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Erneuerbare Energie, Meldungen
Sauber & billig! Energielügen widerlegt
Grünstrom teuer und subventioniert, Atomstrom billig: Das ist schlicht falsch. Obwohl tausendfach behauptet. Hier sind die Fakten. Mit Belegen.
Zahlen Sie zu viel Geld für Ihren Haushaltsstrom?
Rund 41 Cent zahlt ein deutscher Haushalt Mitte 2024 pro Kilowattstunde Strom.1 Achtung: Das ist ein Preis für alle Privatkunden. Eingerechnet ist der Grundpreis. Wer auf Vergleichsportalen schaut, die für die Kundenvermittlung oft eine Provision der Anbieter bekommen, erhält andere Zahlen: Dort gibt es Neukundentarife. Die liegen pro Kilowattstunde um 25 Cent.
Machen die Erneuerbaren Energien Ihren Strom so teuer?
Wie sollten sie? Für den Strom, den Wind- und Solarkraftwerke ins Netz einspeisen, gibt es ganz genaue Preisregeln im Gesetz. Für die kleinen Solaranlagen auf Hausdächern bekommt man z.B., wenn man den Strom teilweise selbst verbraucht und teilweise ins Netz einspeist, 8 Cent pro Kilowattstunde. Bei Volleinspeisung sind es sogar 12 Cent. Der weitaus größte Teil des grünen Stroms kommt aber aus größeren Kraftwerken, also Windrädern und großen Solaranlagen.
So. Und jetzt lesen Sie bitte einmal nur bis zum Ende der folgenden Frage, und dann schauen Sie weg, überlegen sich Ihre Antwort gut – nicht schummeln! – und dann antworten Sie… Hier ist die Frage: Die Gesellschaften, die Windräder und große Solarkraftwerke betreiben, wie viel Cent bekommen die für den Strom? Die Antwort finden Sie erst unter dem Bild. Sicherheitshalber.
Foto: Pixabay
Antwort: 5 bis 7 Cent pro Kilowattstunde erhalten die Windkraftanlagen und größeren Solaranlagen, wenn sie in den letzten Jahren in Betrieb gegangen sind.2
Kann nicht sein. Die Erneuerbaren sind überall als die Strompreistreiber angeprangert. Von wem hat ECOreporter denn solche Zahlen?
Recherche ist manchmal lächerlich einfach. Man schreibt die Presseabteilung der zuständigen Bundesbehörde an, und dann erhält man die Zahlen. Man muss eigentlich nur wissen, welche Behörde. In diesem Fall die Bundesnetzagentur. Und dann muss man am besten noch den Hintergrund verstehen. Es ist ja so: Wer heute ein großes, sauberes Kraftwerk ans Netz bringen will, der braucht zig Genehmigungen, meterweise Akten, mehrere Jahre Zeit, Gutachten für Naturschutz, technische Erlaubnisse, Statik und … lassen wir es mal dabei bewenden.
Wenn man das alles hat, und das kann beispielsweise für einen Windpark viele Millionen gekostet haben, dann kann man trotzdem noch keinen Windpark bauen. Man muss sich, wenn man den Strom nicht direkt etwa an große Industrieunternehmen verkaufen will, noch an einer Auktion beteiligen. Eine Auktion der, Sie ahnen es vermutlich schon, Bundesnetzagentur. Die sagt, vollkommen verkürzt dargestellt und vom Verwaltungs- ins Umgangsdeutsch übersetzt: Wir versteigern jetzt mal 50 Windpark-Erlaubnisse im ersten Halbjahr des Jahres. Wer den billigsten Strompreis anbietet, der hat gewonnen. Aber keinesfalls bekommt ihr mehr als 7 Cent pro Kilowattstunde (es waren in manchen Jahren auch 5 oder 6 Cent. Und für Windkraftwerke auf hoher See lagen die Preise noch einmal weit, weit darunter).
Wer sicher sein will, eine Erlaubnis zu bekommen, der bietet nun schön niedrig an. Denn wer einen Preis nennt, der einen Tick über demjenigen liegt, der mit seinem Preis noch den Platz Nummer 50 gekapert hat: Der kann sich seine ganzen Vorbereitungen in die Haare schmieren. Selbst wenn die Millionen gekostet haben. Tja, und so kommt es, dass sich erstens bei diesen Auktionen in der Vergangenheit oft gar nicht so viele Bewerber beworben haben, wie es Erlaubnisse hätte geben können. Auch deshalb ist der Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland unter der früheren Bundesregierung so schleppend gewesen. Und zweitens wollen natürlich alle, die sich beteiligen, die Erlaubnis, und daher unterbieten sie sich bei den Strompreisen.
Schmarrn! Da kann doch jeder so billige Preise bieten, aber hinterher haut er doch was drauf!
Nein. Wir haben die Bundesnetzagentur gefragt. Die sagt: Der Preis steht, sonst keine Genehmigung. Und zwar gilt der Preis – festhalten jetzt! – für 20 Jahre.
Lächerlich! Bei der Inflation! Und die Reparaturkosten steigen ja auch!
Tja. Genau. Wer ist so blöd, sich für 20 Jahre zu verpflichten, seinen Strom zum selben Preis zu verkaufen? Nun ja: Etliche börsennotierte Unternehmen (lesen Sie dazu auch unsere Überblicke zu den Windaktien und Solaraktien). Übrigens auch sehr viele sehr große Konzerne, die früher vor allem auf Kohlestrom gesetzt haben. Natürlich funktioniert das alles auch deshalb gut, weil Wind- und Solarkraftwerke heute eine sehr ausgereifte Technik haben und nicht reparaturanfällig sind. Und am Ende ihres Lebens können sie recycelt werden. Aber sie leben in der Regel deutlich länger als zwei Jahrzehnte. Und dann muss man auch noch sagen: In den 5 bis 7 Cent sind immer schon die Gewinne der Wind- und Stromanlagenbetreiber enthalten.
Trotzdem: Irgendwie ist an der Sache doch ein Trick dabei, 20 Jahre derselbe niedrige Preis, das geht nicht!
Der Trick ist einfach: Man muss Kraftwerke nehmen, die mit einem Rohstoff arbeiten, der nichts kostet. Und über dessen Preis nicht wie beim Öl oder Gas oder Uran ein Herr Putin bestimmt. Wind und Sonne sind da im Vergleich zu Kohle, Öl, Gas und Uran für Atomkraftwerke recht günstig, die Inflation kann ihnen auch nicht richtig etwas anhaben. Geschnallt?
Aber der Strom ist einfach zu teuer für die deutsche Industrie, wir werden deindustrialisiert durch die Erneuerbaren!
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