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Pleiteaktien: Warum bleiben insolvente Unternehmen an der Börse?
SolarWorld, Phoenix Solar, Compleo Charging Solutions – diese Unternehmen haben zwei Dinge gemeinsam: Ihre Aktien kosten sehr wenig. Und sie sind pleite. Trotzdem interessieren sich immer noch Investoren für die Aktien. ECOreporter erklärt, woran das liegt.
Mehr als 35 Prozent hat die Aktie der Solar-Fabrik AG am Dienstag letzter Woche an Wert verloren. An der Insolvenz liegt dieser Einbruch nicht. Die hat der Freiburger Solarmodulhersteller nämlich schon 2015 beantragt. Damals stürzte der Kurs, der zuvor in der Spitze bei 25 Euro gelegen hatte, auf 0,40 Euro ab. Ein Jahr später waren es nur noch wenige Cent, und auf diesem extrem niedrigen Niveau bewegt sich die Aktie bis heute. Allerdings mit zumindest prozentual gesehen großen Schwankungen. So wie am Dienstag, als der Kurs um knapp 1 Cent auf 1,75 Cent nachgab.
Börsenrelevante Meldungen zur Solar-Fabrik gibt es schon lange nicht mehr. Die Markenrechte gehören seit 2016 einer anderen Solarfirma, die seitdem Solar Fabrik GmbH heißt. Was dort passiert, hat keine Bedeutung für die Aktie. Das Insolvenzverfahren der Solar-Fabrik AG läuft immer noch. 2022 teilte der Insolvenzverwalter mit, Aktionäre würden höchstwahrscheinlich kein Geld aus der Insolvenzmasse erhalten (ECOreporter berichtete hier). (Update: Die Aktie der Solar-Fabrik ist zum 15.9.2023 aus dem Börsenhandel genommen worden, mehr dazu lesen Sie hier - Anm. d. Red.)
6 Aktien insolventer nachhaltiger Unternehmen
Unternehmen | WKN | Insolvent seit | Aktueller Kurs in € (2.6.2023) | Kursentwicklung 1 Jahr (%) | Kursentwicklung 5 Jahre (%) | Kursentwicklung seit Allzeithoch (%) | Marktkapitali-sierung in Millionen € |
Sono Group N.V. | A3C7QW | 2023 | 0,1608 | -94,6 | * | -99,3 | 13,7 |
Compleo Charging Solutions AG | A2QDNX | 2023 | 0,5810 | -97,7 | * | -99,5 | 3,0 |
Clean Logistics SE | A1YDAZ | 2023 | 0,0610 | -99,6 | -98,9 | -99,7 | 0,8 |
SolarWorld AG | A1YCMM | 2017 | 0,1700 | -50,0 | -47,4 | -99,9 | 2,5 |
Phoenix Solar AG | A0BVU9 | 2017 | 0,0080 | -58,7 | -89,4 | -99,9 | 0,06 |
Solar-Fabrik AG | 661471 | 2015 | 0,0155 | -22,5 | 19,2 | -99,9 | 0,2 |
Datenstand: 2.6.2023, 11:00 Uhr; Angaben ohne Gewähr; *Unternehmen noch keine 5 Jahre an der Börse
Ähnlich schlecht sind die Aussichten für Aktionäre auch bei anderen schon lange insolventen Solarunternehmen, etwa der SolarWorld AG aus Freiburg oder Phoenix Solar aus Sulzemoos bei München. Ihre Aktien sind fast nichts mehr wert (siehe Tabelle). Sie gelten als Pennystocks – so nennt man Aktien, die weniger als einen Euro kosten.
Wegen ihrer sehr niedrigen Preise sind solche Papiere anfällig für Spekulationsgeschäfte. Mal eben 10.000 Aktien von Phoenix Solar kaufen? Kostet derzeit nur 80 Euro. Kommen mehrere Anlegerinnen und Anleger auf diese Idee, kann der Aktienkurs deutlich steigen. Zumindest für kurze Zeit, dann fällt er wieder in sich zusammen – denn hinter den Aktien stehen ja keine Werte mehr. Hier geht es nur noch um schnelle Handelsgewinne: Wer rechtzeitig wieder aussteigt, hat Plus gemacht. Alle anderen bleiben auf ihren Verlusten sitzen. Mindestens bis zum nächsten kurzen Hype.
Diese Entwicklung lässt sich auch bei Unternehmen beobachten, die erst vor Kurzem Insolvenz angemeldet haben, beispielsweise dem verhinderten Elektroautobauer Sono Motors aus München, dem Dortmunder Ladesäulenhersteller Compleo Charging Solutions oder der Clean Logistics SE aus Hamburg, die Lkws auf Wasserstoff-Antrieb umrüstete (siehe Tabelle).
Auch "leere" Firmen können noch Geld bringen
Dass diese drei Aktien noch börsennotiert sind, ist nachvollziehbar – die Firmen existieren weiterhin, und ihre Geschäfte sollen teils fortgeführt werden. Aber warum sind auch die Papiere von Firmen wie SolarWorld, bei denen schon lange niemand mehr arbeitet, nach wie vor handelbar?
Die einfache Antwort: Weil sie bislang niemand von der Börse genommen hat. Das passiert entweder von Amts wegen, wenn ein Unternehmen aus dem Handelsregister gelöscht wird – bei langen Insolvenzverfahren kann dies viele Jahre dauern. Oder der Insolvenzverwalter stellt einen Antrag auf Widerruf der Handelszulassung. Das ist in manchen Insolvenzverfahren nicht ratsam: Immerhin könnte die zwar mehr oder weniger leere, aber börsennotierte Firmenhülle noch weiterverkauft werden.
So bleiben „Zombie-Aktien“ im Markt, für die sich nur noch Spekulanten interessieren. ECOreporter rät davon ab, sich bei solchen Papieren an Kurswetten zu beteiligen. Denn die Preise von Pleiteaktien schwanken nicht nur sehr stark, bei ihnen besteht auch immer das Risiko, dass sie aus dem Handel genommen werden – dann erleiden Aktionäre einen Totalverlust. Hinzu kommt: Das kurzfristige Zocken mit Aktien erzeugt keinerlei nachhaltige Wirkung.
ECOreporter empfiehlt stattdessen: Setzen Sie bei Aktien-Investments auf grüne, zukunftsträchtige Unternehmen, und halten Sie lange an den Aktien fest. In der Regel erzielen Sie damit auf Dauer bessere Renditen als mit riskanten Kurswetten – und Sie schonen Ihre Nerven.