Windräder von Siemens Gamesa. / Foto: Unternehmen

  Aktientipps, Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie, Aktien-Favoriten

Trump hasst sie: Windaktien

Donald Trump leugnet den Klimawandel, und er mag die Energiewende nicht. Über Windräder fabuliert er: "Sie sagen, der Lärm verursacht Krebs." Vielleicht ärgert ihn auch nur, dass er einen Rechtsstreit gegen Windkraftanlagen in der Nähe seines Golfplatzes verloren hat. Hätte er nur auf Windaktien gesetzt – einige würde er mögen. Hier finden Sie eine Übersicht über die gängigen Werte.

Trump hat das Pariser Klimaabkommen gekündigt. Ein Tiefschlag gegen die Windenergie? Davon ist nichts zu spüren. Selbst in den USA ist die Windkraft mit dort 100.000 Arbeitsplätzen ein Wirtschaftsfaktor. Und zwar einer, der wächst.

Die Commerzbank-Analysten (die Bank ist einer der größten deutschen Erneuerbare-Energie-Finanzierer) haben im Sommer 2019 für die Windenergie einen Boom vorausgesagt. Bei Anlagen an Land rechnen sie zwar eher mit gleichbleibend viel Interesse. Aber bei Offshore-Anlagen, also Windrädern auf See, erwarten sie binnen weniger Jahre fünf Mal so viel Verkäufe.

Windenergie immer günstiger

Warum Windenergie so attraktiv ist, kann jeder erkennen, der sich zwei Zahlen ansieht: Die eine steht auf der Stromrechnung. Und da erkennt man, dass eine Kilowattstunde Strom für jeden Otto-Normalverbraucher mittlerweile über 30 Eurocent kostet. Die andere Zahl wird in den Medien nicht oft erwähnt, weil sie so beschämend ist für die die Kohle- und Atomindustrie und auch für die allerorten blockierenden Politiker. Sie ergibt sich aus Stromauktionen und internen Berechnungen, und es ist eine Spannweite: In der Erzeugung kostet Windstrom heute zwischen 2 und 6 Eurocent. Kohle- und Atomstrom sind, rechnet man die Umweltschäden ein, ein Vielfaches teurer.

Dass Deutschland sich vom Windmarkt abgekoppelt hat und beispielsweise 2019 nur ein Drittel so viel neue Windanlagen installieren wird wie 2017, dass hierzulande seit 2000 nicht mehr so wenig neue Windanlagen aufgebaut wurden wie 2019: Im weltweiten Maßstab spielt das für die Windenergie nur die Rolle einer Fußnote. Dass die deutsche Bundesregierung sich noch vor einigen Jahren rühmen konnte, bei der Windenergie Weltmeister zu sein, ist ihr heute nicht einmal peinlich, wie es scheint.

Welche Aktien lohnen sich?

Mit welchen Aktien profitieren Anleger nun vom weltweiten Aufwind der Branche, die Trump hasst? Zunächst einmal muss man wissen, dass sich die Windbranche grob gesehen in drei Bereiche aufteilen lässt. Das sind zunächst einmal die Hersteller von Windkraftanlagen. Das ist ausgewachsener Maschinenbau, hohe Ingenieurskunst, es geht um mittlerweile riesige, komplett abgasfreie Kraftwerke.

Dann gibt es die sogenannten Windpark-Projektierer. Das sind die Unternehmen, die Standorte aussuchen, die Genehmigungsverfahren durchziehen, Anlagen kaufen, aufstellen lassen. Und danach oft das gesamte Projekt an einen Investor verkaufen. Ein Geschäft, das dem Wasser an den Meeresküsten ähnelt: Manchmal herrscht Ebbe in der Kasse, weil ein Projekt nicht vorangeht, dann gibt es wieder große Geldwellen, weil ein Verkauf eine Flut an Millionen Euro hereinspült. Bereich Nummer drei ist das komplette Gegenteil, nämlich ein Fluss, der träge, aber stetig fließt:  – es geht um die Betreiber von Windkraftwerken. Sie kaufen die fertigen Parks und leben von der Erzeugung und dem Verkauf des Stroms. Nicht so aufregend, aber lohnend.

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Das sind die Windanlagenhersteller-Aktien

Die deutsch-spanische Siemens Gamesa verzeichnete 2019 ein Rekord-Auftragsvolumen. Vor allem im Offshore-Bereich, also bei Windrädern auf hoher See, ist der Hersteller erfolgreich – als Weltmarktführer. Weil die Nachfrage nach Offshore-Anlagen in den nächsten Jahren steigen wird, hat die Aktie langfristig gute Aussichten. Allerdings kämpft das Unternehmen derzeit wie die Branchenkollegen mit gesunkenen Margen (mehr dazu können Sie hier lesen). Das erklärt auch den zuletzt schwächelnden Aktienkurs.

