuters. "Der Standort Pullach muss in seiner Breite und Tiefe erhalten bleiben."

Pläne betreffen auch Wasserstoffstrategie

Linde dringe auf einen möglichst schnellen Personalabbau, sagte Betriebsratschef Hans-Peter Kaballo laut der Nachrichtenagentur. "Aber das ist der völlig falsche Weg, ein hilfloser Versuch." Ein Linde-Sprecher wollte sich demnach Reuters gegenüber nicht äußern.

Der Rückzug aus Russland betrifft auch die Wasserstoff-Strategie des Unternehmens. Linde sei für die Umstellung von Gas auf Wasserstoff als Energieträger so gut aufgestellt wie kein anderen Anlagenbauer, so Betriebsratschef Kaballo. Das Geschäft sei profitabel, bringe aber ohne Russland nicht die geforderten Umsatzrenditen. "Das wird auch noch drei bis vier Jahre so bleiben. Das macht die Geschäftsführung nervös." Der Betriebsrat wolle Alternativen zu einem Stellenabbau aufzeigen – der überdies nur wenig einspare und einen Knowhow-Verlust bedeute.

An der Börse kamen die Entlassungspläne gut an, die Linde-Aktie schloss im Tradegate-Handel am Freitag 2,2 Prozent im Plus zum Vortag bei einem Preis von 274,30 Euro (Stand: 15.7.2022, 22:27 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 4,5 Prozent an Wert verloren, im Jahresvergleich ist sie 10,7 Prozent im Plus.

Im Hinblick auf eine sozial nachhaltige Ausrichtung wäre eine Entlassungswelle des Unternehmens zum jetzigen Zeitpunkt ein schlechtes Zeichen. Schon jetzt entlässt der Konzern regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um seine Margen noch weiter zu verbessern. Dabei steht Linde wirtschaftlich hervorragend da, nach einem guten ersten Quartal 2022 erhöhte der Konzern seine Jahresprognose. Wasserstoff soll im Geschäft von Linde künftig eine zunehmend größere Rolle spielen.

Wer jetzt über einen Einstieg in die Aktie nachdenkt kann das tun: Diese ist mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022 von 25 aufgrund der guten Aussichten des Konzerns weiterhin nicht zu teuer. Die erwartete Dividendenrendite für 2022 liegt bei ordentlichen 1,6 Prozent.

Linde ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Reihe Dividendenkönige. Zum ausführlichen Unternehmensporträt gelangen Sie hier. Mehr zu börsennotierten Wasserstoffunternehmen erfahren Sie in unserem Überblick Von Plug Power bis Linde: Das sind die besten Wasserstoff-Aktien.

Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Nachhaltige Dividendenkönige: Bei diesen Aktien kann sich der Einstieg jetzt lohnen.

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