Das Geschäft mit Corona-Tests ist für Roche praktisch vorbei. Nun liegt der Fokus wieder verstärkt auf der Pharmasparte. / Foto: Pixabay

  Nachhaltige Aktien, Aktien-Favoriten

Roche: Fehlende Corona-Einnahmen sorgen für Umsatzeinbruch

Der wegbrechende Umsatz mit Corona-Tests hat dem Schweizer Pharmakonzern Roche im ersten Halbjahr 2023 einen Umsatz- und Gewinnrückgang beschert. Ein höherer Umsatz in der Division Pharma konnte dies nicht komplett ausgleichen. Seine Prognose für das Gesamtjahr bestätigte der ECOreporter-Aktien-Favorit.

Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um 8 Prozent auf 29,8 Milliarden Schweizer Franken (31 Milliarden Euro). Im Segment Diagnostics, das im Vorjahr von einem starken Absatz von Covid-19-Produkten profitiert hatte, sackte der Umsatz um 29 Prozent auf 7,1 Milliarden Franken (7,4 Milliarden Euro) ab.

Gewinn verfehlt Erwartungen

Die Pharmasparte steigerte ihre Erlöse dank der Nachfrage nach neuen Medikamenten um 1 Prozent auf 22,7 Milliarden Franken (24 Milliarden Euro). Bestseller war das Augenmedikament Vabysmo.

Ist ein Investment in Roche aktuell attraktiv?

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Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank um 14 Prozent auf 10,9 Milliarden Franken (11,4 Milliarden Euro). Der Nettogewinn ging um 17 Prozent auf 7,56 Milliarden Franken (7,9 Milliarden Euro) zurück und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten.

Im laufenden Jahr rechnet Roche mit einem wechselkursbereinigten Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Bereich. Bereinigt um Corona-Produkte, wird in beiden Divisionen mit einem soliden Wachstum gerechnet. Für den Kerngewinn je Aktie strebt Roche eine Entwicklung an, die weitgehend dem wechselkursbereinigten Umsatzrückgang entspricht. Man sei weiterhin bestrebt, die Dividende erneut zu erhöhen, erklärte der Konzern.

Am Donnerstag gab Roche außerdem bekannt, aufgrund der geplanten Preissenkungen bei den meistverkauften verschreibungspflichtigen Medikamenten in den USA bestimmte Projekte zur Entwicklung von Medikamenten und Pläne für Übernahmen aufgegeben zu haben.

Widerstand gegen Preissenkungen in den USA

"Wir haben entschieden, dass wir bestimmte Studien nicht durchführen werden oder dass wir keine Fusionen, Übernahmen oder Lizenzvereinbarungen eingehen werden, weil es finanziell nicht mehr tragbar ist", sagte Roche-Chef Thomas Schinecker. Er lehnte es gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters ab, dies näher zu erläutern.

Mehrere Arzneimittelhersteller, darunter die US-Konzerne Merck & Co und Bristol Myers Squibb, haben angekündigt, rechtliche Schritte gegen den Plan der US-Regierung einzuleiten, der bundesstaatlichen Krankenversicherung Medicare die Befugnis zu geben, die Arzneimittelpreise neu auszuhandeln. Der Schritt ist eine Maßnahme des Inflation Reduction Act (IRA), der neben der Förderung Erneuerbarer Energien auch für soziale Entlastung sorgen soll.

Roche erklärte, man werde keine Führung bei rechtlichen Schritten gegen den IRA einnehmen, da andere große Arzneimittelhersteller viel stärker betroffen seien. Die Arbeit an neuen Medikamenten werde aber dennoch beeinträchtigt.

Von Roche existiert ein Genussschein, der wie eine Aktie gehandelt wird. Wie bei allen Schweizer Wertpapieren ist auch der Kauf und Verkauf dieser Genussscheine seit Sommer 2019 für Anlegerinnen und Anleger in der EU nur noch über außerbörsliche Handelsplätze möglich und damit umständlicher und unter Umständen auch teurer als der Handel an einer Börse. Grund ist ein Streit zwischen der EU und der Schweiz – mehr dazu erfahren Sie hier.

Alternativ existiert allerdings ein sogenannter American Depositary Receipt (ADR), ein Hinterlegungsschein, der ebenfalls wie eine Aktie an Börsen gehandelt werden kann – auch in der EU. Der Roche-ADR ist ein sogenannter Sponsored ADR, das heißt, er wurde durch den Pharmakonzern in Kooperation mit einer Depotbank oder einem Händler aufgelegt.

Im Handel an der Börse Frankfurt ist dieser Hinterlegungsschein aktuell 0,4 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 35,70 Euro (Stand: 27.7.2023, 9:51 Uhr). Auf Monatssicht ist die das Wertpapier 2,2 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat es 15,3 Prozent an Wert eingebüßt.

Roche bleibt ein solides Investment

Roche hatte 2022 einen leichten Gewinnrückgang verbucht, erhöht aber dennoch die Dividende. Auch im ersten Quartal 2023 spürte der Konzern das deutlich nachlassende Corona-Geschäft. Roche investiert aktuell deutlich mehr Geld in seine Forschung und versucht seine Bandbreite beim Medikamentenangebot über Krebsmedikamente hinaus auszuweiten. ECOreporter sieht Roche nach wie vor als ein vielversprechendes Investment an, auch wenn das Unternehmen Rückschläge bei der Medikamentenentwicklung hinnehmen musste.

Aus nachhaltiger Sicht kritisch gesehen werden kann der Widerstand gegen die Senkung von Medikamentenpreisen in den USA. Der Vorwurf von Sozialverbänden: Dass Pharmakonzerne die Preissenkungen als Innovationshemnisse bezeichnen, sei nur ein vorgeschobener Grund. In Wahrheit gehe es lediglich um Profite.

Der Roche-ADR ist mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 kein Schnäppchen mehr, aber auch noch nicht zu teuer. Besonders für dividendenorientierte Investoren bleibt Roche attraktiv: Die erwartete Dividendenrendite für 2023 beträgt aktuell 3,7 Prozent.

Der Roche-Genussschein/ADR zählt zu den ECOreporter-Favoriten-Aktien der Kategorie Nachhaltige Dividendenkönige. Ein Unternehmensporträt finden Sie hier.

Lesen Sie auch: Nachhaltige Dividendenkönige: Bei diesen Aktien kann sich der Einstieg jetzt lohnen

Roche Holding AG Sponsored ADR 1/8 Aktie: ISIN US7711951043 / WKN 891106

Roche Holding AG Genussschein: ISIN CH0012032048 / WKN 855167

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