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Siemens Energy: Kritik an fehlender Strategie und Posten für Kaeser
Am morgigen Donnerstag werden die Siemens-Aktionäre der Abspaltung des Energiegeschäfts zustimmen. Doch unklare Zukunftsaussichten und eine führende Rolle von Siemens-Chef Joe Kaeser beim künftig eigenständigen Unternehmen sorgen für Unmut.
Belegschaftsaktionäre und die Fondsgesellschaft Deka kritisieren fehlende Konzepte für die Energiewende und bei Siemens selbst sowie Interessenkonflikte. Einer von zwei Aktionärsvereinen will deshalb auch gegen die Abspaltung stimmen.
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Der zweite Verein mit dem Namen „Wir für Siemens“ will zustimmen, schreibt aber in einer Stellungnahme die Abspaltung „löse keine Euphorie aus“. Siemens wird dazu aufgefordert, auf Dauer mit mehr als 25 Prozent Anker-Aktionär bei Siemens Energy zu bleiben. Nur so könne ein Ausverkauf wie bei der einstigen Siemens-Tochter Osram verhindert werden.
Siemens Energy soll am 28. September an die Frankfurter Börse gehen. Siemens wird dann noch 45 Prozent der Energy-Aktien halten, 9,9 Prozent davon werden im Pensionsfonds geparkt. Die übrigen Aktien werden den Siemens-Aktionären ins Depot geparkt. Lesen sie hier mehr über den Siemens Energy Börsengang.
Weiter mit Öl, Gas und Kohle?
Mit 91.000 Mitarbeitern und 29 Milliarden Euro Umsatz umfasst das neue Energie-Unternehmen rund ein Drittel der bisherigen Siemens AG. In Ernergy wird auch die Windkraft-Tochter-Siemens Gamesa aufgehen.
Kritik kommt auch vom Sparkassen-Wertpapierhaus Deka. Dort macht man sich sogar Sorgen um das künftige Geschäft der Siemens AG mit Infrastruktur-Technik, Industrie-Automatisierung und Zügen. Immerhin seien die Kernsparten von der Corona-Krise empfindlich getroffen worden, ihre Krisen-Festigkeit stehe damit in Zweifel.
Auch hält die Deka die Strategie des künftigen Siemens-Energy-Chefs Christian Bruch (50) für unklar. Es gebe Zweifel, ob das Unternehmen tatsächlich auf Erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff ausgerichtet werden soll – oder ob nicht doch fossile Energieerzeugung weiter im Vordergrund stünde.
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre glaubt jedenfalls nicht an Siemens Energy als Motor der Energiewende: Auf absehbare Zeit setze das Unternehmen in großem Maß auf Öl, Gas und sogar Kohle.
In der Kritik steht indes auch der Wechsel des scheidenden Siemens-Chefs Joe Kaeser an die Spitze des Siemens Energy Aufsichtsrats. Bei der Siemens AG hätte er eine zweijährige Pause vor einem solchen Wechsel einlegen müssen, nun befürchten Belegschaftsaktionäre und auch Stimmen bei der Deka Interessenkonflikte.
Interessenkonflikte befürchtet
Mit Kaeser als Chef-Aufseher und Siemens-Finanzvorstand Ralph P. Thomas als Prüfungsausschussvorsitzender seien die beiden wichtigsten Positionen in dem Gremium an Siemens-Vertreter vergeben worden. Das sei aus Corporate Governance-Sicht „nur schwer verdaulich“, heißt es in dem Deka-Statement.
Sorgen, dass die Abspaltung scheitern könnte muss Siemens sich indes nicht machen: Die einflussreichen Aktionärsberater ISS und Glass Lewis werden die Zustimmung empfehlen, viele Fonds vor allem in den USA und Großbritannien werden folgen, so das „Manager Magazin“.
Die Siemens-Aktie steht im Xetra-Handel aktuell bei 107,74 Euro und damit 0,35 Prozent im Minus (Stand: 8.7.2020, 9:30 Uhr). Im Monatsvergleich liegt die Aktie damit 0,39 Prozent im Minus, auf Jahressicht hat die Aktie 5,54 Prozent gewonnen.
Siemens ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Reihe Dividendenkönige. Der Konzern steht allerdings unter Beobachtung durch die ECOreporter-Redaktion. Zum ausführlichen Unternehmensporträt gelangen Sie hier.
Siemens AG: ISIN DE0007236101 / WKN 723610