Die Aktie von SMA Solar hat auf fünf Jahre gesehen 170 Prozent zugelegt - trotz der jüngsten Rücksetzer. / Foto: SMA Solar

  Nachhaltige Aktien

SMA Solar, Wacker Chemie: Deutsche Solaraktien verlieren deutlich

Am Mittwoch hat der hessische Wechselrichterhersteller SMA Solar 8 Prozent an Börsenwert eingebüßt, der bayrische Spezialchemiekonzern Wacker Chemie 4,4 Prozent. Auslöser waren die hohen Verluste eines anderen Solarunternehmens.

Der Schweizer Solarkonzern Meyer Burger hatte gestern schlechte Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 gemeldet und angekündigt, sein Modulwerk im sächsischen Freiberg möglicherweise zu schließen (ECOreporter berichtete hier). Die Aktie brach daraufhin ein und zog die Papiere von SMA Solar und Wacker Chemie mit nach unten.

Keine fairen Wettbewerbsbedingungen

Meyer Burger spricht in seiner gestrigen Mitteilung von „einer beispiellosen Verzerrung auf dem europäischen Solarmarkt“ aufgrund chinesischer Billigimporte und beklagt, dass bislang „keine ausreichenden Maßnahmen zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa“ ergriffen worden seien.

Bei SMA Solar und Wacker Chemie gibt es weniger Konkurrenzdruck aus China, die unsichere Zukunft der europäischen Solarindustrie kann aber auch ihre Geschäfte belasten. Im Dezember hatten die beiden Unternehmen und auch Meyer Burger bereits spürbar an Börsenwert verloren, nachdem die Bundesregierung angekündigt hatte, die Förderung der Solarbranche zusammenzustreichen, um ihr 60 Milliarden Euro großes Haushaltsloch zu stopfen (ECOreporter berichtete hier).

Die Aktie von SMA Solar kostet im Tradegate-Handel aktuell 46,70 Euro (Stand 18.1.2024, 9:11 Uhr). Nach zuvor hohen Zuwächsen verliert sie seit Juli 2023 stetig an Wert – zuletzt auch, weil ein Leerverkäufer dem Unternehmen vorgeworfen hatte, seine Ergebnisse in Finanzberichten zu positiv darzustellen. SMA Solar bestreitet dies.

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In den letzten drei Monaten hat die Aktie 31 Prozent abgegeben, im Jahresvergleich knapp 43 Prozent. Auf fünf Jahre notiert sie weiterhin 170 Prozent im Plus.

Im Gegensatz zu anderen Wechselrichterherstellern konnte SMA Solar seinen Umsatz 2023 deutlich steigern. Allerdings schwächelte der Auftragseingang zuletzt. Und der Plan, nach einer längeren Pause mit einer neuen Fabrik auf den US-Markt zurückzukehren, wird von Marktbeobachtern als riskant eingeschätzt.

Zudem liefen die Geschäfte in den letzten Jahren sehr wechselhaft, 2021 schrieb SMA Solar noch rote Zahlen. Die Aktie bleibt damit trotz eines niedrigen erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) von 12 für 2024 ein Investment für mutige Anlegerinnen und Anleger. Unter den Solarpapieren gehört sie aber für ECOreporter aktuell zu den vielversprechenderen Werten.

Wacker Chemie belastet die chinesische Baukrise

Bei der Kursentwicklung von Wacker Chemie zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei SMA Solar: Nach zuvor starken Zugewinnen geht es seit einem Jahr überwiegend abwärts. Auf zwölf Monate gesehen hat die Aktie 34 Prozent eingebüßt, auf fünf Jahre ist sie 7 Prozent im Plus. Im Tradegate-Handel steht sie derzeit bei 92,46 Euro (18.1.2024, 9:23 Uhr).

Wacker Chemie verkauft nicht nur Polysilizium an die Solarbranche, sondern auch Silikone an die Bauindustrie. In beiden Bereichen sind die Verkaufspreise zurückgegangen. Der Konzern leidet zudem unter weiterhin hohen Energiepreisen und einer schwachen Nachfrage in China aufgrund der dortigen Immobilienkrise. Ende Oktober senkte das Wacker-Management seine Jahresprognose für 2023.

Um sich breiter aufzustellen, will der Konzern verstärkt auf Polysilizium für die Halbleiterindustrie setzen und dazu seine Produktionskapazitäten im oberbayerischen Burghausen deutlich erweitern. Bis 2030 soll sich der Umsatz mit Kunden aus der Chipindustrie verdoppeln. Ob die Rechnung aufgehen wird, ist allerdings unklar. In den nächsten Jahren plant Wacker Chemie mit Investitionen von rund 100 Millionen Euro pro Jahr im Halbleitersegment.

Angesichts der unsicheren Perspektiven ist die Aktie mit einem erwarteten KGV von 14 für 2023 nicht günstig. ECOreporter sieht sie als Investment mit erhöhtem Risiko. Immerhin: Die erwartete Dividendenrendite liegt bei guten 3,6 Prozent.

Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Das sind die besten Solaraktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnen kann.

SMA Solar Technology AG: ISIN DE000A0DJ6J9 / WKN A0DJ6J

Wacker Chemie AG: ISIN DE000WCH8881 / WKN WCH888

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