Der dänische Konzern Vestas (eine ECOreporter-Favoriten-Aktie der Kategorie Mittelklasse, ein Unternehmensporträt finden Sie hier) hat 2019 zwar im Vergleich zum Vorjahr mehr Aufträge erhalten, Umsatz und Gewinn gingen aber deutlich zurück. Höhere Rohstoffpreise und Transportkosten sowie Strafzölle schlugen auf die Zahlen durch. Vestas ist Weltmarktführer bei Windkraftanlagen an Land, leidet aber 2019 unter der schwächeren Nachfrage in Europa. Die Vestas-Aktie schwankte bis Anfang November stark, Neueinsteiger sollten die Aktie beobachten.

Nordex ist wesentlich kleiner als Siemens Gamesa und Vestas. Das Unternehmen aus Hamburg hat das erste Halbjahr 2019 mit einem Nettoverlust von 55,4 Millionen Euro beendet. Der Auftragsbestand (ohne Servicegeschäft) ist in den ersten neun Monaten 2019 auf 4.700 MW angestiegen. Zum Vergleich: In der Vorjahresperiode waren es gerade einmal 3.100 MW. Aber Nordex muss die Kosten in den Griff bekommen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Aufwind gaben der Aktie Anfang Oktober Übernahmegerüchte. Es wurde gemunkelt, dass der Großaktionär Acciona das Unternehmen übernehmen wolle. Die Aktie ist ein Spekulationsobjekt und allenfalls etwas für Anleger, die täglich handeln.  Windanlagenhersteller Nummer vier ist Senvion mit Sitz in Luxemburg. Im April 2019 schlitterte das Unternehmen in die Insolvenz, Siemens Gamesa will einige Segmente des Konzerns übernehmen. Anleger sollten die Finger von der Senvion-Aktie lassen.

Auf und Ab mit Aktien der Windpark-Projektierer

Energiekontor, bereits 1990 gegründet, ist ein Pionier der Energiewende. Das Bremer Unternehmen projektiert und betreibt Wind- und Solarparks und ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie. Ein Porträt von Energiekontor finden Sie hier. 2019 wuchs der Umsatz, die Aussichten sind weiter gut.

Der Windparkprojektierer PNE, 1995 gegründet, sitzt nicht weit entfernt von Energiekontor in Cuxhaven. Die US-Bank Morgan Stanley will das Unternehmen übernehmen und von der Börse nehmen. Die Annahmefrist für das Übernahmeangebot läuft noch bis 28. November. Die dritte Windprojektierer-Aktie ist ABO Wind aus Wiesbaden, 1996 gegründet. 2018 lief für das solide, ingenieursgeführte Unternehmen durchwachsen, die Aussichten sind aber aufgrund guter Auslandspositionierung langfristig ordentlich.

Stetigkeit: Die Aktien der Windkraftwerks-Betreiber

Wer ein Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerk betreibt, der muss einkaufen: Kohle, Gas oder Uran. Wer Windstrom verkauft, der lässt einfach seine Kraftwerke laufen. Für 20 oder 30 Jahre – so lange halten sie in der Regel. Der dänische Energiekonzern Ørsted hat das verstanden und entwickelt und betreibt Windparks. Früher hat er vor allem auf Kohle gesetzt. Die Aktie ist ein solides Langfristinvestment, aber hoch bewertet. Seit September schwächelt der Kurs. Anleger sollten die Ørsted-Aktie beobachten und bei einer erkennbaren Bodenbildung einsteigen. Bei langer Haltedauer sollte es sich auszahlen.

Es lohnt auch ein Blick auf den Wiesbadener Windparkbetreiber ABO Invest, eine Schwester von ABO Wind. Das Unternehmen hat nach einer turbulenten Hauptversammlung 2019 zum ersten Mal eine Dividende ausgeschüttet. Die Aktie hatte bis Mitte 2019 stark zugelegt; insgesamt ist ABO Invest im Vergleich zu  Ørsted aber noch sehr klein. ABO Invest ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Grüne Spezialwerte. Ein Unternehmensporträt finden Sie hier.

Die dritte Aktie in diesem Bereich ist Encavis aus Hamburg, gegründet 2001. Die Gesellschaft betreibt Wind- und Solarkraftwerke, vor allem in Deutschland. Auch diese Aktie hat sich bis November 2019 hervorragend entwickelt.

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